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Japan ist barrierefreier als man denkt

Barrierefreiheit

Japan ist für viele Reisende ein Traumziel: Kirschblüten im Frühling, neonbeleuchtete Straßen und eine Kultur voller Geschichte und Innovation. Doch wenn es um die Barrierefreiheit geht, halten viele das Land für einen unerfüllbaren Traum. Enge Wege, überfüllte Züge und Stufen vor jedem Tempel oder Schrein, lassen barrierefreies Reisen in Japan unmöglich erscheinen.

Aber entspricht das der Realität? Japan ist nämlich barrierefreier, als man denkt. Tatsächlich ist Japan die Geburtsstätte des taktilen Pflasters, dessen markante gelbe Blöcke heute auf der ganzen Welt zu sehen sind. Japan verfügt außerdem über einen unglaublich hohen Anteil barrierefreier Bahnhöfe, ohne defekte Aufzüge, und saubere, geräumige Toiletten, die wirklich Lob verdienen. Die barrierefreie Infrastruktur des Landes kann als durchdacht und zuverlässig bezeichnet werden.

Hier sind einige Tipps zum Thema Barrierefreiheit, die euch dazu anregen können, bei eurer nächsten barrierefreien Reise, Japan als Zielland in Erwägung zu ziehen.

Transport

Japans ausgedehntes Schienennetz ist sehr gut zugänglich. Über 90 Prozent der Bahnhöfe in Großstädten verfügen über Aufzüge, Rampen, ein taktiles Leitsystem und mehrsprachige audiovisuelle Durchsagen. Die Fahrkartenschalter sind für verschiedene Mobilitätshilfen geeignet, und auf fast allen Linien gibt es Sitzplätze für Rollstuhlfahrer. Diese können bei ihrer Ankunft Hilfe beim Ein- und Aussteigen anfordern, und das Personal stellt eine Rampe bereit.

Wenn ihr den Shinkansen benutzt, reserviert ihr euer Ticket am besten am Midori no Madoguchi oder am grünen Ticketschalter. Barrierefreie Sitzplätze sind auf bestimmte Waggons beschränkt, und im Zug steht ein Mehrzweckraum zur Verfügung.

Mann im Rollstuhl im JR Tokio

Stadtbusse werden dank Niederflurmodellen und Rampen zunehmend barrierefreier. Die Fahrer helfen beim Einsteigen und schaffen Platz für Rollstuhlfahrer. Überland- und Flughafenbusse sind jedoch nicht barrierefrei, sodass Alternativen wie Züge oder barrierefreie Taxis bessere Optionen sind.

Rollstuhltaxis stehen in den meisten Großstädten zur Verfügung. Unternehmen wie Toyota Japan Taxi bieten Optionen für manuelle Rollstühle. Für Elektrorollstuhlfahrer sind jedoch größere Rollstuhltransporter mit Lift möglicherweise die bessere Alternative, allerdings ist hier eine Voranmeldung erforderlich.

Unterkünfte

Obwohl Japan zunehmend barrierefreier wird, kann es immer noch schwierig sein, geeignete Hotelzimmer zu finden. Bis vor Kurzem mussten japanische Hotels mit mehr als 50 Zimmern, unabhängig von der Gesamtzahl der Zimmer, nur ein rollstuhlgerechtes Zimmer anbieten, was zu einem Mangel an verfügbaren Unterkünften führte. Mittlerweile müssen neue Hotels mit mehr als 50 Zimmern oder Hotels, die umfassend renoviert werden, mindestens ein Prozent ihrer Zimmer rollstuhlgerecht gestalten.

Die Buchung dieser Zimmer erfordert oft direkten Kontakt mit dem Hotel, da sie in der Regel nicht online buchbar sind. Falls auf der Website eines Hotels keine E-Mail-Adresse angegeben ist, müsst ihr möglicherweise anrufen oder ein Reisebüro kontaktieren. Alternativ könnt ihr über eine Website wie booking.com buchen und das Hotel anschließend über die Buchungsplattform kontaktieren, um ein barrierefreies Zimmer anzufordern.

booking.com

Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, rechtzeitig vor eurer Reise mit der Hotelsuche zu beginnen. Die Website Accessible Japan mit einer Datenbank an barrierefreien Hotelzimmern, kann bei eurer Planung ein nützliches Hilfsmittel sein.

