{"id":73084,"date":"2021-03-24T11:10:02","date_gmt":"2021-03-24T02:10:02","guid":{"rendered":"https:\/\/voyapon.com\/de\/?p=73084"},"modified":"2024-12-02T08:26:44","modified_gmt":"2024-12-01T23:26:44","slug":"futon-in-japan-schlafen-auf-dem-boden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/voyapon.com\/de\/futon-in-japan-schlafen-auf-dem-boden\/","title":{"rendered":"Warum schlafen Japaner auf dem Boden? Die Geschichte vom Futon in Japan"},"content":{"rendered":"\n
Die Erfahrung, auf einem Futon<\/em> (\u5e03\u56e3) zu schlafen, bleibt eine der beliebtesten Aktivit\u00e4ten f\u00fcr Reisende, die Japan besuchen. Die M\u00f6glichkeit dazu findet sich normalerweise in einem Ryokan<\/a><\/em> (\u65c5\u9928, traditionelles japanisches Hotel) oder in einem G\u00e4stehaus, in dem Zimmer im japanischen Stil<\/a>, Washitsu (\u548c\u5ba4) genannt, die Norm sind. Der Futon ist Teil dieser Gruppe von Dingen, die viele als typisch japanisch betrachten, ebenso wie Kimonos oder Sushi. Im Gegensatz zu letzterem, ist das Schlafen auf einem Futon auf einem Tatami-Boden (\u7573) nicht besonders verbreitet im Westen. Die japanische K\u00fcche oder viele der in Japan hergestellten Produkte sind \u00fcberall auf der Welt leicht zu erhalten. Aber die Globalisierung hat die Nutzung der Tatamis in westlichen Haushalten noch nicht g\u00e4ngig gemacht.<\/p>\n\n\n Wenn wir Futon sagen, meinen wir das Set der Baumwollmatratze und der dar\u00fcber liegenden Bettdecke, genannt Shikubuton<\/em> (\u6577\u5e03\u56e3) und Kakebuton<\/em> (\u639b\u5e03\u56e3). So traditionell es auch scheinen mag, seine weit verbreitete Verwendung ist relativ neu. Seine Urspr\u00fcnge reichen bis in die Zeit der B\u00fcrgerkriege zur\u00fcck. Die massive Einf\u00fchrung in japanische H\u00e4user erfolgte jedoch erst im 20. Jahrhundert.<\/p>\n\n\n W\u00e4hrend der Nara-Zeit (710-794) war das Schlafen auf einer Bettstruktur ein Luxus, den nur der Adel genie\u00dfen konnte. Bauern schliefen normalerweise auf Strohhaufen, Matten aus Stroh- bzw. Reispflanzen oder direkt auf dem Boden. In dieser Zeit kamen die \u00e4ltesten bekannten Betten aus China nach Japan. Die Kultur der Tatami begann sich im 8. Jahrhundert zu entwickeln.<\/p>\n\n\n W\u00e4hrend der Heian-Zeit (794-1185) bestanden die Betten f\u00fcr die Oberschicht aus mehreren \u00fcbereinander gestapelten Tatami-Matten, die als Yaedatami<\/em> (\u516b\u91cd\u7573) bezeichnet wurden. Die Anzahl der Schichten war proportional zum Rang der betreffenden Person. Das Kissen war ein kleineres St\u00fcck aus dem gleichen Material. Historische Referenzen und Illustrationen aus dieser Zeit zeigen, dass die Tatami nicht den gesamten Holzboden bedeckten und nur als Auflagefl\u00e4che dienten.<\/p>\n\n\n\n Baumwolle existiert in Japan seit der Heian-Zeit, auch wenn der anf\u00e4ngliche Anbau nicht von Erfolg gekr\u00f6nt war. Doch w\u00e4hrend des Zeitalters der streitenden Reiche (1467-1615) explodierte die Baumwollnachfrage. Da diese aber immer noch teuer und nicht einfach herzustellen war, wurde sie haupts\u00e4chlich f\u00fcr Kriegsmaterial verwendet, wie z.B. f\u00fcr Sprengz\u00fcnder an Bomben und die langsam brennende Schnur zum Z\u00fcnden von Matchlock-Kanonen. Zweitens, f\u00fcr Flaggen und Soldatenkleidung. Die Verwendung als Textilmaterial f\u00fcr normale Kleidung blieb dagegen auf der Strecke.