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Nur knapp 240 Kilometer Luftlinie trennen die japanische Hauptstadt Tokio von der südlichsten Präfektur der Region Tōhoku, die am 11. März 2011 zu trauriger Berühmtheit gelangte, als um 14:46 Uhr Ortszeit die Erde vor der nordöstlichen Küste Japans bebte. Doch heute, nur knapp 13 Jahre später, hat sich die Präfektur Fukushima zu einem aufblühenden Zentrum der Kultur entwickelt, an dem Orte der Erinnerungen, an denen Einheimische ihre Geschichten mit Besuchern teilen, auf Nationalschätze und feurige Tänze treffen. Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten erwarten Reisende, ebenso wie historische Unterkünfte, die Besucher in ihre Schulzeit zurückversetzen.

Kommt mit uns auf eine zweitägige Reise durch Fukushima, die uns beweisen wird, dass die Region trotz der Katastrophe genau eines ist: Ein Ort für Touristen und Einheimische, den es zu entdecken gilt!

Commutan Fukushima: Findet Antworten auf eure Fragen

Eröffnet im Juli 2016, wurde das „Environmental Creation’s Information and Communication Building“ der Präfektur Fukushima, kurz genannt auch Commutan Fukushima (コミュタン福島), als Anlaufstelle für die Anwohner der Region und deren Ängste, Sorgen und Fragen rund um die Thematiken Strahlung und Umwelt errichtet.

Unterteilt in sechs Bereiche, können Besucher hier mehr über Radioaktivität und die daraus resultierenden Einflüsse auf die Umwelt sowie der Regenerierung der Natur Fukushimas erfahren. Praktische Versuche, wie das Messen von Strahlung, veranschaulichen dabei die Antworten auf eure Fragen. Neben einer aktuellen Ausstellung zur Strahlungs- und Umweltsituation in Fukushima, beherbergt das Zentrum ebenfalls das „Environmental Creation Theatre“. Dieses Theater in Form einer Kugel mit 360-Grad-Blick, klärt euch nicht nur über die Grundlagen der Strahlung auf, sondern zeigt euch durch Video- und Akustikaufnahmen auch die Schönheit und das kulturelle Erbe der Präfektur Fukushima.

Tamakawa Yodge: Willkommen zurück in der Schule – oder nicht?

Müssen wir hier nun die Schulbank drücken? Diese Frage ist durchaus berechtigt. Denn unser nächster Stopp führt uns zu der 1910 errichteten Yotsuji-Grundschule. Doch keine Sorge. Was ihr hier vorfindet, ist ein renoviertes Gebäude, in welchem heute das Tamakawa Yodge (森の駅Yodge) zu Hause ist, ein Gästehaus mit angrenzendem Café, in dem ebenfalls verschiedene Aktivitäten angeboten werden, darunter die hauseigene Sauna, ein Grillplatz sowie ein Baumkuchen-Workshop.

Tamakawa Yodge in Fukushima

Doch den Charme früherer Zeiten hat sich das Yodge bewahrt, mit seinen hohen, einladenden Balkendecken und den fünf Gästezimmern, die in den ehemaligen Klassenzimmern errichtet wurden. Besucher des Cafés nehmen hingegen im ehemaligen Musikraum der Schule Platz.

Heute ist das ehemalige Schulgebäude ein Treffpunkt für Reisende und Einheimische gleichermaßen, wo ihr Gerichte, zubereitet aus lokalen sowie saisonalen Zutaten aus verschiedenen Regionen, in einem geschichtsträchtigen Ambiente genießen könnt.

Spa Resorts Hawaiians: Feurige Tanzeinlagen und Hula-Tänze

Unser nächster und letzter Stopp für diesen Tag führt uns zu einem ganz besonderen Ort, und zwar zu einem Themenpark. Angelehnt an eines der beliebtesten Reiseziele der Japaner, eröffnete hier in Iwaki am 15. Januar 1966 das Joban Hawaiian Center, heute bekannt als Spa Resorts Hawaiians (スパリゾートハワイアンズ).

