Wenn wir heute von Fukushima reden, sind die ersten Bilder, die uns in den Kopf kommen, die verstörenden Aufnahmen von der Dreifachkatastrophe aus dem Jahr 2011, Bilder eines zerstörten Atomkraftwerks und der 20 Kilometer langen Sperrzone. Dass es sich hierbei aber um die Stadt Fukushima handelt, wird in den meisten Fällen ausgeblendet.
Wir aber machen uns an diesem Sonntag auf den Weg in die Präfektur Fukushima, genauer gesagt in die Stadt Shirakawa, die unweit von der Präfektur Tochigi entfernt liegt.
Von Tokio nach Fukushima
Während wir die knapp 3-stündige Fahrt mit den lokalen JR Linien vom Bahnhof Tokio aus antreten, wundern wir uns schon ein wenig über die vielen Menschenmassen, die scheinbar das selbe Ziel verfolgen wie wir und uns durch die verschiedenen Präfekturen hinweg mit begleiten. Denn unser Weg führt uns von Tokio aus durch die Präfektur Saitama, weiter durch Tochigi, bis wir letztendlich in der Präfektur Fukushima, am JR Bahnhof Shirakawa, ankommen.
Die Kirschblüte in Shirakawa
Weshalb sich auch so viele andere mit uns auf den Weg in die Präfektur Fukushima gemacht haben, wird uns klar, sobald wir die Bahn verlassen und bereits vom Bahnhof aus die Burg Shirakawa-Komine sehen können.
Denn während die Kirschblüte in Tokio schon seit fast zwei Wochen vorbei ist, stehen die Kirschblütenbäume in Shirakawa in voller Blüte. Und so können wir bereits vom Bahnhof aus den Blick auf die Burganlage mit ihrer weißen und rosaroten Blütenpracht genießen.
Ein kleiner Tipp: Wenn ihr früh genug in Shirakawa ankommt, könnt ihr euch gegen einen kleinen Aufpreis auch ein Fahrrad am Bahnhof ausleihen. Leider waren wir an diesem Tag zu spät da, weshalb wir uns zu Fuß auf den Weg machen mussten.
Die Burg Shirakawa-Komine
Zu Fuß sind es keine zehn Minuten, die wir vom Bahnhof zur Burg Shirakawa-Komine brauchen und uns vor einer beeindruckenden Kulisse wiederfinden. Auf der weitläufigen Burganlage tummelt sich nur eine Handvoll Menschen, während sich im Hintergrund das beeindruckende Panorama der Gebirgskette abzeichnet, die sich von der Präfektur Fukushima bis in die Präfektur Tochigi ausdehnt.
Errichtet wurde die Burg Shirakawa-Komine im Jahr 1340 von General Chikamoto Yuki, bevor sie 1632, unter der Leitung von Nagashige Niwa, im Teikaku-Stil umgebaut wurde.
Die strahlendweiße Fassade hebt sich von dem blauen Himmel ab, während wir die wenigen Stufen hoch zur Burg erklimmen und uns auf einem der zahlreichen geschichtsträchtigen Schauplätze wiederfinden, die Japan auszeichnen. Einst wütete hier der Boshin Krieg (1868 – 1869), ebenso wie Shirakawa Schauplatz der Schlacht von Aizu im Jahr 1868 wurde, als die Befürworter der Tokugawa gegen die Satchō Allianz, die hinter der Kaiserfamilie stand, aufeinander trafen.
Bereits während dieser Schlacht wurde ein Großteil der Burganlage zerstört, deren Überreste dann noch der Meiji-Restaurierung zum Opfer fielen und die Burganlage zu einer Parkanlage umfunktioniert wurde. Der Wiederaufbau der Burganlage begann erst 1991 und wurde 17 Jahre später von der japanischen Regierung als National Historic Site geschützt.
Wir lassen uns natürlich auch nicht die Gelegenheit entgehen die Burg von Innen zu besichtigen (kostenlos), wobei der Aufstieg in die oberen Etagen nichts für große Leute ist!
Vorsicht! Stoßt euch nicht den Kopf! Der „Otome- Sakura“ Baum wurde gepflanzt, um an ein Mädchen zu Gedenken, das während der Restaurationsarbeiten ums Leben kam.
Ein Ort zum Wohlfühlen
Nach einer kurzen Mittagspause unter den Kirschblütenbäumen, machen wir uns auf den Weg zum Nanko Park, der ungefähr drei Kilometer von der Burg Shirakawa-Komine entfernt liegt.
Unser Weg führt uns einmal quer durch die Stadt selbst, vorbei an niedlichen Restaurants im europäischen Stil, Einfamilienhäusern die ungewöhnlich groß, aber sehr einladend wirken und entlang eines kleinen Flusses, der von herunterhängenden Kirschblütenbäumen gesäumt ist.
Ein kleines Paradies auf Erden – anders kann man Shirakawa beim besten Willen nicht beschreiben und der Wunsch sich hier eines Tages zur Ruhe zu setzen wird nur noch mehr bestärkt, als wir letztendlich den Nanko Park erreichen.
Der Nanko Schrein
Bevor wir um den Nan See herum laufen, um von dort aus wieder zum Bahnhof zu gelangen, legen wir einen Stopp am Nanko Schrein ein, der mit seinen herabhängenden Kirschblütenbäumen einen malerischen Anblick abgibt. Errichtet wurde der Schrein 1922, zu Ehren von Sadanobu Matsudaira, dem dritten Daimyō Shirakawas.
Nanko Park: Einer der ältesten japanischen Gärten
Der Nanko Park, was wörtlich übersetzt „der Süden des Sees“ bedeutet und der sich ebenfalls südlich der Burg Shirakawa-Komine befindet, entstand im Jahr 1801 und gilt heutzutage als einer der ältesten japanischen Gärten, der ebenfalls die Möglichkeit anbietet, die Kirschblüten vom Wasser aus zu genießen. Gegen einen kleinen Aufpreis könnt ihr euch hier ein Boot mieten und damit die Ruhe auf dem Wasser genießen, wenn ihr keinen Spaziergang um den See machen möchtet.
Auch hier besteht die Möglichkeit sich ein Boot auszuleihen.
Der blaue Himmel und der strahlende Sonnenschein laden aber geradewegs zu einem Spaziergang ein, weshalb wir uns entscheiden zu Fuß um den halben See zu gehen, um so später zum JR Bahnhof Shin-Shirakawa zu gelangen, von wo aus wir zurück nach Tokio fahren.
Unser Weg um den Nan See herum, führt uns durch Alleen aus Kirschblütenbäumen hindurch, während am Ufer kleine Gruppen von jüngeren und älteren Leuten sitzen, die das Wetter zum Grillen nutzen.
Ein wahrhaft idyllischer Anblick!
Und wenn man mich heute nochmal zu Fukushima fragen würde, so wären die ersten Bilder, die mir in den Kopf kommen, die strahlend weiße Fassade der Burg Shirawaka-Komine, umrahmt von Kirschblüten, das Wiegen der Baumkronen in der sanften Briese, die einladenden Familienhäuser und die glitzernde Oberfläche des Nan Sees, der meinen Entschluss – noch einmal zurückzukehren – nur noch weiter bestärkt hat.