Touristenattraktionen

Trotz ihres Alters verbessern viele der berühmten Tempel und Schreine Japans ihre Barrierefreiheit. Beispielsweise verfügt der Sensoji in Asakusa trotz seiner historischen Lage über Rampen und Aufzüge. Große Museen, Parks und sogar einige Burgen verfügen mittlerweile über barrierefreie Wege und Toiletten.

barrierefreie Rampe am Meiji-Schrein

Taktiles Pflaster, Aufzugsbeschilderungen und Rastplätze mit barrierefreien Toiletten sind an Touristenattraktionen immer häufiger anzutreffen. Wie bei allem ist es wichtig, sich vor der Abreise zu informieren.

Mehrzwecktoiletten

Japan ist bekannt für die Bereitstellung sauberer, barrierefreier Unisex-Toiletten, sogenannte Mehrzweck- oder „Jedermann“-Toiletten. Diese Toiletten befinden sich in der Regel zwischen den Toiletten für Männer und Frauen im öffentlichen Raum und bieten sowohl Privatsphäre als auch Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen, Personen mit kleinen Kindern und Mitglieder der LGBTQ+-Community.

barrierefreie Toilette in Japan

Diese Toiletten findet ihr an fast allen Bahnhöfen und in Kaufhäusern, an vielen Sehenswürdigkeiten und sogar in einigen öffentlichen Parks. Die meisten bieten auch Toiletten für Kinder und Stoma-Waschbecken für Menschen mit Kolostomiebeuteln. Obwohl es nur sehr wenige Toiletten mit Wechselmöglichkeiten gibt, werden Wickelbetten in Erwachsenengröße immer häufiger.

Nützliche Sätze auf Japanisch

Auch wenn englische Beschilderungen üblich sind, ist es hilfreich, ein paar japanische Sätze zu beherrschen:

  • バリアフリー (Baria furi)= barrierefrei
  • 手伝ってください! (Tetsudatte kudasai!)= „Bitte helfen Sie mir!“
  • エレベーターはどこですか? (Erebeta wa doko desu ka?)= „Wo ist der Fahrstuhl?“

Plant im Voraus

Eure Planung ist entscheidend. Nutzt Tools wie Google Maps für rollstuhlgerechte Routen und Apps wie WheeLog! für Informationen zur Barrierefreiheit in Restaurants und zur Lage barrierefreier Toiletten. Reserviert Hotels, Transportmittel und Mobilitätshilfen im Voraus. Accessible Japan bietet zahlreiche Ressourcen für die Reiseplanung. Die Tabifolk-Community für barrierefreies Reisen stellt eine Gruppe für Reisen in Japan bereit, die euch Unterstützung von Kollegen und Fachleuten bietet.

Sicheres Reisen

Japans Weg zur Barrierefreiheit war nicht immer einfach, aber die Fortschritte sind unbestreitbar.

Ich hoffe, diese Tipps und Einblicke helfen euch, Japan auf eure Wunschliste zu setzen und das Land selbstbewusst zu erkunden. Wer weiß, vielleicht treffe ich euch ja unter einem Sakura-Baum oder beim Durchqueren des Bahnhofs Shinjuku. Gute Reise!

Titelfoto: Catgirlmutant

Übersetzung von Yvonne Tanaka.


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Josh Grisdale

Joshua Grisdale ist der Gründer von "Accessible Japan" und der Community "tabifolk", für barrierefreies Reisen. Ursprünglich aus Toronto stammend, zog er 2007 nach Tokio und erhielt 2016 die japanische Staatsbürgerschaft. Als Rollstuhlfahrer selbst bereist er Japan, um über Barrierefreiheit zu berichten und inklusiven Tourismus zu fördern. Er ist Mitglied in nationalen und lokalen Komitees für Barrierefreiheit und war Fackelträger bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio.

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