Hula-Tanzgruppe

Neben einem Wasserpark findet ihr hier ebenfalls Onsen-Bäder und verschiedene Unterhaltungseinrichtungen mit hawaiianischem Thema, die für die ganze Familie geeignet sind. Die Hauptattraktion und das Aushängeschild des Spa Resorts Hawaiians ist jedoch seine Hula-Tanzgruppe. Während sie in den 60er Jahren noch dazu genutzt wurde, um Touristen in die Stadt Iwaki zu locken, entwickelte sich die Gruppe in den Folgemonaten der Dreifachkatastrophe zu einem Symbol der Hoffnung und des Aufschwungs der betroffenen Regionen. Sie besuchten Evakuierungszentren entlang der vom Tsunami zerstörten Pazifikküste, um Betroffene aufzumuntern und reisten durch weitere Teile Japans, um Touristen nach Iwaki zu locken.

Wenn auch ihr Lust aufs Tanzen bekommen habt, könnt ihr im Spa Resorts Hawaiians einen Hula-Tanz-Workshop (nur für Frauen) buchen oder für all diejenigen, die den Nervenkitzel lieben, steht ein Workshop zum hawaiianischen Feuermessertanz zur Auswahl. Das angrenzende Hotel ist durch einen Zugang mit dem Resort verbunden, hier erwarten euch 260 Zimmer im japanischen und westlichen Stil.

Shiramizu Amidado-Tempel: Fukushimas einziger Nationalschatz

Den zweiten Tag unserer Reise beginnen wir mit einem Besuch beim Shiramizu Amidado-Tempel (白水阿弥陀堂), und der dazugehörigen Amida-Halle. Dieses um das Jahr 1160 herum von Prinzessin Tokuhime errichtete Heiligtum aus der Heian-Zeit (794-1185), ist heutzutage der einzige Ort in der gesamten Präfektur Fukushima, der als Nationalschatz ausgewiesen ist. Da der Tempel zu den wenigen noch existierenden Amida-do-Tempeln aus der Heian-Zeit gehört, ist er für die Bewohner der Region von noch größerer Bedeutung.

Die zum Tempel dazugehörige Gartenanlage, auch Jodo Teien genannt, was so viel wie „reines Land“ bedeutet und das buddhistische Paradies darstellen soll, bietet euch im Sommer mit seinen zahlreichen Lotusblüten einen atemberaubenden Anblick. In den Herbstmonaten könnt ihr hier dagegen das strahlende Gelb der Ginkgo-Bäume und das leuchtende Rot des Ahorns genießen. Der Besuch des Gartens ist kostenlos, für das Betreten des Pavillons (barfuß!) benötigt ihr eine Eintrittskarte. Foto- und Videoaufnahmen im Inneren sind nicht erlaubt. Solltet ihr jedoch Goshuin (御朱印; Stempel, die an Schreinen und Tempeln erhältlich sind) sammeln, dann seid ihr hier genau richtig. Verpasst nicht, euch einen zu holen!

Iwaki 3.11 Memorial and Revitalization Museum: Ein Ort für Erinnerungen

Das Iwaki 3.11 Memorial and Revitalization Museum (いわき震災伝承みらい館) wurde im Mai 2020 mit dem Ziel eröffnet, nachfolgenden Generationen die Erlebnisse und Erfahrungen, aber auch die aus der Katastrophe gezogenen Lehren näherzubringen. Das Museum ist heute ein Ort der Erinnerungen, der nicht nur von der Katastrophe, sondern auch von Fukushimas Wiederaufbau berichtet.

Im Iwaki Earthquake Disaster Memorial Miraikan bekommt ihr die Möglichkeit, durch gesammelte Ausstellungsstücke der betroffenen Region, die Ausmaße des Erdbebens und des verheerenden Tsunamis noch besser verstehen zu können. Komplementiert wird die Ausstellung von Zeitzeugenberichten, organisiert von der „Iwaki Storyteller Association“, die jeweils samstags, sonntags und an Feiertagen Vorlesungen im Museum veranstaltet.

