{"id":79544,"date":"2021-07-06T16:36:27","date_gmt":"2021-07-06T07:36:27","guid":{"rendered":"https:\/\/voyapon.com\/de\/?p=79544"},"modified":"2024-12-02T08:26:42","modified_gmt":"2024-12-01T23:26:42","slug":"taifune-in-japan-was-zu-tun-ist","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/voyapon.com\/de\/taifune-in-japan-was-zu-tun-ist\/","title":{"rendered":"Taifune in Japan: Historie und was bei einem Taifun zu tun ist"},"content":{"rendered":"\n
Am Samstag, den 12.Oktober 2019, traf Taifun Hagibis auf Zentraljapan. Nachrichtensender, wie die Japan Broadcasting Corporation (NHK), hatten die Zerst\u00f6rungen durch den Sturms tagelang vorhergesagt und bezogen sich dabei auf seine Gr\u00f6\u00dfe (1.400 km), seine Windgeschwindigkeiten (198 km\/ h) und seinen Verlauf, direkt ins Zentrum Tokios. Die Japan Times berichtete, dass JR East und zahlreiche weitere Bahnlinien vor dem Sturm stillgelegt wurden und \u00fcber das Wochenende ihren Betrieb einstellten. Die Augen der internationalen Staatengemeinschaft richteten sich auf Japan und zitierten den Aufstieg von Hagibis von einem tropischen Sturm zu einem Supertaifun der Kategorie 5 innerhalb von 18 Stunden<\/a>. Sie z\u00e4hlten ihn zu den explosivsten Taifunen, die jemals registriert wurden.<\/p>\n\n\n Unterdessen verbarrikadierten sich die Bewohner Tokios. Die Schaufenster entlang der Haupteinkaufsstra\u00dfen blieben geschlossen, so dass alle bis auf die standhaftesten 7\/11 oder Family Marts das ganze Wochenende \u00fcber vollst\u00e4ndig geschlossen blieben.<\/p>\n\n\n\n Als alles vor\u00fcber war, hatte Hagibis Sch\u00e4den in H\u00f6he von 1,86 Billionen Yen verursacht und allein f\u00fcr 2019 die gesamten Wasser- und Windrechnungen des Landes auf 2,15 Billionen Yen erh\u00f6ht. Ein zus\u00e4tzlicher Nothilfefonds in H\u00f6he von 500 Milliarden Yen wurde sofort genehmigt, da Fl\u00fcsse \u00fcber die Ufer getreten waren und Erdrutsche H\u00e4user zerst\u00f6rt hatten. Die Selbstverteidigungskr\u00e4fte wurden gerufen, um Menschen zu evakuieren, w\u00e4hrend die Infrastruktur zusammenbrach und ganze Z\u00fcge, H\u00e4user und Viertel unter Wasser standen. Insbesondere Bew\u00e4sserungsanlagen, Kan\u00e4le, Ackerland und Reis wurden besch\u00e4digt. Bei der letzten Z\u00e4hlung kamen mindestens 91 Menschen ums Leben.<\/p>\n\n\n\n Taifune fallen unter dieselbe Kategorie wie Orkane: tropische Wirbelst\u00fcrme. Wie vom Nation<\/a> Ocean Service<\/a> des US-Handelsministeriums angegeben, beschreiben Meteorologen solche St\u00fcrme als \u201erotierendes, organisiertes System von Wolken und Gewittern, das \u00fcber tropischen oder subtropischen Gew\u00e4ssern entsteht und eine geschlossene, niedrige Zirkulation aufweist\u201c. Taifune k\u00f6nnen \u00fcber Ozeanen auftreten, solange die korrekte Kombination von Feuchtigkeit, Druck und Temperatur vorherrscht.<\/p>\n\n\n Sobald ein Wettersystem bestimmte Zyklongeschwindigkeiten erreicht, wird es von einem tropischen Tief zu einem tropischen Sturm hochgestuft. Sobald dieser Sturm etwa 119km\/h erreicht hat, ist er offiziell ein Taifun. Wenn er 241 km\/h erreicht hat, wird er als Supertaifun bezeichnet, wie vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) in den USA kategorisiert. (Das JTWC ist \u00fcbrigens auch die Organisation, die f\u00fcr die Namensgebung von Taifunen zust\u00e4ndig ist.)<\/p>\n\n\n\n Der einzige Unterschied zwischen einem Taifun und einem Orkan ist, in der Tat, der Ort, an dem er auftritt. In Nordamerika ist ein tropischer Wirbelsturm als Orkan bekannt. Im S\u00fcdpazifik ist es ein Taifun. Unabh\u00e4ngig von ihrem Namen, k\u00f6nnen Taifune wie Hagibis enorme Sch\u00e4den anrichten, H\u00e4user und Ersparnisse zerst\u00f6ren, ebenso wie Leben. Sie sind eine ernst zu nehmende Gefahr.<\/p>\n\n\n\n Hagibis war ein gewaltiger Sturm \u2013 das stimmt. Er war jedoch nur ein einziger Sturm, in einer Reihe von Taifunen, die ein Land treffen, das besonders anf\u00e4llig f\u00fcr Naturkatastrophen ist.