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Ein Kurort ist in der Regel ein Ort der Reinigung und Heilung, den Menschen besuchen, um sich in der Natur in aller Ruhe seelisch und körperlich zu erholen. Kurort ist genau deshalb eine passende Bezeichnung für das Kamoniyama Onsen, einer heißen Quelle in der gleichnamigen Stadt in der Präfektur Yamagata, deren heiße Bäder und traumhafte Umgebung am Fuß des Berg Zao eine reinigende und regenerierende Wirkung auf Körper und Geist haben.
Bereits die Anreise mit dem Shinkansen von Tokio bis Kaminoyama zum Tsukioka Hotel ist wie das tiefe Aufatmen, nachdem man in die turbulente Metropole eingetaucht ist. Zu Anfang bin ich nervös angesichts der unbekannten Gegend und der Onsen, die ich noch nie besucht habe, doch meine Anspannung legt sich mit jedem Kilometer, den wir mit dem Zug zurücklegen. Vor allem zur Zeit der Herbstfärbung (Kōyō auf Japanisch) ist die Landschaft bildschön und ich bekomme das Gefühl, heimzukehren.
Das Kaminoyama Onsen damals und heute
Der Legende nach hatte ein buddhistischer Mönch einst einen Kranich gesehen, der seine Wunden in das Wasser der heißen Quelle tauchte. Seitdem sind Menschen nach Kaminoyama gekommen um in das heiße, heilsame Wasser zu steigen und dort Körper und Seele zu regenerieren. Heiße Quellen in Japan sind oftmals auf eine Krankheit oder eine Beschwerde spezialisiert. Das Kaminoyama Onsen soll vor allem bei Wunden und Verletzungen helfen.
Das Wasser ist zwischen 38 und 42 Grad heiß. Die Bäder im Tsukioka Hotel sind geschlechtergetrennt, allerdings wechselt das Bad jeden Morgen, das heißt das Frauenbad wird für den Tag zum Männerbad und umgekehrt. Und am darauffolgenden Tag wechseln sie wieder zurück.
Bereits der Umkleideraum ist in warmen Holztönen gehalten. Wie in jedem Onsen muss ich auch im Kaminoyama Onsen komplett nackt sein, um ins Wasser zu steigen. Ich kann meine Kleidung in Körben ablegen und kann dann durch eine Glastür hindurch das Onsen betreten.
An zahlreichen Duschköpfen, die an der Wand angebracht sind, kann und soll man sich mit dem bereitgestellten Shampoo und der Körperseife ausgiebig reinigen. Für Frauen gilt es auch, die Haare sorgfältig hochzubinden, damit sie keinen Kontakt mit dem Wasser haben. Erst dann kann man sich in das wohltuende Nass begeben und sich in den beiden Innenbädern genussvoll entspannen. So reinige ich Körper und Haare ausgiebig, bevor ich meine Haare hochbinde. Ich bin aufgeregt, denn dies ist das erste Mal dass ich mich in einem Onsen befinde und so bin ich voll Erwartung, als ich mich in das heiße Wasser sinken lasse. Und tatsächlich, es ist wie eine feurige Umarmung, welche die Anspannung aus meinen Muskeln vertreibt. Schnell hat sich meine Haut an die Temperatur gewöhnt und ich sinke tiefer ins Becken, bis nur noch mein Kopf aus dem Wasser schaut. Ich kann regelrecht spüren, wie sich mein Körper entspannt.
Es gibt außerdem noch ein Außenbad, welches sich eingebettet zwischen sandfarbenen Felsen an die Außenwand des überdachten Bades schmiegt. Es kalt draußen, nur einige Grad über dem Gefrierpunkt, doch nach einigem Zögern bin ich mutig genug und wage mich zum Außenbecken. Es sieht einladend aus mit dem klaren Wasser und dem silbrigen Dampf, der wie ein Nebel über dem Becken schwebt. Ich sinke in das Außenbecken und seufze. Es fühlt sich unglaublich gut an. Ich bin sicher, vor allem bei kalten Temperaturen ist das Außenbad wie ein Balsam für Körper und Geist. Die heiße Quelle im Außenbereich ist zusammen mit der kühlen, reinen Luft ein idealer Ort zum Entspannen.
Eine Nacht im japanischen Ryokan
Doch nicht nur das Onsen ist einen ausgiebigen Besuch wert. Das Tsukioka Hotel ist ein sogenanntes Ryokan, also ein traditionelles japanisches Gasthaus. Es lohnt sich mindestens eine Nacht im Ryokan zu verbringen. Nach mehreren Besuchen im Wasser der heißen Quellen kann man besonders gut in den ruhigen, mit Tatami-Matten ausgelegten Zimmern auf den Futonbetten schlafen. Trägt man dazu noch einen der Yukatas, also leichte Sommerkimonos, die vom Ryokan bereitgestellt werden, ist es ein wenig wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Nach meinem Besuch im Onsen freue ich mich bereits sehr auf meine allererste Nacht auf einem traditionellen Futon und kleide mich dementsprechend authentisch in dem vorbereiteten Yukata.
Heilendes Wandern in den Wäldern rund um den Berg Zao
Doch in Kaminoyama kann man nicht nur ein ausgiebiges Bad in den heißen Quellen nehmen und einen Aufenthalt im Ryokan genießen. Der Berg Zao, der sich in unmittelbarer Nähe über die ehemalige Burgstadt erhebt, ist der aktivste Vulkan im nördlichen Honshu und die zahlreichen dicht bewaldeten Hänge an dessen Ausläufern laden zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen durch die Natur ein.
