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Japanische Burgen für Sammler

Burgen

Japan ist ein Land, das Tradition und Moderne auf faszinierende Weise vereint. Eine besondere Möglichkeit, die Geschichte und Architektur Japans zu erleben, ist das Besuchen der zahlreichen historischen Burgen – und dabei ganz nebenbei Stempel von diesen zu sammeln. Die Sammelleidenschaft hat sich in Japan in den vergangenen Jahren zu einem kulturellen Phänomen entwickelt und Stempelrallyes boomen. Auch bei den japanischen Burgen! Zwei Dinge stehen dabei im Mittelpunkt: die 100-Burg-Stempel (100名城スタンプ, hyaku meijo sutanpu) und die Burg-Kalligraphien (御城印, gojouin).

In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der japanischen Burg-Stempel ein und erklären, was es mit diesen einzigartigen Sammlerobjekten auf sich hat und wo man sie findet.

Die Faszination japanischer Burgen

Japans Burgen sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch wichtige Zeugnisse der japanischen Geschichte. Während viele dieser Burgen im 16. bis 18. Jahrhundert entstanden, wurden sie oft durch Kriege, Brände oder Naturkatastrophen zerstört und später rekonstruiert. Dennoch sind viele Burgen gut erhalten oder originalgetreu restauriert worden und dienen heute als Museen, Aussichtspunkte und Orte kultureller Begegnung. Zu den berühmtesten Burgen Japans zählen die Burg Himeji, die Burg Matsumoto, die Burg Osaka und die Burg Kumamoto, aber es gibt in ganz Japan verteilt hunderte Burgen und Burgruinen, die ihr besuchen könnt. Leider sind nur noch zwölf davon original erhalten.

Burg Himeji
Die Burg Himeji zählt als eine der schönsten Burgen Japans und gehört zu den zwölf Originalen.

Wenn ihr bereits japanische Burgen besucht habt, habt ihr vielleicht schon einmal die Stempelstationen bemerkt. Manchmal sind sie etwas versteckt (oder man muss direkt danach fragen), aber oft befinden sie sich direkt am Eingang, im Burgenmuseum oder an der Touristeninformation. Diese Stempel dienen nicht nur der Erinnerung, sondern auch als Sammelobjekte, die bei manchen regelrechte Reiselust entfachen, um noch mehr – oder gar alle – der Stempel zu sammeln.

Die 100-Burgen-Stempel-Rallye

Die Japanische Burgenvereinigung veröffentlichte im Jahr 2006 eine Liste der „100 berühmten Burgen Japans“ (日本100名城, nihon hyaku meijo) mit dem Ziel, das kulturelle Erbe zu bewahren und das Bewusstsein für die historische Bedeutung dieser Bauwerke zu stärken. An diesen Burgen kann man durchnummerierte Stempel sammeln – und wer alle 100 Stempel gesammelt hat, kann sich sogar eine offizielle Urkunde der Japanischen Burgenvereinigung ausstellen lassen.

Für diese speziellen Stempel gibt es ein eigenes Sammelheft, das “Stempelbuch der 100 berühmten Burgen” 100名城スタンプ帳, 100 Meijo sutanpu-cho, das Informationen zu allen Burgen mit Bildern enthält, und Extra-Seiten für die Stempel. Wenn ihr euch dieses Buch besorgen möchtet, findet ihr dieses in gut sortierten Buchläden, teilweise in den Burgshops der teilnehmenden Burgen oder aber auch online. Mittlerweile gibt es auch eine zweite Serie mit weiteren 100 Burgen, die 2017 als “Fortsetzung der 100 berühmten Burgen” 続日本100名城, Zoku nihon 100 meijo, hinzugefügt wurde. Beide Bücher sind auf Japanisch, aber ich habe letztens sogar eine vereinfachte Version der Stempel-Rallye für ausländische Touristen entdeckt: hier ist alles auf Englisch und es wurden nur die besten 24 Burgen herausgepickt.