<\/p>\n\n\n[the_ad id=“91644″]\n\n\n\n Zu Beginn der Edo-Zeit (1603-1868) ging die Nachfrage nach Baumwolle f\u00fcr die Kriegsf\u00fchrung zur\u00fcck und so begann sich Baumwolle langsam in der Bev\u00f6lkerung auszubreiten. Zu dieser Zeit bestand die Norm darin, nackt oder nur mit der gleichen Kleidung zu schlafen, die tags\u00fcber getragen wurde. Eine Zunahme des Baumwollverbrauchs f\u00fchrte zur Entwicklung gepolsterter Kimonos zum Schlafen. Diese ersten japanischen Pyjama, genannt Kaimaki-Futon<\/em> (\u63bb\u5dfb\u5e03\u56e3), wurden in manchen F\u00e4llen auch aus Leinen hergestellt.<\/p>\n\n\n Was Schlafpl\u00e4tze angeht, so wurden h\u00e4ufig sogenannte Senbei-Futons <\/em>(\u714e\u9905\u5e03\u56e3) genutzt. Eine humorvolle Anspielung auf die typischen japanischen Reiscracker mit dem gleichen Namen. Diese Futons besa\u00dfen so wenig Baumwolle, dass sie leicht hart und steif wurden. Sch\u00f6ne und gepolsterte Stepp-Futons waren immer noch ein einziges handgemachtes und \u00e4u\u00dferst luxuri\u00f6ses Produkt. Nur die Oberschicht oder die teuersten Kurtisanen konnten sie sich leisten.<\/p>\n\n\n Erst Ende des 19. Jahrhundert tauchten Gesch\u00e4fte auf, die sich dem Verkauf von Futons widmeten. Trotzdem waren sie noch ein Gegenstand, den sich nur wenige leisten konnten. Erst das Erscheinen g\u00fcnstigerer importierter Baumwolle erm\u00f6glichte letztendlich einen besseren Zugang zu Futons. Und speziell die Nachkriegszeit bedeutete das Ende der Baumwollfutons als Statussymbol, da sie von der allgemeinen Bev\u00f6lkerung h\u00e4ufiger verwendet wurden. <\/p>\n\n\n\n Der Futon wurde im Westen in der zweiten H\u00e4lfte des 20. Jahrhunderts dank vermehrter internationaler Reisen bekannt. Diejenigen, die Japan besuchten und diese andere Art des Schlafens zu sch\u00e4tzen lernten, brachten manchmal Futons mit oder versuchten diese nachzubilden. Die Nachbildungen unterscheiden sich jedoch von den Originalen darin, dass sie normalerweise etwas dicker sind (ein Mittelding zwischen einem japanischen Futon und einer Matratze), um an das durchschnittliche westliche Publikum angepasst zu werden. Auf der anderen Seite finden sich in westlichen Haushalten normalerweise keine Tatami-B\u00f6den und der Futon liegt nicht direkt auf dem Boden, sondern ist in einem Bett oder Sofa integriert. F\u00fcr letztere sind sie wegen ihrer einfachen Faltung besonders beliebt.<\/p>\n\n\n Traditionelle Futons sind normalerweise handgefertigt und aus 100% Baumwolle. Heutzutage verwenden einige Hersteller jedoch auch Materialen wie Polyester, Latex oder Polyurethanschaum. Die Verwendung von synthetischen Materialen ist nicht unbedingt schlecht, da sie auch dazu beitragen, den Komfort zu modulieren und die Pflege zu erleichtern, da sie nicht den gleichen Feuchtigkeitsgehalt wie Baumwolle aufnehmen.<\/p>\n\n\n\n Die Popularisierung von Baumwollfutons f\u00fchrte auch zu Nutzungen und Br\u00e4uchen, die letztendlich die soziale Landschaft beeinflussten. Kleinere H\u00e4user und Wohnungen profitierten von den platzsparenden Vorteilen und dem Komfort eines Futons. Auch die Notwendigkeit, die Futons in der Sonne zu h\u00e4ngen und zu l\u00fcften, ist ein Grund, warum fast alle japanischen H\u00e4user nach S\u00fcden ausgerichtete Balkone ben\u00f6tigen. Diese stellen eine ausreichende Sonneneinstrahlung sicher, um so antibakterielle Eigenschaften zu nutzen.