{"id":81138,"date":"2022-02-18T17:00:00","date_gmt":"2022-02-18T08:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/voyapon.com\/de\/?p=81138"},"modified":"2022-03-30T14:08:04","modified_gmt":"2022-03-30T05:08:04","slug":"lokale-kultur-praefektur-kagawa","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/voyapon.com\/de\/lokale-kultur-praefektur-kagawa\/","title":{"rendered":"Lokale Kultur in der Pr\u00e4fektur Kagawa"},"content":{"rendered":"\n
Kagawa ist die kleinste Pr\u00e4fektur Japans<\/strong> und liegt im nordwestlichen Teil von Shikoku<\/a>, einer der vier Hauptinseln Japans. Trotzdem braucht sich die Pr\u00e4fektur nicht zu verstecken, wenn es um Geschichte, Kultur oder Kulinarik geht, ganz im Gegenteil.\u00a0<\/p>\n\n\n\n Mein erstes Ziel in Kagawa war der Schrein Kotohiragu<\/strong> (\u91d1\u5200\u6bd4\u7f85\u5bae), auch bekannt als Konpirasan<\/a><\/strong>, der im westlichen Teil der Pr\u00e4fektur liegt und einer der bedeutendsten Shinto-Schreine des Landes ist. Die Kami Gottheit, die hier zusammen mit dem Geist des Kaisers Sutoku verehrt wird, ist ein Schutzgott der Seefahrt, weshalb auch an Bord vieler japanischer Schiffe ein Amulett eben dieses Schreins zu finden ist.<\/p>\n\n\n\n Obwohl es sich beim Kotohiragu um einen Shinto-Schrein handelt, wurde hier lange Zeit eine Mischung aus Shinto und dem im 6. Jahrhundert aus Korea und China eingef\u00fchrten Buddhismus gepflegt, wovon auch noch einer der alten Namen des Schreins zeugt, Konpira Daigongen<\/em><\/strong> (\u91d1\u6bd4\u7f85\u5927\u6a29\u73fe). Gongen<\/em> ist n\u00e4mlich eine Bezeichnung f\u00fcr g\u00f6ttliche Manifestationen eines Buddhas<\/strong>. W\u00e4hrend einer kurzen Phase anti-buddhistischer Animosit\u00e4ten seitens der neu geformten imperialen Regierung Ende des 19. Jahrhunderts wurden alle Gongen<\/em>-Schreine umbenannt und buddhistische Symbole wurden aus ihnen entfernt. Trotzdem findet man immer noch buddhistische Statuen und Malereien in dem Museum des Kotohiragu.<\/p>\n\n\n\n Die 785 Treppenstufen f\u00fchren hinauf zur Haupthalle des Schreins<\/strong>, der auf halbem Wege zur Spitze des Berges Zozu liegt. Bis zum innersten Heiligtum sind es sogar 1.368 Stufen. Eine gewisse Grundfitness ist also gefragt, wenn man bis ganz nach oben aufsteigen m\u00f6chte, aber wenn man ein bisschen Zeit mitbringt und und gen\u00fcgend Pausen einlegt, sollte der Aufstieg f\u00fcr die meisten Menschen problemlos m\u00f6glich sein.<\/p>\n\n\n\n Von einer kleinen Einkaufsstra\u00dfe am Fu\u00dfe des Berges, in der sich auch ein Sake-Museum befindet, f\u00fchren die ersten Stufen vorbei an Souvenirl\u00e4den, Restaurants und kleineren Gesch\u00e4ften. Nach einiger Zeit erreichte ich das gro\u00dfe h\u00f6lzerne Omon-Tor<\/strong>. Nicht wenige meinen hier bereits den Schrein erreicht zu haben, aber in Wirklichkeit ist es nur eine der ersten Etappen des Aufstiegs<\/strong>. Hinter dem Tor sah ich einige Frauen unter wei\u00dfen Sonnenschirmen sitzen, die dort eine lokale Spezialit\u00e4t verkauften. Eine aus Bonbonmasse hergestellte S\u00fc\u00dfigkeit, die zu einer flachen Scheibe geformt ist. Die Leute, die diese S\u00fc\u00dfigkeit hier kaufen, bringen sie mit nach Hause und hauen sie mit einem Hammer in mehrere Teile, um so mit anderen die Segenskraft des Schreins zu teilen. Im Gespr\u00e4ch mit einer der Frauen erfuhr ich, dass es seit der Edo-Zeit nur f\u00fcnf Familien gestattet ist, diese S\u00fc\u00dfigkeit hier zu verkaufen und die anwesenden Frauen dies bereits in der 25. Generation taten. Dass sie dabei, wie an diesem Tag alle f\u00fcnf gleichzeitig ihr Verkaufstischchen hier aufgebaut haben, k\u00e4me allerdings nur sehr selten vor.