{"id":69983,"date":"2020-09-05T08:00:00","date_gmt":"2020-09-04T23:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/voyapon.com\/de\/?p=69983"},"modified":"2022-06-07T04:28:12","modified_gmt":"2022-06-06T19:28:12","slug":"japanische-friedhoefe-traditionen-rituale","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/voyapon.com\/de\/japanische-friedhoefe-traditionen-rituale\/","title":{"rendered":"Japanische Friedh\u00f6fe: Traditionen und Rituale rund um die Grabst\u00e4tten"},"content":{"rendered":"\n
Die japanischen Traditionen enthalten zahlreiche Br\u00e4uche und Rituale, die f\u00fcr Personen aus der westlichen Welt vielleicht suspekt erscheinen m\u00f6gen, in Hinblick auf die religi\u00f6sen Lehren des Buddhismus und Shintoismus jedoch Sinn machen. Auch die Traditionen rund um japanische Friedh\u00f6fe<\/strong> (hakaba<\/em>, \u5893\u5834) machen da nat\u00fcrlich keine Ausnahme und werden euch mit ihren zahlreichen Ritualen wahrscheinlich \u00fcberraschen.<\/p>\n\n\n\n In diesem Artikel werden wir euch \u00fcber japanische Friedh\u00f6fe<\/strong> aufkl\u00e4ren, \u00fcber die Traditionen und Rituale w\u00e4hrend des Obon-Festes<\/strong>, welches zum Gedenken an die Verstorbenen abgehalten wird und euch ebenfalls kulturell besondere japanische Friedh\u00f6fe<\/strong> vorstellen.<\/p>\n\n\n\n Kommen wir aber zuerst einmal zu der Frage, was japanische Friedh\u00f6fe so besonders macht. Denn denken wir an einen Urlaub in Japan<\/a>, ist der Friedhof wahrscheinlich nicht die erste Anlaufstelle, die uns einfallen w\u00fcrde. Doch dabei gibt es wohl keinen faszinierendsten Ort, um die enge Verbundenheit der Japaner mit dem Nachleben und dem Buddhismus<\/strong> zu begreifen.<\/p>\n\n\n\n Da im Shintoismus der Tod als etwas unreines angesehen wird<\/strong>, findet ein Gro\u00dfteil aller Beerdigungen in Japan heutzutage nach buddhistischen Ritualen<\/strong> statt, was bedeutet, dass der K\u00f6rper des Verstorbenen verbrannt und in einem Familiengrab beigesetzt wird. Anders als wir es aus Europa oder Amerika kennen, repr\u00e4sentiert der Grabstein (\u5893\u77f3, hakaishi<\/em><\/strong>) somit die gesamte Familie<\/strong>. <\/p>\n\n\n\n Falls ihr euch wundert, was die h\u00f6lzernen Tafeln hinter den Gr\u00e4bern<\/strong> zu bedeuten haben, hier ist die Erkl\u00e4rung: Der Tradition nach erhalten die Verstorbenen nach ihrem Ableben einen buddhistischen Namen<\/strong> (\u6212\u540d, kaimy\u014d<\/em>,) von einem Priester, der verhindern soll, dass der Verstorbene ins Diesseits gerufen wird, wenn sein weltlicher Name f\u00e4llt. \u00dcblicherweise werden f\u00fcr den buddhistischen Namen altmodische Kanji verwendet, um zu vermeiden, dass der Name in allt\u00e4glichen Gespr\u00e4chen f\u00e4llt. Dieser Name kann sich auf den h\u00f6lzernen T\u00e4felchen, genannt Itat\u014d<\/em>ba<\/em><\/strong> (\u677f\u5854\u5a46), hinter dem Grabstein befinden. Zum Teil l\u00e4sst sich auch der Name eines Buddhas oder Sanskritzeichen auf den Holzt\u00e4felchen finden.<\/p>\n\n\n\n Typischerweise besteht das japanische Familiengrab auf aus einem steinernen Monument, das Platz f\u00fcr eine Blumendekoration, R\u00e4ucherst\u00e4bchen und Wasser bietet<\/strong>. Die individuellen Namen der Familienmitglieder werden in den meisten F\u00e4llen in die Seiten des Grabsteins eingraviert<\/strong>. Zwar unterscheidet sich dieser Brauch von Region zu Region, doch zumeist werden die Namen der lebenden Familienmitglieder in rot eingef\u00e4rbt, um sie von den Verstorbenen zu unterscheiden.<\/p>\n\n\n\n Der angebotene Platz f\u00fcr das Wasser soll vermeiden, dass die Verstorbenen durstig sind, er kann aber auch mit Sake gef\u00fcllt werden, wenn die Ahnen diesen mochten.