<\/p>\n\n\n\n Japans Taifun-Saison dauert normalerweise von Mai bis Oktober, doch die Monate August und September gelten als die t\u00f6dlichsten Monate. \u00dcber dem Pazifik beginnen Taifune typischerweise im s\u00fcdwestlichen Teil des Ozeans, \u00f6stlich der Philippinen. Sie arbeiten sich durch die \u201eTaifun-Stra\u00dfe\u201c nach oben, einen ozeanischen Pfad, der St\u00fcrme auf den asiatischen Kontinent fegt und dann wieder zur\u00fcck auf den Ozean. Sobald sich ein Sturm \u00fcber dem Ozean ausbreitet, kann er sich harmlos aufl\u00f6sen.<\/p>\n\n\n\n Das bedeutet, dass Japan direkt am westlichsten Rand der Taifun-Stra\u00dfe liegt. Insbesondere Okinawa befindet sich mitten auf dem Weg und wird von etwa sieben solchen St\u00fcrmen pro Jahr getroffen. Wenn sich ein Taifun vom Land fernh\u00e4lt, besteht kaum eine Gefahr (obwohl die Fischer nat\u00fcrlich vorsichtig sein m\u00fcssen). Aber wenn ein Taifun ausschert und auf Land trifft, steigt das Potential f\u00fcr katastrophale Gefahren. Dies geschieht normalerweise weniger als zehnmal im Jahr, obwohl die Gesamtzahl der Taifune \u00fcber dem Ozean viel h\u00f6her sein kann (Hagibis war 2019 die Nummer 19<\/a>).<\/p>\n\n\n Einer der zerst\u00f6rerischsten Taifune aller Zeiten, war Isewan<\/a> 1950, der 5.000 Menschenleben einforderte, als der Meeresspiegel entlang der K\u00fcstengebiete um fast 5 Meter anstieg. Isewan war der st\u00e4rkste Taifun seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Problem lag jedoch bei den Evakuierungsverfahren: es wird gesch\u00e4tzt, dass weniger als 250 Menschen h\u00e4tten sterben k\u00f6nnen, wenn die Verfahren richtig durchgef\u00fchrt worden w\u00e4ren. Als Reaktion darauf, wurden auf lokaler Ebene neue Methoden eingef\u00fchrt, die es den Kommunalverwaltungen erm\u00f6glichten, effizienter auf solche Katastrophen zu reagieren.<\/p>\n\n\n\n Im Jahr 1985 verursachte der Supertaifun Ida<\/a> beispiellose Sch\u00e4den, haupts\u00e4chlich, weil der Supertaifun Helena gerade eine Woche zuvor das Land erreicht hatte. Helena \u00fcberflutete 50.000 H\u00e4user und der Erdboden hatte keine Chance sich zu erholen. Von Kanto bis nach Tohoku, fiel der Regen so schnell wie seit 60 Jahren nicht mehr, verursachte mehr als 1.900 Schlammlawinen und sp\u00fclte ganze D\u00f6rfer weg. \u00dcber 500.000 Menschen wurden obdachlos und 1.200 Menschen verloren ihr Leben. Infolgedessen war Ida der Ausgangspunk f\u00fcr Japans aktuelles unterirdische System zur Umleitung von Hochwasser innerhalb von St\u00e4dten, das aus geschosshohen unterirdischen Rohren, wie dem unterirdischen Regulierungsreservoir Ring Road Nr. 7 unter Tokio, besteht.<\/p>\n\n\n\n Nur ein Jahr sp\u00e4ter, 1959, und mit nur wenig Zeit, sich von Ida und Helena zu erholen, wurde Japan von seinem teuersten Taifun der Geschichte heimgesucht: dem Supertaifun Vera<\/a>. Dieses Mal erlitt Nagoya die gr\u00f6\u00dften Sch\u00e4den, als ganze K\u00fcstenabschnitte in der N\u00e4he der Stadt unter den Wellen des Sturms zusammenbrachen und fast 150.000 H\u00e4user zerst\u00f6rte. Das Trinkwasser blieb monatelang kontaminiert und der Verlust an Ernte und Infrastruktur war schwerwiegend. Eine schwindelerregende Anzahl von 5.000 Menschen starben und fast 1,6 Millionen Menschen wurden obdachlos, w\u00e4hrend sich der Schaden auf fast 500 bis 600 Milliarden Yen belief (1,36 Milliarden EUR in 2007).<\/p>\n\n\n Das Jahr 2004 markiert ein Rekordjahr f\u00fcr Taifune in Japan<\/a>, als zehn St\u00fcrme auf Land trafen, die h\u00f6chste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Im ganzen Land wurde Eigentum ausgel\u00f6scht, Menschen verloren ihr Leben, wurden in Geb\u00e4uden eingeschlossen, unter Erdrutschen begraben. Und all das vor dem 23. Taifun der Saison, der \u00fcber das Land fegte. Dieser Taifun, Tokage, \u00fcberflutete 21.000 H\u00e4user und verursachte erneut enormen Schaden an Infrastruktur und Ernte.<\/p>\n\n\n\n Mit all ihrer Zerst\u00f6rungskraft ist es verst\u00e4ndlich, warum Taifune in Japan eine noch gr\u00f6\u00dfere Bedrohung darstellen als die gef\u00fcrchteten Erdbeben<\/a> der Nation.