Kami<\/em>, den shintoistischen G\u00f6ttern des Schreins, Bericht zu erstatten und sich f\u00fcr deren Schutz zu bedanken.<\/p>\n\n\n\n\u00dcbernachtung im Tempel Rengejoin<\/h2>\n\n\n\n Wir setzten unseren Weg fort und waren erleichtert, als wir endlich das 25 Meter hohe Daimon-Tor<\/strong> am Eingang von Koyasan erreichten. Vom Tor aus gingen wir zu dem Tempel Rengejoin<\/strong> (\u84ee\u83ef\u5b9a\u9662), wo wird planten zu \u00fcbernachten. Knapp die H\u00e4lfte der \u00fcber hundert Tempel von Koyasan bieten Schlafm\u00f6glichkeiten f\u00fcr G\u00e4ste an. Wer sich jetzt eine kl\u00f6sterliche Kammer mit kargem Mobiliar vorstellt, braucht sich keine Sorgen machen. Die Gastr\u00e4ume in den Tempeln unterscheiden sich kaum von denen eines traditionellen japanischen Gasthauses.<\/p>\n\n\n\nNachdem wir unsere Sachen in unsere R\u00e4ume gebracht hatten, begaben wir uns in die Haupthalle des Tempels, um an einer Meditationsrunde<\/strong> teilzunehmen. Die abgedunkelte Halle war nur von Kerzen beleuchtet, die von den goldenen Ornamenten des buddhistischen Altars reflektiert wurden und f\u00fcr eine mystische Stimmung sorgten. Der Abt des Tempels betrat den Raum. Er war ein \u00e4lterer Mann, aber seine Bewegungen waren beh\u00e4nde und seine K\u00f6rperhaltung kerzengerade. Er hatte eine Ausstrahlung, die einen sofort einnahm. Respekteinfl\u00f6\u00dfend, aber gleichzeitig g\u00fctig. Nachdem er die Meditation erkl\u00e4rt hatte, setzten sich alle Teilnehmer mit gekreuzten Beinen auf ihre Kissen. Wir \u00fcbten eine simple Form der Meditation, bei der wir uns auf unseren Atem konzentrierten. Allerdings war die Meditationszeit mit 40 Minuten ein bisschen zu lang f\u00fcr die meisten Teilnehmer. Ich selbst meditiere zwar regelm\u00e4\u00dfig, aber auch mir waren nach einiger Zeit im Halben-Lotussitz die Beine eingeschlafen. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung an so einem Ort zu meditieren.<\/p>\n\n\n\nDas Abendessen war ein echtes Highlight.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nZum Abendessen im Tempel gab es Shojin Ryori<\/strong> (\u7cbe\u9032\u6599\u7406), das seinen Ursprung in der vegetarischen K\u00fcche der M\u00f6nche hat. Diese verzichtet nicht nur auf tierische Lebensmittel, sondern auch auf stark riechenden Pflanzen wie Knoblauch oder Zwiebeln, da diese die Sinne anregen und den M\u00f6nchen damit das Meditieren erschweren k\u00f6nnten. Fad schmeckt das Essen jedoch keinesfalls. Verschiedene Arten von Gem\u00fcsen, Pilzen und Sojaprodukten werden gekocht, ged\u00fcnstet, gebraten, frittiert, mit Miso und Sojaso\u00dfe gew\u00fcrzt und mit einer derartigen Liebe zum Detail angerichtet, dass man meint, man h\u00e4tte ein Kunstwerk vor sich, das fast schon zu schade ist, um es zu essen. Von der langen Wanderung an diesem Tag war ich allerdings so hungrig, dass dieser Gedanke schnell wieder aus meinem Kopf verschwunden war.<\/p>\n\n\n\nEin n\u00e4chtlicher Ausflug zum Oku-no-in<\/h2>\n\n\n\n Nach dem Essen trafen wir uns mit Nobu-san, einem jungen M\u00f6nch, der uns auf eine Nachttour zum Oku-no-in<\/strong> (\u5965\u4e4b\u9662) mitnahm. Oku-no-in ist Kukais Mausoleum und der Ort, an dem er verehrt wird. \u00dcber 200.000 Gedenksteine<\/strong> befinden sich auf dem Weg zum Innersten. Viele davon wurden f\u00fcr gro\u00dfe Heilige und ber\u00fchmte historische Figuren errichtet. Aber auch Firmen wie Panasonic oder Toyota haben hier eine Gedenkst\u00e4tte f\u00fcr die verstorbenen Firmengr\u00fcnder und Mitarbeiter. Nobu-san, der aus einer ganz normalen Familie stammt und wegen seiner Liebe zu Koyasan M\u00f6nch wurde, erz\u00e4hlte uns unz\u00e4hlige fesselnde Anekdoten, die hinter den Gedenksteinen steckten. <\/p>\n\n\n\nOk-no-in bei Nacht.