<\/p>\n\n\n Aus einem \u00e4hnlichen Grund begann sich Anfang des 20. Jahrhunderts der Brauch zu entwickeln, Futons in Schr\u00e4nken aufzubewahren. Denn Feuchtigkeit und Tatami sind eine schlechte Kombination. Und den Futon den ganzen Tag \u00fcber in derselben Position zu lagern, ist eine wahre Einladung an unerw\u00fcnschte G\u00e4ste, sich an unserem kostbaren Rastplatz niederzulassen.<\/p>\n\n\n\n Viele Jahre lang haben die pers\u00f6nlichen Erfahrungen vieler Menschen gezeigt, dass das Schlafen auf festeren Oberfl\u00e4chen f\u00fcr unsere Wirbels\u00e4ule vorteilhafter ist. Bis 2005 gab es jedoch nur wenige empirische Belege in beide Richtungen. In diesem Jahr ver\u00f6ffentlichten die Forscher die erste klinische Studie<\/a>, die diesbez\u00fcglich Licht ins Dunkel brachte. Die Forscher bewerteten die Ergebnisse des Schlafens auf verschiedenen Festigkeitsstufen bei Patienten mit chronischen R\u00fcckenschmerzen. Mit einer Festigkeitsskala von 1 bis 10 (weniger fest bis fester) erzielten die Stufen 6 und 7 die besten Ergebnisse. Stufe 8 folgte ihnen auf dem zweiten Platz. Daher wurden die Vorteile einer h\u00f6heren H\u00e4rtestufe, ohne bis zum \u00c4u\u00dfersten zu gehen, offensichtlich.<\/p>\n\n\n\n Das hei\u00dft, das Schlafen auf einem Futon auf dem Boden verursacht keine R\u00fcckenschmerzen. Obwohl R\u00fcckenschmerzen in der japanischen Bev\u00f6lkerung genauso h\u00e4ufig sind<\/a> wie in jedem anderen Industrieland, spielen mehrere Faktoren eine Rolle als nur die Schlafgewohnheiten. In jedem Fall sorgt der Brauch, auf einem Futon zu schlafen, daf\u00fcr, dass es nicht schlimmer wird.<\/p>\n\n\n\n Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Verwendung von Futons in Gefahr sein k\u00f6nnte. Selbst wenn die Verwendung von Tatami-B\u00f6den deutlich r\u00fcckl\u00e4ufig ist<\/a>, ist es in einer Wohnung mit Holzb\u00f6den oder anderen Materialien \u00fcblich, ein Tatami-Schlafzimmer zu besitzen, damit die Mieter auf einem Futon schlafen k\u00f6nnen. Hier geht es nicht nur um den kulturellen Faktor und die gesundheitlichen Bedenken, sondern es geht auch um eine praktische Seite. Die M\u00f6glichkeit, den Futon aufzubewahren und zus\u00e4tzlichen Platz zu haben, ist ein wertvoller Vorteil an einem Ort, an dem die \u00fcblichen Abmessungen von H\u00e4usern nicht zu gro\u00df sind. Seid ihr bereit, es zu versuchen?<\/p>\n\n\n\nWas ist der Ursprung des Futons in Japan?<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
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Baumwolle als Kriegswerkzeug<\/h2>\n\n\n\n
Die ersten Futons: ein Luxus nur f\u00fcr wenige<\/strong><\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Die Verwendung vom Futon im Westen<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
Wie werden Futons hergestellt? Pflege und Wartung<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
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Welche Vorteile haben Japaner, wenn sie auf dem Boden schlafen?<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Wie sieht die Zukunft der Futon-Kultur aus?<\/h2>\n\n\n\n