<\/p>\n\n\n\n Mit jedem neuen Taifun hat Japan jedoch neue und bessere Reaktionsweisen erlernt. Wie immer macht die Bereitschaft den Unterschied. Gegenw\u00e4rtig ist die Nation technologisch, wirtschaftlich und sozial bestens vorbereitet. Im Jahr 2020 k\u00fcndigte beispielsweise die Japan Meterological Agency (JMA) eine neue Wetterverfolgungstechnologie an, die f\u00fcnf Tage im Voraus vorhersagen kann, wann sich ein tropisches Tief zu einem Taifun entwickeln wird. Zuvor konnte die JMA nur innerhalb von 24 Stunden Vorhersagen treffen.<\/p>\n\n\n Im Gro\u00dfen und Ganzen ist die \u00d6ffentlichkeit an diese Wetterereignisse gew\u00f6hnt und wei\u00df, wie sie darauf reagieren kann, indem sie \u00f6ffentliche Verkehrsmittel meidet, drinnen bleibt, sich mit Lebensmitteln eindeckt, sich eine Decke schnappt und die Nachrichten mitverfolgt. <\/strong>Manchmal gibt es eine wahnsinnige Nachfrage nach Toilettenpapier und konservierten Lebensmitteln. Und dennoch, wenn man bedenkt, wie ungew\u00f6hnlich es in Japan ist, selbst unter extremen Wetterbedingungen einen Stromausfall zu erleiden, ist diese Art der Reaktion verst\u00e4ndlich.<\/p>\n\n\n\n Der erste Ratschlag f\u00fcr Reisende ist einfach: entsprechend planen, aber nicht ausflippen. Es ist zwar unm\u00f6glich Monate im Voraus zu sagen, ob sich ein Taifun bilden wird, aber die Kenntnis der Taifun-Hochsaison kann Reisenden dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen (Mai bis Oktober, wobei August und September am unbest\u00e4ndigsten sind).<\/p>\n\n\n\n Unabh\u00e4ngig von der Reisezeit, gibt es einige vern\u00fcnftige Vorsichtsma\u00dfnahmen, die Reisende befolgen k\u00f6nnen. Ganz oben auf der Liste steht das Packen eines Notfall-Kits. Es mag \u00fcbertrieben erscheinen, aber viele japanische Haushalte haben genau f\u00fcr diesen Zweck Notfall-Kits und niemand wird sich beschweren, wenn ein Kit ben\u00f6tigt wird. Um zu helfen, hat NHK eine Liste mit empfohlenen Gegenst\u00e4nden erstellt, die im Notfall gepackt und bereitgehalten werden sollten, darunter Taschenlampen, Erste-Hilfe-Material, Bargeld, Batterien und gute Turnschuhe.<\/p>\n\n\n Macht euch dar\u00fcber hinaus mit der Geographie und den Evakuierungswegen vertraut. Kennt eure Umgebung, unabh\u00e4ngig von eurer Unterkunft, sei es ein Hotel, ein AirBnB, auf dem Land oder in der Stadt. Beachtet das Gel\u00e4nde, die Stra\u00dfenf\u00fchrung, die Zugangspunkte, die Fluchtwege und die allgemeine Topographie. (Gibt es in der N\u00e4he H\u00fcgel, die einen Erdrutsch verursachen k\u00f6nnten? Gibt es Fl\u00fcsse, die \u00fcber die Ufer treten k\u00f6nnten? Gibt es Br\u00fccken, die einst\u00fcrzen k\u00f6nnten, wenn eine Evakuierung erforderlich ist? Gibt es B\u00e4ume, die umfallen k\u00f6nnten?). Behaltet die Nachrichten im Auge, wenn sich ein Wettersystem im Landesinneren durchsetzt und st\u00fctzt euch auf die Website des JTWC, die aktuelle Sturminformationen enth\u00e4lt und keine Kenntnisse der japanischen Sprache erfordert.<\/p>\n\n\n\nWas genau ist ein Taifun?<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
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Japan: Entlang der Taifun-Stra\u00dfe<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Taifun Isewan<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
Taifun Ida<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
Taifun Vera<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
Taifune in Japan: Bereitet Euch auf das Schlimmste vor, erwartet das Beste<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
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Tipps f\u00fcr Reisende in Japan<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Eine Liste mit empfohlenen Notfallgegenst\u00e4nden<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
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Kenne Deine Evakuierungswege<\/strong><\/h3>\n\n\n\n