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nUm dem n\u00e4chtlichen Spaziergang \u00fcber die die Gedenkst\u00e4tte einen gewissen G\u00e4nsehautfaktor zu verleihen, hatte Nobu-san einige Gruselgeschichten auf Lager. So gibt es einen Brunnen auf dem Weg. Wer hineinblickt und nicht sein Spiegelbild darin sieht, der stirbt innerhalb der n\u00e4chsten drei Jahre. Da es dunkle Nacht war, nahm ich Abstand davon, es auszuprobieren. Lieber kein Risiko eingehen. Auch von einer der Treppen auf dem Weg hei\u00dft es, dass, wenn man auf ihr stolpert, man innerhalb von drei Jahren stirbt. Buddha sei dank haben wir es aber sicher hinauf geschafft.<\/p>\n\n\n\n
Kukais Mausoleum<\/h2>\n\n\n\n Am n\u00e4chsten Morgen stand ich fr\u00fch auf, um an der Morgenandacht<\/strong> teilzunehmen. Der Geruch von Weihrauch lag in der Luft, w\u00e4hrend der Abt die buddhistische Liturgie sang, unterst\u00fctzt von den anderen M\u00f6nchen und Nonnen des Tempels. Nach dem Fr\u00fchst\u00fcck machten wir uns wieder auf den Weg zum Oku-no-in. Diesmal bei Tageslicht. Am Ende des von uralten Zedern und moosbewachsenen Gedenksteinen ges\u00e4umten Weges liegt das Mausoleum von Kukai<\/strong>. Die Anh\u00e4nger der Shingon-shu glauben, dass Kukai, den sie meistens bei seinem post mortem Ehrentitel Kobo Daishi nennen, nicht etwa gestorben ist, sondern seit fast 1200 Jahren hier in st\u00e4ndiger Meditation weilt, bis der n\u00e4chste Buddha in unserer Welt erscheint. Es gibt sogar eine K\u00fcche, in der t\u00e4glich zwei Mahlzeiten f\u00fcr Kukai zubereitet werden. Dank unserer F\u00fchrerin Kodama-san, hatten wir die Gelegenheit, mit einem M\u00f6nch zu sprechen, der selbst einmal Koch f\u00fcr Kukai war. Er zeigte uns einige der Fotos des Essens auf seinem Smartphone. Ich hatte schon damit gerechnet, dass das Essen aufwendig zubereitet wird, aber die Vielfalt haute mich um. Nicht nur traditionelles japanisches Essen, auch vegane Burger und Lasagne standen auf dem Speiseplan. Nachdem das Essen Kukai dargebracht wurde und er sich dessen \u201cEssenz\u201d einverleibt hat, werden die Speisen von den M\u00f6nchen selbst gegessen, um nichts zu verschwenden.<\/p>\n\n\n\nAuch tags\u00fcber verliert Oku-no-in nichts von seiner mystischen Stimmung.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nAb der Br\u00fccke, die zu Kukais Mausoleum f\u00fchrt, darf nicht mehr fotografiert werden. Es herrschte eine and\u00e4chtige Stimmung und als wird direkt vor dem Mausoleum standen, war es einem fast so, als k\u00f6nnte man die Pr\u00e4senz des legend\u00e4ren M\u00f6nchs sp\u00fcren. Die Pilger kommen vor ihrer Pilgerschaft auf Shikoku hierher, um Kukai die Ehre zu erweisen und um ihn \u201cabzuholen\u201d. Die Pilger reisen im Geiste n\u00e4mlich immer mit Kukai zusammen, der dabei durch den charakteristischen Pilgerstab verk\u00f6rpert wird, welcher daher auch auf keinen Fall irgendwo vergessen oder etwa mit auf Toilette genommen werden darf.<\/p>\n\n\n\n
