{"id":33687,"date":"2018-07-05T22:18:19","date_gmt":"2018-07-05T13:18:19","guid":{"rendered":"https:\/\/voyapon.com\/de\/?p=33687"},"modified":"2020-08-13T22:45:09","modified_gmt":"2020-08-13T13:45:09","slug":"aizu-wakamatsu-samurai","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/voyapon.com\/de\/aizu-wakamatsu-samurai\/","title":{"rendered":"Aizu Wakamatsu \u2013 Auf dem Weg der Samurai"},"content":{"rendered":"

Wer sich mit dem Samurai Kodex Bushido<\/strong> und den Geschehnissen um den Boshin Krieg (1868-1869) auseinandergesetzt hat, dem wird der Name der geschichtstr\u00e4chtigen Stadt\u00a0Aizu Wakamatsu<\/strong>, im Zentrum der Pr\u00e4fektur Fukushima,<\/strong> bereits bekannt sein. Von den imperialen Streitkr\u00e4ften in die Flucht geschlagen, nahmen sich 19 junge Samurai der Widerstandsgruppe Byakko-tai<\/strong> 1968 ihr Leben in einem rituellen Gruppen-Selbstmord, als sie aus der Ferne glaubten, die Burg Tsuruga<\/strong> ihres F\u00fcrsten in Flammen stehend zu sehen. Wie sich sp\u00e4ter herausstellte, handelte es sich dabei um einen Irrtum. Die tragische und zugleich faszinierende Geschichte des Bergs Iimori<\/strong> zog uns in den Bann,\u00a0diesen Ort zu besuchen.<\/p>\n

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Von Tokio nach Fukushima<\/h2>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n

Um sich auf den Weg der Samurai zu begeben, war es lediglich notwendig, einen Shinkansen Zug<\/strong> von Tokio nach Fukushima<\/strong> (der Stadt) zu nehmen und anschlie\u00dfend einen JR Lokalzug<\/strong> zur Aizu Wakamatsu Station<\/strong>. Nach etwa drei Stunden unkomplizierter Reise waren wir am Ziel angelangt.<\/p>\n

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Die Lokalz\u00fcge sind oft liebreizend verziert.<\/p><\/div>\n

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Die Burg Tsuruga<\/h2>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n

Die Burg Tsuruga\u00a0– auch bekannt als Burg\u00a0Aizu Wakamatsu<\/strong>\u00a0–<\/strong> war die erste Station auf unserer Reise und einfach per Loop Bus vom Bahnhof aus zu erreichen. Ein 20 Minuten Marsch h\u00e4tte es auch getan. Die Burg selbst, anmutend in seiner Pracht und von Falken umkreist, ist heute ein Museum, umgeben von Parkanlagen und den historischen Rinkaku Teeg\u00e4rten<\/strong>. Dort kann selbstverst\u00e4ndlich eine Tasse Tee im traditionellen Teeritual genossen werde.<\/p>\n

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Vor der Burgszenerie ist einem nach Luftspr\u00fcngen zumute.<\/p><\/div>\n

Die\u00a0Burg\u00a0<\/strong>Aizu Wakamatsu<\/strong>\u00a0wurde 1589 von namhaften F\u00fcrsten wie Date Masemune als Au\u00dfenposten des Tokugawa Shogunats<\/strong> bezogen. Zuletzt leisteten die tapferen Aizu Samurai dort vergeblich Widerstand gegen die neu formierte imperiale Armee. Die Burg wurde dabei teilweise zerst\u00f6rt und befindet sich daher nicht im Orginalzustand. Vom obersten Stock des Geb\u00e4udes verf\u00fcgt man \u00fcber einen ausgezeichneten Ausblick auf Aizu Wakamatsu<\/strong> und den naheliegenden Berg Iimori<\/strong>. Direkt neben der Burg befinden sich sowohl das lokale Fukushima-<\/strong> als auch das Sake Museum<\/strong>.<\/p>\n

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Der schicksalshafte Berg Iimori<\/h2>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n

Weitere 20 Minuten Busfahrt mit dem Loop Bus hat es gedauert, bis wir vor der Gedenkst\u00e4tte des Berg Iimori<\/strong> angelangt waren. Obwohl ein Sessellift zur Verf\u00fcgung stand, entschieden wir uns f\u00fcr den relativ unbeschwerten Aufstieg \u00fcber die Treppe. Auf halbem Weg befand sich ein Museum, welches sich detailliert mit dem Schicksal der 19 Samurai befasst.<\/p>\n