<\/p>\n\n\n\n Die traditionelle Form eines Grabes ist die Gorin-t\u014d<\/em> (\u4e94\u8f2a\u5854) Form, eine Pagodenform aus f\u00fcnf Steinbl\u00f6cken, die die f\u00fcnf Elemente der buddhistischen Philosophie \u2013 Erde, Wasser, Feuer, Luft und das Nichts \u2013 repr\u00e4sentieren<\/strong>. Oftmals finden sich auf den einzelnen Teilen des Grabmonuments die Zeichen f\u00fcr das jeweilige Element wieder, aber auch Sanskritzeichen k\u00f6nnen eingraviert sein. Diese Form des Grabsteins befindet sich h\u00e4ufig auf \u00e4lteren Friedh\u00f6fen, moderne Grabsteine besitzen zumeist eine s\u00e4ulenartige Form.<\/p>\n\n\n\n Doch die japanischen Friedh\u00f6fe, wie wir sie heute kennen, haben sich erst im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Noch zwischen dem dritten und siebten Jahrhundert wurden bedeutsame Menschen in riesigen Begr\u00e4bnisst\u00e4tten beigesetzt. Diese Begr\u00e4bnisst\u00e4tten, genannt Kofun<\/em> (\u53e4\u58b3) und auch bekannt als H\u00fcgelgr\u00e4ber<\/a><\/strong>, finden sich in zahlreichen Varianten wieder, einfache Grabst\u00e4tten, die rund oder eckig und nur wenige Meter breit waren, w\u00e4hrend andere Kofun<\/em> gigantische Dimensionen aufwiesen und aus der Vogelperspektive einem Schl\u00fcsselloch \u00e4hnelten.<\/p>\n\n\n\n Noch heute bekannte Kofun<\/em> in Japan sind das Nintokuryo<\/a><\/strong>, welches eines der gr\u00f6\u00dften Gr\u00e4ber der Welt darstellt, mit einer Gr\u00f6\u00dfe von ca. 470.000 m\u00b2<\/strong> inklusive des Grabens und zu Ehren des Kaisers Nintoku (\u4ec1\u5fb3\u5929\u7687\u9675), Mitte des 5. Jahrhunderts, errichtet wurde. Ebenso wie das Kofun<\/em> des Kaisers Richu, erbaut im fr\u00fchen f\u00fcnften Jahrhundert, sollte es in Form eines Schl\u00fcssellochs, vom Meer aus sichtbar sein.<\/p>\n\n\n\n Mit mehr als 200.000 Gr\u00e4bern buddhistischer M\u00f6nche, ist der Okunoin Friedhof<\/strong> der gr\u00f6\u00dfte japanische Friedhof <\/strong>und befindet sich in der Kansai Region auf dem Berg Koya (\u9ad8\u91ce\u5c71, koyasan<\/em>) und umgibt den gleichnamigen Tempel Okunoin. Der Sage nach ruhen auf dem Koyasan keine Toten, sondern nur wartende Seelen auf der Weiterreise.<\/p>\n\n\n\n Der gr\u00f6\u00dfte st\u00e4dtische Friedhof Japans ist der Tama Friedhof<\/strong> (\u591a\u6469\u970a\u5712, tama reien<\/em>) in Fuchu<\/a>, Tokio. Errichtet im Jahr 1923, umfasst der Tama Friedhof 128 Hektar und ist die letzte Ruhest\u00e4tte einiger Gr\u00f6\u00dfen der japanischen Geschichte. Darunter der Schriftsteller Mishima Yukio<\/a><\/strong> (1925-1970); der 33. Premierminister von Japan, Hayashi Senj\u016br\u014d<\/a><\/strong> (1876-1943) und der K\u00fcnstler Okamoto Tar\u014d<\/a><\/strong> (1911-1996).<\/p>\n\n\n\n Der bei Besuchern von Tokio beliebte Z\u014dj\u014d-ji Tempel<\/a> (\u5897\u4e0a\u5bfa), am Rande des Tokyo Towers<\/strong>, ist bekannt f\u00fcr seine zahlreichen buddhistischen Jiz\u014d Statuen<\/strong>. Die mit roten M\u00fctzchen und Windr\u00e4dern best\u00fcckten Statuen, repr\u00e4sentieren ungeborene Kinder, ebenso wie Fehlgeburten, Abtreibungen und Sternenkinder.<\/strong><\/p>\n\n\n\n Japanische Friedh\u00f6fe lassen sich aber nat\u00fcrlich nicht nur in Randgebieten gro\u00dfer St\u00e4dte oder an heiligen Orten in der N\u00e4he von Tempeln finden, manchmal werdet ihr sie auch in l\u00e4ndlichen Gegenden, in der N\u00e4he von Reisfeldern, hinter G\u00e4rten oder mitten im Wald<\/strong> finden. Diese alten, zumeist mit Moos bewachsenen Grabst\u00e4tten, werden sicherlich auch euch in ihren Bann ziehen.