<\/p>\n\n\n\n Ich setzte die Erklimmung der unz\u00e4hligen Stufen fort, durch steinerne Torii-Tore und vorbei an dem Schrein-Museum, bis ich an der Haupthalle ankam. Von hier hat man einen atemberaubenden Ausblick auf die kleine Stadt unter einem und die umliegenden Berge, der allein schon die ganze Anstrengung wert war.<\/p>\n\n\n\n Wenn es ein Gericht gibt, f\u00fcr das Kagawa in ganz Japan bekannt ist, dann sind es Udon-Nudeln<\/strong>. Diese dicken Weizennudeln mit der elastischen Konsistenz sind aus dem Speiseplan der Menschen von Kagawa nicht wegzudenken. Wegen des geringen Niederschlags ist die Gegend nicht die geeignetste f\u00fcr den Nassreisanbau, weshalb Weizen hier im Vergleich zu anderen Teilen Japans eine gr\u00f6\u00dfere Rolle spielt. Kein Wunder also, dass Udon-Nudeln sich gerade hier einer solchen Beliebtheit erfreuen. Im Gespr\u00e4ch mit einem Ortsans\u00e4ssigen erfuhr ich, dass dieser mindestens drei Mal pro Woche Udon isst. \u201cWenn man mit seinen Kollegen zusammen Mittag essen geht, dann fragt man nicht, was sollen wir essen, sondern in welchen Udon-Laden gehen wir,\u201d erz\u00e4hlte er mir. In den \u00fcber 8 Jahren, die ich jetzt in Japan lebe, habe ich nat\u00fcrlich selbst schon jede Menge Udon-Nudeln verdr\u00fcckt, sowohl im Restaurant als auch zu Hause, aber ich habe noch nie versucht, sie selbst zu machen. Wenn man sich aber schon mal daran versuchen m\u00f6chte, wo w\u00e4re dann ein besserer Ort als Kagawa? Ich besuchte also einen kurzen Kochkurs an der Nakano Udon Schule.\u00a0<\/p>\n\n\n\n Der Teig f\u00fcr die Udon-Nudeln besteht aus Weizenmehl, Salz und Wasser. Nachdem man die Zutaten zusammen geknetet hat, ist der Teig jedoch noch relativ hart und schwer zu verarbeiten. Deswegen packt man ihn eine T\u00fcte und stampft auf ihm rum, um ihn weicher zu machen. Die Kursleiterin, eine echte Kagawa Frohnatur, holte pl\u00f6tzlich einen Tambourin hervor und begann wild auf Musik von Michael Jackson zu tanzen. Das helfe dabei, den Rhythmus beim Stampfen zu behalten, sagte sie. Als ich am morgen aufgestanden war, h\u00e4tte ich auf jeden Fall nicht gedacht, dass ich an diesem Tag noch auf einem St\u00fcck Teig Moonwalken w\u00fcrde. Mit dieser musikalischen Unterst\u00fctzung gelang es mir dann aber, den Teig z\u00fcgig durchzuarbeiten. Nach dem Stampfen muss der Teig allerdings ein paar Stunden ruhen, weshalb ich einen bereits vorbereiteten Teig f\u00fcr den n\u00e4chsten Schritt bekam. Mit einem h\u00f6lzernen Stab, der als Nudelholz fungierte, rollte ich den Teig aus, faltete ihn zusammen und Schnitt ihn mit einem Beil in Streifen, um sch\u00f6ne lange Nudeln zu bekommen, auch wenn sie bei mir ein bisschen flach geraten waren und daher vom Aussehen eher an Bandnudeln erinnerten. <\/p>\n\n\n\n Das Wichtigste ist aber ja bekanntlich der Geschmack, weshalb ich hoch erfreut war, dass ich meine eigenen Nudeln direkt vor Ort probieren konnte. Nach drei Minuten kochen in den bereitgestellten T\u00f6pfen waren sie auch schon zum Verzehr bereit. Man kann sie einfach mit ein bisschen Sojaso\u00dfe und Fr\u00fchlingszwiebeln mischen oder in Dashi-Br\u00fche dippen und gen\u00fcsslich schl\u00fcrfen, egal wie man es macht, es schmeckt fantastisch.