\"Zahlreiche

Zahlreiche Statuen und Gedenksteine erinnern an das Heldentum der jungen Samurai.<\/p><\/div>\n

Auf dem Gipfel angelangt versp\u00fcrten wir zwischen W\u00e4ldern und Grabsteinen eine dr\u00fcckende und zugleich mystische Atmosph\u00e4re. Der letzte Schnee zierte die Gr\u00e4ber die 19 jungen M\u00e4nner. Ein Duft von R\u00e4ucherst\u00e4bchen zog sich durch die Luft. Gedenks\u00e4ulen und Steine des faschistischen Italiens<\/strong> und NS-Deutschlands<\/strong> sollten den Respekt zum Ausdruck bringen, welche diese fragw\u00fcrdigen Regime f\u00fcr die bedingungslose Aufopferung der Samurai f\u00fcr ihren F\u00fcrsten hatten. Symbolisch steht der Ort f\u00fcr den traditionellen und zugleich fatalistischen Weg der Samurai, wie er im Hagakure<\/strong> und Bushido Kodex<\/strong> beschrieben ist. Zugleich markiert der Boshin Krieg,<\/strong> gemeinsam mit der Satsuma Rebellion<\/strong> (1877), den letzten Widerstand gegen die pro-westlichen und milit\u00e4risch \u00fcberlegenen imperialen M\u00e4chte vor der Verwestlichung und Industrialisierung Japans.<\/p>\n

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Auch das nationalsozialistische Regime hat seine Spuren am Gipfel hinterlassen.<\/p><\/div>\n

An der Stelle, wo sich einst die Samurai das Leben durch Seppuku<\/strong> nahmen, steht heute ein Friedhof mit einer ausgezeichneten Aussicht auf die Stadt und die\u00a0Burg\u00a0<\/strong>Aizu Wakamatsu<\/strong>.<\/p>\n

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In der Ferne glaubten die jungen Samurai, dass die Burg in Flammen stehen w\u00fcrde.<\/p><\/div>\n

Auf der n\u00f6rdlichen Seite des Berg Iimori<\/strong> findet sich die architektonisch einzigartige 1796 errichtete Sazaedo Pagode<\/strong>. Die Bauart der Pagode l\u00e4sst sich wohl am besten mit einer DNA Doppelhelix vergleichen. Umgeben von kleineren Schreinen, B\u00e4chen und W\u00e4ldern ist die kleine Tempelanlage wahrhaftig ein Ort der spirituellen Ruhefindung.<\/p>\n

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Die Pagode ist in ihrer Bauart kein zweites Mal auf der Welt zu finden.<\/p><\/div>\n

Bei den Samurai daheim<\/h2>\n

Eine Busfahrt von nur 15 Minuten mit dem Loop Bus, brachten uns vom Iimori Berg zu unserer letzten Station. Die Aizu Bukeyashiki Samurai Residenz<\/a> veranschaulicht den Lebensstil der einflussreichen Kriegerkaste w\u00e4hrend der Edo Periode (1603-1868) – von deren Erziehung, Diplomatie bis hin zu allt\u00e4glichen Abl\u00e4ufen. Auch hier handelt es sich um Nachbauten der 1868 zerst\u00f6rten Wohnkomplexe.<\/p>\n

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Im Inneren der Samurai Residenz finden sich R\u00fcstungen, Schwerter sowie Alltagsgegenst\u00e4nde.<\/p><\/div>\n

Einen Fu\u00dfmarsch von der Samurai Residenz entfernt kann der ebenso historische Oyakuen Kr\u00e4utergarten<\/a> oder ein Onsen in der naheliegenden Higashiyama Onsen<\/a> Ortschaft besucht werden. Nach einem langen und k\u00fchlen Tag haben wir uns daf\u00fcr entschieden, den Tag in einem Onsen Bad<\/strong> direkt neben dem rei\u00dfenden Strom ausklingen zu lassen. Lediglich die Buszeiten sollten im Vornherein gecheckt werden, um nicht den letzten Bus zur\u00fcck in Bahnhofsn\u00e4he zu verpassen.<\/p>\n

Trotz der bedr\u00fcckenden Geschichte rund um Aizu Wakamatsu<\/strong>, den Berg Iimori<\/strong> und die Schicksale der jungen Samurai ist die Kleinstadt heute ein malerischer Ort der Besinnlichkeit und Idylle, in der wir ein St\u00fcckchen mehr die Seele Japans begreifen konnten.<\/p>\n