Erkundung der Tempelstadt<\/h2>\n\n\n\n Nach unserem zweiten Besuch beim Oku-no-in, gingen wir zum Kongobuji<\/strong>, dem Haupttempel der Koyasan Shingon-shu. Hier kann man pr\u00e4chtige Wandgem\u00e4lde und den gr\u00f6\u00dften Steingarten Japans<\/strong> bewundern. Obwohl man im Westen die Karesansui <\/em>(\u67af\u5c71\u6c34) genannten Steing\u00e4rten oft als Zen-G\u00e4rten bezeichnet, findet man sie auch in den Tempeln anderer buddhistischer Schulen. <\/p>\n\n\n\n\nDer gr\u00f6\u00dfte Steingarten Japans.<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n <\/figure>\n<\/figure>\n\n\n\nDanjo Garan<\/strong> (\u58c7\u4e0a\u4f3d\u85cd) ist der Bereich von Koyasan, in dem sich die gigantische Konpon Daito Pagode<\/strong>, welche das Zentrum von Koyasan bildet, befindet. In ihr sitzt eine riesige goldene Figur des kosmischen Buddhas Dainichi Nyorai, der die Gesamtheit des Universums verk\u00f6rpert. Viele der wichtigen Rituale von Koyasan werden in den Hallen von Danjo Garan durchgef\u00fchrt. <\/p>\n\n\n\nDie Konpon Daito Pagode ist fast 50 Meter hoch.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nWegen des schlechten Wetters an diesem Tag verblieben wir jedoch nicht sehr lange und liefen schnell zum Restaurant Kadohama Gomatofu<\/strong> (\u89d2\u6ff1\u3054\u307e\u3068\u3046\u3075), das bekannt ist f\u00fcr seinen Sesam-Tofu, eine lokale Spezialit\u00e4t von Koyasan. Anders als bei herk\u00f6mmlichem Tofu werden bei der Herstellung keine Sojabohnen verwendet, sondern fein gemahlener Sesam und Kudzu-St\u00e4rke als die Hauptzutaten. Das Ergebnis sind ein feines Sesam-Aroma und eine cremige Konsistenz, die an Pudding erinnert. Das absolute Highlight auf der \u00fcberschaubaren Karte sind das Kongo Kaiseki und das Taizo Kaiseki<\/strong>. Beide bestehen aus mehreren kleinen Tellern mit unterschiedlichen Tofu-Spezialit\u00e4ten, die jeweils quadratisch (in Form des Kongokai Mandala) bzw. rund (in Form des Taizokai Mandala) angeordnet sind. Wer Tofu vor allem als einen langweiligen Fleischersatz sieht, wird hier eines Besseren belehrt. Frittierter Tofu, Tofu gebraten, Tofu mit Pilzen, garniert mit Wasabi oder einer s\u00fc\u00dflichen Miso-So\u00dfe, der Variantenreichtum war einfach atemberaubend. <\/p>\n\n\n\nDie runde Form ist dem Taizokai Mandala nachempfunden.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nBevor wir Koyasan verlie\u00dfen, versuchten wir uns noch an Shakyo<\/strong> (\u5199\u7d4c), meditativer Kalligrafie. Mit einem Pinsel-\u00e4hnlichen Stift schrieben wir das gesamte Herz-Sutra, bestehend aus 260 chinesischen Zeichen. Die Linien sind auf einem Blatt Papier d\u00fcnn vorgezeichnet, sodass jeder auch ohne Vorkenntnisse die Zeichen problemlos schreiben kann. Am Ende kann man sein Kunstwerk entweder dem Oku-no-in widmen, um gutes Karma zu schaffen, oder als Andenken mit nach Hause nehmen. <\/p>\n\n\n\nDas Herz-Sutra besteht aus 260 Zeichen.<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\nDie Leute, die mich kennen, wissen, dass ich alles andere als eine sch\u00f6ne Schrift habe, aber am Ende war ich mit meiner Kalligrafie doch ganz zufrieden.<\/p>\n\n\n\n
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Anfahrt<\/h2>\n\n\n\n Mit dem Rapid Express der Nankai-Linie braucht man etwa eine Stunde vom Bahnhof Namba in Osaka bis nach Kudoyama. <\/p>\n\n\n\nZwischen den Bahnh\u00f6fen Hashimoto und Gokurakuhashi operiert auch der Aussichtszug „Tenku.“ Foto: Nankai Electric Railway Co.,Ltd.<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n