<\/p>\n\n\n\n Das Obon-Fest<\/strong> (\u304a\u76c6, obon<\/em>) ist eine buddhistische Tradition f\u00fcr die Seelen der verstorbenen Ahnen, die mit ihren Familienmitgliedern im Diesseits wieder zusammengef\u00fchrt werden sollen<\/strong> und seit bereits mehr als 500 Jahren in Japan zelebriert wird. In diesem Jahr wird Obon vom 13. bis 16. August<\/strong> gefeiert.<\/p>\n\n\n\n Verbunden mit dem Obon-Fest gehen einige Traditionen einher, wie die Opfergabe von Speisen vor buddhistischen Tempeln oder den auseigenen Schreinen,<\/strong> die buddhistische Variante des hauseigenen Schreins nennt sich Butsudan<\/em> <\/strong>(\u4ecf\u58c7), w\u00e4hrend shintoistische Hausaltare Kamidana<\/em><\/strong> (\u795e\u68da) genannt werden. Neben den Opfergaben stellen die Familien ebenfalls aufgespie\u00dfte Gurken und Auberginen auf, die Pferde und Rinder symbolisieren<\/strong> sollen. Die Gurke, das Symbol des Seelenpferdes<\/strong> (\u7cbe\u970a\u99ac, sh\u014dry\u014d-uma<\/em>), soll die Seele des Verstorbenen schnell ins Diesseits zu seiner Familie bringen, w\u00e4hrend das Seelenrind<\/strong> (\u7cbe\u970a\u725b, sh\u014dry\u014d-ushi<\/em>), symbolisiert durch die Aubergine, die Seele langsam wieder zur\u00fcck ins Jenseits bringt.<\/p>\n\n\n\n Das Obon-Fest wird ebenfalls dazu genutzt, das Familiengrab zu besuchen (\u304a\u5893\u53c2\u308a, ohaka mairi<\/em>) und dieses zu reinigen.<\/p>\n\n\n\n Mit dem Obon-Fest gehen auch die Bon-Odori<\/strong> (\u76c6\u8e0a\u308a) T\u00e4nze<\/strong> einher, die die Seelen der Verstorbenen im Diesseits willkommen hei\u00dfen<\/strong> sollen. Die T\u00e4nze sowie die Musik unterscheiden sich von Ortschaft zu Ortschaft.<\/p>\n\n\n\n Seinen Ursprung findet der Bon-Odori in dem buddhistischen, rituellen Tanz Nenbutsu<\/em> \u5ff5\u4ecf, der zur Vergegenw\u00e4rtigung von Buddha aufgef\u00fchrt wurde.<\/p>\n\n\n\n Heutzutage ist der Bon-Odori ein beliebtes Tanzfest bei dem Gro\u00df und Klein, Jung und Alt, Einheimische sowie Touristen gleicherma\u00dfen teilnehmen k\u00f6nnen. Wenn ihr also die Gelegenheit habt und ein Bon-Odori Fest besuchen k\u00f6nnt, merkt euch die einfachen Tanzschritte und reiht euch einfach bei den T\u00e4nzern mit ein!<\/p>\n\n\n\n Ein weiteres traditionelles Ritual ist das Okuribi<\/strong> (\u9001\u308a\u706b), das Feuer soll die Seelen der Verstorbenen am Ende des Obon-Fests zur\u00fcck in das Jenseits begleiten<\/strong>. Eines der bekanntesten Okuribi bzw. Gozan no Okuribi<\/strong> (\u4e94\u5c71\u9001\u308a\u706b, \u201eGeleitfeuer der f\u00fcnf Berge\u201c) findet j\u00e4hrlich in Kyoto<\/a> statt und ist ebenfalls unter dem Namen Daimonji (\u5927\u6587\u5b57) bekannt. W\u00e4hrend des Okuribi werden f\u00fcnf Funkenfeuer auf bestimmten Bergen rund um Kyoto herum entfacht, um die Geister der Verstorbenen in ihre Welt zur\u00fcckzuf\u00fchren.<\/p>\n\n\n\n<\/figure>\n\n\n\n
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Japanische Friedh\u00f6fe: Was macht sie so besonders?<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Wie unterscheiden sich japanische Grabsteine von westlichen?<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
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Warum sind japanische Friedh\u00f6fe ein kulturelles Gut?<\/h2>\n\n\n\n
Das Obon-Fest: Hei\u00dfen wir die Verstorbenen Willkommen!<\/h2>\n\n\n\n
Bon-Odori: Der Tanz zum Willkommen hei\u00dfen der Seelen der Verstorbenen<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
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Okuribi: Das Feuerritual w\u00e4hrend der Obon-Zeit<\/strong><\/h3>\n\n\n\n