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Barrierefreie Hotels in Japan finden: Das solltet ihr wissen

Barrierefreiheit FEATURED Unterkunft

Wenn ihr eine Reise nach Japan plant, ist eines sicher: Ihr braucht eine Unterkunft. Glücklicherweise bietet Japan eine große Auswahl an Unterkünften, von eleganten Wolkenkratzerhotels in der Stadt bis hin zu gemütlichen Ryokan, den traditionellen Gasthäusern, auf dem Land. Wenn ihr jedoch barrierefreie Hotels in Japan benötigt, kann die Suche nach der richtigen Unterkunft wie das Lösen eines Puzzles mit fehlenden Teilen erscheinen.

Als jemand, der im Rollstuhl durch Japan gereist ist und dies immer noch regelmäßig tut, habe ich viel gelernt, manchmal auf die harte Tour. Hier sind ein paar Dinge, die ihr bei der Suche nach einem barrierefreien Hotel in Japan beachten solltet.

Das Gesetz (und die Schlupflöcher) verstehen

Viele Jahre lang war es in Japan gesetzlich vorgeschrieben, dass Hotels mit mehr als 50 Zimmern unabhängig von der Größe des Gebäudes nur ein einziges barrierefreies Zimmer haben durften. Das bedeutet, dass selbst ein Hotel mit 500 Zimmern gesetzlich nur ein einziges barrierefreies Zimmer anbieten durfte.

Im Vorfeld der Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 in Tokio wurden die Gesetze zur Barrierefreiheit aktualisiert, allerdings nur für neue Hotels oder bestehende Hotels, die umfassend renoviert werden. Im Rahmen dieser Änderungen müssen neu gebaute oder grundlegend renovierte Hotels mit mehr als 50 Zimmern nun mindestens ein Prozent ihrer Zimmer barrierefrei gestalten. Das neue Gesetz gilt jedoch nicht rückwirkend: Ältere Hotels, die nicht renoviert wurden, sind nicht verpflichtet, ihre Einrichtungen zu modernisieren. Daher bieten etablierte Hotels häufig nur das absolute Minimum an Barrierefreiheit, wie es das vorherige Gesetz vorschrieb.

Hotel-Lobby in Japan
Foto: Rómeo A.

Erschwerend kommt hinzu, dass es in Japan keine detaillierte oder einheitliche nationale Definition dafür gibt, was ein „barrierefreies“ Hotelzimmer ausmacht. Was in einem Hotel als barrierefrei beworben wird, kann lediglich ein Haltegriff im Badezimmer bedeuten, während ein anderes Hotel vollständig rollstuhlgerechte Zimmer mit breiten Türen und ebenerdigen Duschen anbietet.

Infolgedessen sind die Anzahl und Qualität wirklich barrierefreier Hotelzimmer in Japan begrenzt, insbesondere in Budgetunterkünften oder kleineren Städten. Da Standards und Ausstattung stark variieren, stehen Reisende mit besonderen Anforderungen an die Barrierefreiheit oft vor zusätzlichen Herausforderungen.

Beginnt frühzeitig mit den Planungen

Wenn ich euch nur einen Tipp geben dürfte, wäre es dieser: Beginnt frühzeitig mit der Planung. Barrierefreie Zimmer sind begrenzt, und da der internationale Reiseverkehr nach Japan wieder boomt, sind diese Zimmer schnell ausgebucht. Manchmal schon Monate im Voraus.

Passt außerdem eure Suchbegriffe an. In Japan werdet ihr wahrscheinlich keine Zimmer mit der englischen Bezeichnung „Accessible“ finden. Sucht stattdessen nach:

  • Barrierefrei バリアフリー
  • Universeller Raum ユニバーサルルーム
  • Heartful Room (eine gängige Bezeichnung in der Toyoko-Inn-Kette)

Profi-Tipp: Manchmal werden diese Zimmer nur auf der japanischen Version der Hotelwebsite angezeigt. Nutzt daher die Übersetzungstools eures Browsers, um diese Seiten zu erkunden.