<\/p>\n\n\n\n Bonsai zu z\u00fcchten ist ein Hobby, dass auch in Deutschland viele Freunde hat. Sogar in dem Vorort von Koblenz, in dem ich aufgewachsen bin, gab es einen Bonsai-Garten. Als Jugendlicher habe ich mir dort einmal einen Bonsai gekauft, der jedoch nicht lange \u00fcberlebte. Ich musste einsehen, dass ich leider nicht mit einem gr\u00fcnen Daumen gesegnet war. Eine gewisse Faszination f\u00fcr diese Kunst hat mich jedoch nie ganz losgelassen.<\/p>\n\n\n\n Kagawa ist bekannt f\u00fcr seine Bonsai Kultur<\/strong>, also beschloss ich einen Bonsai-Garten zu besuchen. Der Kandaka Fukushoen<\/a><\/strong> (\u795e\u9ad8\u798f\u677e\u5712) befindet sich in einer ruhigen Wohngegend in der Stadt Takamatsu, in der N\u00e4he des Kinashi Bahnhofs. Wenn man nicht genau wei\u00df, wo er sich befindet, ist es leicht, einfach daran vorbei zu laufen. Auf den ersten Blick k\u00f6nnte man die vielen Sch\u00e4tze, die sich hier befinden, glatt \u00fcbersehen. Einige der Bonsai, um die sich Takeshi-san liebevoll k\u00fcmmert, sind mehrere Hundert Jahre alt. Der gr\u00f6\u00dfte Hingucker dieses Gartens ist eine Schwarzkiefer, deren \u00c4ste sich kurz \u00fcber den Boden auf einer Weite von zweieinhalb Metern ausbreiten. Das Alter des Baumes wird auf \u00fcber 200 Jahre gesch\u00e4tzt. Obwohl die meisten Menschen bei Bonsai vor allem an Miniaturb\u00e4ume denken, was im Grunde auch richtig ist, definiert sich ein Bonsai vor allem dadurch, dass er eingetopft ist. Wenn der Bonsai Meister es so m\u00f6chte, k\u00f6nnen sie sie also, wie in diesem Fall, eine beachtliche Gr\u00f6\u00dfe haben. F\u00fcr das Umpflanzen dieses gigantischen Bonsai, was alle f\u00fcnf Jahre geschieht, muss extra ein Kran kommen. <\/p>\n\n\n\n Der Garten ist aber vor allem ein Ort, an dem sich Bonsai-Enthusiasten ein neues Schmuckst\u00fcck zulegen k\u00f6nnen. Man findet hier also die ganze Bandbreite von jungen B\u00e4umchen f\u00fcr ein paar Tausend Yen bis zu teuren Meisterwerken, in denen ein Paar Jahrzehnte Arbeit stecken. Aber selbst bei diesen gibt es noch immer etwas zu tun, denn Bonsai sind Kunstwerke, die nie vollendet sind.<\/p>\n\n\n\n Bei der ausgepr\u00e4gten Bonsai-Kultur, die sich in Kagawa findet, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich einer von Japans sch\u00f6nsten G\u00e4rten <\/a>hier befindet. Der weitl\u00e4ufige Ritsurin Garten<\/a><\/strong> wurde vor fast 400 Jahren f\u00fcr den lokalen Feudalherren angelegt. Ausgezeichnet mit drei Sternen im Michelin Green Guide Japan, ist er heute als wichtiges Kulturgut <\/strong>anerkannt. <\/p>\n\n\n\n Sechs Teiche und 13 angelegte H\u00fcgel bilden eine einzigartige Gartenlandschaft, die sich vor der gr\u00fcnen Kulisse des Berges Shiun ausbreitet.<\/p>\n\n\n\n Etwa eintausend bis zur h\u00f6chsten Perfektion zurecht getrimmte Kiefern findet man hier. Aber auch verschiedene saisonale Blumen zieren den Garten, sodass sich die Landschaft im Laufe der Jahreszeiten ver\u00e4ndert.<\/p>\n\n\n\n Von Tokio, Kyoto, Osaka oder Hiroshima aus kann man mit dem Tokaido Shinkansen bis zum Bahnhof Okayama fahren. Von dort nimmt man entweder den Limited Express auf der JR Seto-Ohashi-Linie zum Bahnhof Kotohira oder den JR Marine Liner zum Bahnhof Takamatsu.<\/p>\n\n\n\nAufstieg zum Schrein Kotohiragu<\/h2>\n\n\n\n
Udon Nudeln selbst gemacht<\/h2>\n\n\n\n
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Kleine B\u00e4ume ganz gro\u00df<\/h2>\n\n\n\n
Japanische Gartenkunst im Ritsurin Garten<\/h2>\n\n\n\n
Anfahrt<\/h2>\n\n\n\n