Iwaki Lalamew: Alle guten Dinge Iwakis unter einem Dach

„All die guten Dinge von Iwaki sind hier“, das ist der Slogan des Iwaki Lalamew (いわき ら・ら・ミュウ), einem Touristeninformations- und Produktionszentrums der Stadt Iwaki, das sich Nahe des Aquamarine Fukushima befindet, einem riesigen Aquarium, dass Einblicke in das Küsten- und Meeresleben der Region gewährt.

Das Iwaki Lalamew ist in verschiedene Bereiche unterteilt, darunter Restaurants, die frische Meeresfrüchte anbieten, eine Einkaufszone mit allerlei Souvenirs, ein Bereich extra für den Verkauf von Delikatessen aus dem Meer und ein Indoor-Spielplatz für die kleinen Besucher. Hier werdet ihr auf eurer Suche nach dem perfekten Souvenir aus Fukushima mit Sicherheit fündig!

Helena Strawberry Land: Erdbeeren, soweit das Auge reicht

Die Reise geht weiter zu einem der wohl beeindruckendsten Resortkomplexe, den die Region Fukushima zu bieten hat. Inmitten von Natur, ausgestattet mit Golfplätzen, einem Reitclub und luxuriösen Unterkünften, könnt ihr hier einer, auch bei Japanern sehr beliebten, Aktivität nachgehen: dem Erdbeeren pflücken! Im Helena Strawberry Land (ヘレナ ストロベリーランド) könnt ihr gegen eine Gebühr von 2.100 Yen für 80 Minuten lang so viele Erdbeeren pflücken, wie ihr essen könnt. Mitarbeiter geben euch Tipps und Hinweise zum Pflücken, bevor ihr euch in die rote Beerenlandschaft stürzen könnt.

Insgesamt werden im Helena Strawberry Land fünf verschiedene Arten von Erdbeeren angebaut, die in sauberen Reihen auf euch warten. Am Ende der Zeit könnt ihr entweder direkt vor Ort eure Ernte verzehren oder andere Leckereien probieren, wie Erdbeer-Dorayaki, Daifuku, Waffeln und vieles mehr.

Iwaki Takahashi: Eine Geschichte mit Happy End

Der letzte Stopp unserer Tour durch die Region zeugt von der starken Willenskraft der Einwohner Fukushimas. Das Geschäft Iwaki Takahashi (磐城高箸) eröffnete im August 2010, nur rund sechs Monate vor dem großen Tōhoku-Erdbeben, und musste nur wenig später, aufgrund schwerer durch das Erdbeben entstandener Schäden, seine Türen wieder schließen und stand kurz vor dem endgültigen Aus.

Doch dank der Hilfe der Menschen aus der Region, schaffte das Iwaki Takahashi es, seine Türen wieder zu öffnen und ist heutzutage vor allem für seine Kibo no Kakehashi (希望のかけ箸) bekannt. Diese „Essstäbchen der Hoffnung“ werden aus edlem Zedernholz hergestellt, welches aus den drei am stärksten betroffenen Gebieten der Dreifachkatastrophe stammt.

Rund 13 Jahre nach dem Tōhoku-Erdbeben haben die Präfektur Fukushima und ihre betroffenen Gebiete bewiesen, dass sie heute wieder ein blühendes Zentrum der japanischen Kultur mit zahlreichen gastronomischen Highlights sind, die Einheimische und Reisende dazu einladen, ihre unbekannten Juwelen zu entdecken. Und wenn wir nun euer Interesse geweckt haben, dann kommt vorbei und wandelt auf den Spuren der Samurai oder entdeckt die Kirschblüten in Fukushima.

Artikel gesponsert von der Präfektur Fukushima.

Fotos aufgenommen von Danidaifkuku.

Yvonne Tanaka

Yvonne

Ursprünglich aus Berlin, habe ich in Japan meine zweite Heimat gefunden. Fasziniert vom Land, der Kultur und den Menschen, zieht es mich bereits seit 2012 regelmäßig in das Land der aufgehenden Sonne. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt und einem Praktikum, zieht es mich 2022 wieder zurück in meine alte Heimat, in das Zentrum von Tokio.