Um es von Anfang an einfacher zu machen, schaut euch die wachsende Liste barrierefreier Hotels auf “Accessible Japan” an. Das ist ein guter Ausgangspunkt für die Planung eurer Reise.

Barrierefreie Zimmer buchen

Die Reservierung eines barrierefreien Zimmers kann etwas mühsam sein. Manche Hotelwebsites ermöglichen die direkte Buchung dieser Zimmer, viele jedoch nicht. Zahlreiche Hotels sperren sie sogar absichtlich von der allgemeinen Buchung, um zu verhindern, dass Gäste sie reservieren, die sie nicht benötigen. Obwohl diese Idee mit Bedacht angegangen wird, erhöht sie den Aufwand bei der Planung einer tatsächlichen Reservierung.

Was sollt ihr also machen?

  • 1. Option: Bucht ein ähnliches Zimmer online und sendet dem Hotel anschließend eine E-Mail oder Nachricht mit eurer Buchungsnummer, um die Änderung auf ein barrierefreies Zimmer zu beantragen. Lasst euch unbedingt eine schriftliche Bestätigung geben, denn ihr solltet nicht davon ausgehen, dass der Wunsch automatisch berücksichtigt wird. Das ist zwar riskant, aber immerhin erhaltet ihr die Punkte auf der Buchungsseite.
  • 2. Option: Ruft das Hotel direkt an oder schreibt ihm eine E-Mail. Auch wenn dies aufgrund von Sprachbarrieren stressig sein kann. Da ihr auch erst nach einer Antwort eine Bestätigungsnummer erhaltet, besteht weiterhin eine gewisse Unsicherheit.
  • 3. Option: Nutzt ein Reisebüro. Dieses übernimmt die Kommunikation für euch und stellt sicher, dass eure Wünsche klar kommuniziert (und schriftlich bestätigt) werden.

Egal, welche Option ihr wählt, bleibt dran. Ihr möchtet immerhin in Japan ankommen in dem Wissen, dass ein Zimmer für euch bereit ist, und nicht nur ein vages Versprechen.

Bestätigt die Details (und seht sie nicht als selbstverständlich)

Auch wenn ein Zimmer online gut aussieht oder als barrierefrei gekennzeichnet ist, solltet ihr die tatsächliche Ausstattung prüfen. Während manche Reisende mit Behinderungen in ihren Heimatländern mit Standardzimmern zufrieden sind, ist bei Buchungen in Japan etwas mehr Vorsicht geboten. Kleine kulturelle Besonderheiten, wie eine Stufe am Eingang oder im Badezimmer, sind auf Fotos oder Grundrissen möglicherweise nicht zu erkennen und sorgen nach dem Check-in für eine unangenehme Überraschung.

Es lohnt sich auch, vor eurer Ankunft alle wichtigen Annehmlichkeiten zu bestätigen. Ich habe beispielsweise in barrierefreien Zimmern übernachtet, in denen der Duschstuhl ein einfacher Plastikhocker ohne Rückenlehne war. Für viele Reisende dürfte das nicht ausreichen. Wenn ihr eine spezielle Ausstattung benötigt, wie zum Beispiel einen stabilen Duschstuhl mit Rückenlehne, fragt am besten direkt beim Hotel nach und fordert nach Möglichkeit Fotos an. Die meisten Hotels geben euch gerne Auskunft, sobald ihr Kontakt mit dem Hotel aufnehmt.

Hier sind ein paar wichtige Fragen, die ihr dem Hotel vor eurer Buchung stellen solltet:

  • Ist der Zugang zum Zimmer und der Innenbereich barrierefrei?
  • Kann ein geeigneter Duschstuhl mit Rückenlehne bereitgestellt werden?
  • Sind die Türen und der Platz am Bett breit genug für euren Rollstuhl?

Bittet nach Möglichkeit um Fotos. Die meisten Hotels senden euch diese gerne zu.