Ich sammle die Stempel selbst schon seit einigen Jahren, aber nur mit dem Buch der ersten 100 Burgen. Und selbst bei diesem bin ich nicht sicher, ob ich sie jeweils alle besuchen werde, denn manche liegen schon wirklich sehr abgelegen oder es existiert von den Ruinen nur noch eine Wiese. Da finde ich die Version mit den 24 Burgen sogar eine tolle Alternative.

Die Stempel der 100 berühmten Burgen sind übrigens kostenlos, allerdings müsst ihr dafür oft den Eintrittspreis der jeweiligen Burg bezahlen. Die Stempel findet ihr dann entweder an den Stempelstationen, am Eingang, beim Burgshop – oder ihr müsst gezielt danach fragen und ein Mitarbeiter gibt euch dann den Stempel, damit ihr ihn in eurem Buch verewigen könnt.

Gojoin: Die Burg-Kalligraphien

Während die 100-Burg-Stempel eher eine Art sportliche Sammlung (Rallye) darstellen, haben Gojoin 御城印 eine ganz andere Bedeutung. Inspiriert sind diese von den Goshuin – den Tempel- und Schreinkalligraphien, die man in einem Goshuincho als Pilgerstempel sammelt. Der Trend zu Gojoin hat sich etwa ab 2016 verbreitet und wurde vom „Sammlerboom“ rund um Burgen und Schreine inspiriert. Bei den Burg-Kalligraphien handelt es sich meist um handgeschriebene und gestempelte Dokumente, die den Namen der Burg, das Besuchsdatum und manchmal ein Familienwappen oder ein historisches Zitat enthalten. Anders als bei den kostenlosen 100-Burge-Stempeln sind Gojoin in der Regel käuflich zu erwerben und kosten zwischen 300 und 500 Yen. Zu finden sind sie entweder am Ticketschalter, im Souvenirshop oder in einer nahegelegenen Touristeninformation.

Manche Burgen bieten besondere Varianten der Gojoin an, die wunderschön gestaltet sind (diese kosten dann auch gern 1.000 Yen und mehr). Entweder zeigen diese dann die Burg, besondere Ereignisse oder saisonale Highlights wie zum Beispiel Kirschblüten. Für Sammler sind diese Gojoin meist eine Art Andenken mit kulturellem Wert – oft schöner gestaltet als Postkarten, mit kalligrafischer Handschrift und kunstvollen roten Siegeln.

Für Gojoin benötigt ihr übrigens, anders als bei Goshuin, kein eigenens Buch, weil diese meist direkt auf einem Papier ausgehändigt werden. Aber natürlich gibt es an manchen Burgen auch schöne Gojoincho 御城印帳 zu kaufen, in denen ihr eure Burg-Kalligraphien aufbewahren könnt. Ich habe zum Beispiel ein wunderschönes Buch mit Kirschblüten-Design außen und Folien innen in der Burg Tateyama in Chiba gekauft.

Das Sammeln von Burg-Stempeln – sei es die offizielle 100-Burgen-Stempel-Rallye oder die kunstvoll gestalteten Gojoin – kann als Tourist ein wertvolles Souvenir werden, oder gar zum Hobby ausarten und ihr richtet in Zukunft eure Reiseroute nach den noch fehlenden Stempeln aus. Es ist aber auch eine Reise durch die Zeit, eine spielerische Form der Geschichtsvermittlung und eine Möglichkeit, Japans Regionen und ihre historischen Schätze auf ganz persönliche Weise zu entdecken. Jede Burg erzählt ihre eigene Geschichte – und jeder Stempel ist ein kleines Kapitel davon. Und so könnt auch ihr einen Teil davon mitnehmen.


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Claudia Mitsubori

Grown up in the middle of Germany, I made several trips to Japan since 2010, did one year Working Holiday and started living in Western Tokyo since October 2016 with my Japanese husband and our cute cat. I love traveling, food (especially sweets), learning more about Japanese traditions, Japanese music and everything related to cats. I am looking forward to share my experiences with you!

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