So geht etwa eine Seniorengruppe von Japanern jeden Morgen um circa 7:45 Uhr hinauf bis zum Hayama-Schrein. Der gleichnamige Pfad ist einer von vielen die durch den Wald hindurch in luftige Höhen führen. Der Hayama-Schrein befindet sich halb verborgen oben auf einem Gipfel der zahlreichen Hügel um Kaminoyama herum. Mit 700 Jahren ist er der älteste Shinto-Schrein der Stadt.
Ende Oktober sind die Temperaturen hier in der Präfektur Yamagata am frühen Morgen um die 5 Grad und ich fröstele. Unser Atem hängt als silbriger Dunst in der Luft, als ich mich gemeinsam mit der Gruppe Japanern auf den Weg in den Wald mache. Es geht einen kurvigen Pfad hinauf, bei dem meine Wadenmuskeln schon beansprucht werden, bis sich der Weg nach rund 15 Minuten ein wenig ebnet. Schon hier bietet sich uns ein eindrucksvoller Blick hinab auf die Stadt. Hier habe ich bereits das Gefühl, meine Sorgen und drückenden Gedanken am Fuß des Berges gelassen zu haben.
Auf dem Pfad findet man einen Brunnen mit einem steinernen Becken. Auf den ersten Blick wird deutlich dass dieser Brunnen bereits sehr alt ist. Der Guide erklärt, dass Wanderer hier die sogenannte Kneippkur machen können.
Sebastian Kneipp war ein deutscher Priester, der an Tuberkulose erkrankte. Er ist Namensgeber für die Kneippkur und Kneipp-Medizin und hat die Hydrotherapie populär gemacht. Beim Wassertreten geht es darum, sich mit wenig Körperaufwand über Wasser zu halten. Man soll im kalten bis lauwarmen Wasser auf der Stelle treten und dabei bei jedem Schritt das Bein komplett aus dem Wasser ziehen, um es dann wieder einzutauchen. Dies soll die Durchblutung fördern und den Kreislauf anregen.
Zwar kann man im Brunnen auf dem Hayama-Wanderpfad nicht durch das eiskalte Wasser schreiten, allerdings kann man seine Arme in das Wasser tauchen. Auch dies fördert bereits den Kreislauf und die Durchblutung. Viele der Senioren machen dies auf dem Weg zum Gipfel.
Übungen am alten Hayama-Schrein
Mit jedem Schritt in Richtung Gipfel wird die Luft reiner und wann immer ich durch die Baumwipfel hindurch einen Blick auf das Tal erhaschen kann, umso schöner wird die Aussicht und nicht selten bleibe ich stehen um die bloße Szenerie zu genießen. Auf dem Weg durch den Wald kann ich die Herbstfarben in aller Schönheit genießen. Es ist unglaublich wie die Jahreszeit die Blätter in jede mögliche Herbstschattierung färben kann. Außerdem gibt es auch eine Überraschung für Pilzliebhaber. So erzählt der Guide dass man in diesen Wäldern den Matsutake-Pilz finden kann, den teuersten Pilz Japans.
Am Hayama-Schrein angekommen macht unsere Wandertruppe einige Übungen. Zunächst werden Arme und Beine aufgewärmt und die Bänder gedehnt. Dann werden mit den zahlreichen Steinen die am Boden liegen Koordinationsübungen gemacht. So soll man etwa zwei Steine nehmen, sie in die Luft werfen und mit überkreuzten Händen wieder auffangen. Es macht Spaß und weckt meine Lebensgeister und gleichzeitig wird meine Auge-Hand-Koordination beansprucht.
Auf dem Weg zurück werden auch Stimmübungen gemacht. So brüllen wir alle im Chor „Ya-Ho!“ und wenn ein lautes Echo von den Bergen widerhallt, ist der Guide zufrieden. Ebenso kommen wir noch an einer besonderen Aussichtsplattform vorbei, dem „Yumi Katsura Lover’s Sancutary“. Auf der Plattform ist eine Glocke aufgestellt und man hat einen traumhaften Blick hinab auf die Stadt. So früh am Morgen hängen die Wolken noch tief im Tal und von der Plattform aus sehe ich die frischen Lichtstrahlen des neuen Tages durch die Wolken brechen. Der atemberaubende Blick ist wie eine Belohnung nach den Strapazen des Aufstiegs und motiviert zur Rückkehr und vor allem zur Wiederholung der Wanderroute.
Wenn man vom Berg herabsteigt, hat man das Gefühl erfrischt zu sein und neue Kraft zu haben. Die Gruppe Japaner geht jeden Morgen denselben Pfad hinauf und wieder hinunter. Jeder der möchte, darf sich der Gruppe anschließen und ist herzlich willkommen.
Zufahrt, Öffnungszeiten und Preise
Man erreicht den Bahnhof von Kaminoyama Onsen mit dem Shinkasen über die JR Yamagata Shinkansen Linie, welche stündlich ab Tokio fährt. Die Fahrt dauert zweieinhalb Stunden und kostet rund 11,000 Yen. Die Strecke ist im Japan Rail Pass, JR East Tohoku Area Pass und JR East South Hokkaido Pass mit inbegriffen.
Das Tsukioka Hotel ist einen 13-minütigen Fußmarsch vom Kaminoyama Onsen Bahnhof entfernt.
Der offizielle Link: Japan Tohoku New Toji Style.
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