Über die Duschen

Leider sind rollstuhlgerechte Duschen und vollwertige Nasszellen in Japan selbst in großen Hotels noch immer selten. Viele ältere Hotels verwenden sogenannte „Einheitsbäder“: vorgefertigte Badmodule mit Badewanne, Waschbecken und Toilette in einem Raum. Die schlechte Nachricht: Die Dusche befindet sich in der Badewanne. Die gute Nachricht: Viele dieser Module verfügen über Bodenabläufe, sodass man bei Bedarf neben der Wanne in einem Duschstuhl duschen kann. Testet einfach den Wasserfluss, bevor ihr euch entscheidet.

Obwohl es sich nicht um einen Nassraum handelt, funktioniert es in der Praxis oft. Achtet einfach auf den Wasserablauf und vermeidet, dass nahegelegene Steckdosen oder Handtuchbehälter nass werden.

Traditionelle Gasthäuser und Onsen

Wenn ihr davon träumt, in einem Ryokan zu übernachten oder in einem Onsen, also einer heißen Quelle, zu baden, kann ich euch das nicht verübeln. Es ist ein unglaubliches kulturelles Erlebnis!

Leider sind es gerade diese Unterkünfte, die die größte Herausforderung darstellen. Diese Gasthäuser sind oft klein (weniger als 50 Zimmer) und daher von den gesetzlichen Anforderungen zur Bereitstellung barrierefreier Unterkünfte ausgenommen. Hinzu kommen Tatami-Matten, die durch Rollstühle beschädigt werden können, kleine Stufen am Eingang und enge Flure. Es ist leicht zu verstehen, warum es in dieser Art von Unterkunft schwierig werden kann. 

Dennoch gibt es einige barrierefreie Optionen. Ein Highlight ist Naniwa Issui, ein wunderschönes barrierefreies Ryokan in Matsue, in der Präfektur Shimane, mit Onsen-Einrichtungen für Rollstuhlfahrer. Weitere Unterkünfte entstehen nach und nach, insbesondere in touristischen Gebieten.

Um eine besondere Reise zu erleben, empfehle ich, euch an die örtlichen Touristenbüros oder Komitees für barrierefreies Reisen in der Region zu wenden, die ihr besucht. Sie verfügen oft über Insiderwissen und können euch Orte empfehlen, die zwar nicht online beworben werden, aber dennoch barrierefrei sind.

Genießt die Reise

Dieser Artikel listet zwar zahlreiche Herausforderungen auf, nicht jedoch, um euch zu entmutigen, sondern um euch über die Begebenheiten zu informieren. Denn so könnt ihr mit ausreichend Planung und etwas Ausdauer mit Sicherheit ein Hotel in Japan finden, das euren Bedürfnissen entspricht und das euch die fantastischen Erlebnisse bietet, die ihr euch erhofft. 

Aber denkt daran:

  • Beginnt eure Reiseplanung frühzeitig
  • Nutzt die richtigen Begriffe bei der Suche
  • Lasst euch jedes Detail bestätigen
  • Bittet bei Bedarf um Hilfe

Und falls ihr unterwegs Unterstützung benötigt: In der Japan-Gruppe auf Tabifolk findet ihr viele Reisende mit Beeinträchtigungen, die Tipps austauschen, Fragen beantworten und sich gegenseitig helfen. Und zum Schluss: Macht euch bereit für den Geist von Omotenashi, Japans tief verwurzelter Gastfreundschaft. Das Hotelpersonal gibt sich oft besonders viel Mühe, um euren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, selbst wenn es im Gebäude selbst physische Einschränkungen gibt.

Titelfoto: Namba Oriental Hotel

Übersetzung von Yvonne Tanaka.


Dieser Eintrag wurde in Barrierefreiheit, FEATURED, Unterkunft und getagged mit von Josh Grisdale veröffentlicht. Bookmark erstellen.

Josh Grisdale

Joshua Grisdale ist der Gründer von "Accessible Japan" und der Community "tabifolk", für barrierefreies Reisen. Ursprünglich aus Toronto stammend, zog er 2007 nach Tokio und erhielt 2016 die japanische Staatsbürgerschaft. Als Rollstuhlfahrer selbst bereist er Japan, um über Barrierefreiheit zu berichten und inklusiven Tourismus zu fördern. Er ist Mitglied in nationalen und lokalen Komitees für Barrierefreiheit und war Fackelträger bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio.

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