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Die Stadt Uji: Mehr als nur grüner Tee

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Die Stadt Uji 宇治 in der Präfektur Kyoto wird oft als “Die Stadt des grünen Tees” bezeichnet. Und ja, die Teegeschäfte vor Ort lassen das Herz eines jeden Tee-Liebhabers höherschlagen. Aber allein in der Gegend um den Bahnhof Uji gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Eingebettet zwischen Kyoto und Nara, ist Uji mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen und bietet sich perfekt für einen Tagesausflug an. Ich nehme euch daher heute mit auf eine Tour rund um grünen Tee, Geschichte und klassische Literatur.

Grüner Tee aus Uji

Uji ist seit Jahrhunderten die Adresse für hochwertigen grünen Tee. Der Teeanbau begann hier bereits im 12. Jahrhundert, als ein Zen-Mönch namens Eisai, Teesamen aus China nach Japan brachte. Die Region rund um Uji ist aufgrund ihres milden Klimas und klaren Wassers ideal für den Anbau, wodurch die Region berühmt für ihren erstklassigen Matcha und Sencha wurde, den man in vielen Ecken der Stadt probieren und kaufen kann. Und das nicht nur als Tee zum Trinken, sondern auch in zahlreichen Speisen und Süßigkeiten.

getrockneter grüner Tee aus Japan

Die Byodoin-Omotesando-Straße

Die Byodoin-Omotesando ist eine lebhafte und charmante Einkaufsstraße, die vom Bahnhof Uji zur bekanntesten Sehenswürdigkeit von Uji, dem Byodoin-Tempel, führt. Hier reihen sich Teehäuser, Handwerksläden und kleine Cafés aneinander, in denen Besucher Tee verkosten, Souvenirs kaufen oder einfach das geschäftige Treiben erleben können.

Nehmt euch Zeit und schaut durch die vielen verschiedenen Läden entlang der traditionellen Straße. Wir haben uns vor Ort mit losem grünem Tee sowie Matcha-Pulver eingedeckt, aber auch süße Erinnerungen an unseren Besuch mitgenommen. Vielleicht findet ihr ja ein schönes Matcha-Set mit Tasse und Bambusbesen, mit dem ihr das gemahlene grüne Pulver zuhause selbst zubereiten könnt.

In der Straße befinden sich unterschiedliche Cafés, Restaurants und Street-Food-Stände, in denen ihr eine Pause einlegen und zum Beispiel Matcha-Süßspeisen oder Matcha-Nudeln genießen könnt. Bei uns gab es zum Mittag ein Set mit Matcha-Ramen und Matcha-Gyoza (okay, der Matcha-Geschmack hat sich hier sehr im Hintergrund gehalten) sowie leckere grüne Parfaits und kalt aufgebrühten Sencha. Davon musste ich mir im Anschluss auch direkt eine Packung für zu Hause kaufen.

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Der Byodoin-Tempel

Am Ende der Omotesando-Straße befindet sich der berühmte Byodoin-Tempel 平等院, eines der ikonischsten Bauwerke Japans und UNESCO-Weltkulturerbe. Bereits im 10. Jahrhundert errichtet, wurde der Byodoin im Jahr 1052 von Fujiwara no Yorimichi, einem Regenten des Kaisers, zum buddhistischen Tempel etabliert. Sein bekanntestes Gebäude, die Phönix-Halle, findet ihr auf der Rückseite der japanischen 10-Yen-Münze wieder. An windstillen Tagen spiegelt sich die Halle anmutig im davorliegenden Teich, was ein beeindruckendes Fotomotiv ergibt. Übrigens auch sehr beliebt bei japanischen Schulklassen, die dort Gruppenfotos machen.

Byodoin-Tempel in Uji, Kyoto

Im angeschlossenen Byodoin-Museum Hoshokan können Besucher antike Buddhastatuen, Phönixfiguren und kunstvolle Tempelornamente bestaunen, die einen tiefen Einblick in die Ästhetik der Heian-Zeit geben. Der Eintritt zum Tempelgarten und Museum kostet 700 Yen. Für zusätzliche 300 Yen könnt ihr auch die Phönix-Halle von innen besichtigen (max. 50 Personen alle 20 Minuten).

  • Byodoin-Tempel


    tourist attraction
  • Renge-116 Uji, Kyoto 611-0021, Japan
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Spaziergang durch den Uji-Park

Während die Uji Omotesando und der Byodoin die Hauptattraktionen der Stadt sind, kommen wir nun zu den Orten, die viele Touristen bei ihrem Besuch in Uji verpassen. Direkt hinter dem Byodoin könnt ihr weiter spazieren zum Uji-Fluss 宇治川 und Uji-Park 宇治公園, einer grünen Oase mit viel Natur, Brücken und Spazierwegen. Im Frühling ist der Park ein beliebter Ort für Hanami, das Betrachten der Kirschblüten, während im Herbst das leuchtende Farbenspiel der Ahornbäume bezaubert.

Von den Brücken und dem Ufer des Uji-Flusses kann man in den sommerlichen Abendstunden zwischen Juli und September die traditionellen Ukai-Vorführungen beobachten, eine jahrhundertealte Methode des Fischfangs mit Kormoranen.

  • Uji-Park


    park
  • Uji, Kyoto 611-0021, Japan
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Uji-Schrein und Ujigami-Schrein

Euer Spaziergang durch den Park und über die Brücken führt euch auf die andere Seite des Flusses, wo sich der Uji-Schrein 宇治神社 befindet, einer der ältesten und ehrwürdigsten Schreine der Region. Während die Architektur des Schreins eher schlicht gehalten ist, besticht dieser mit anderen besonderen Details: Fast überall sind Hasenmotive zu finden!

Dies geht zurück auf eine Legende, nach der Uji no Wakiiratsuko, ein Prinz aus der Kaiserfamilie, dem auch der Schrein gewidmet ist, sich verirrte und dem dann ein weißes Kaninchen erschien, das immer zurückblickend, ihm den richtigen Weg wies. Dieses “rückwärtsblickende Kaninchen” (みかえり兎 mikaeri usagi) gilt als göttlicher Bote und ist heutzutage auf zahlreichen Glücksbringern, Orakeln und selbst auf dem Goshuin des Schreins zu finden. Natürlich konnte ich auch selbst nicht widerstehen bei dem niedlichen Design.

  • Uji-Schrein


    place of worship
  • Japan, 〒611-0021 Kyoto, Uji, Yamada−1
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In unmittelbarer Nähe befindet sich der Ujigami-Schrein 宇治上神社, der mit seiner Gründung 1060 als ältester noch erhaltener Shinto-Schrein Japans gilt und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Dieser ist eng mit dem Uji-Schrein verbunden und auch hier findet ihr den symbolträchtigen Hasen wieder. Mit seiner klassischen Architektur befindet sich der Schrein inmitten der Natur, umgeben vom Grün im Frühling und Sommer, besticht er vor allem mit der bunten Laubfärbung im Herbst.

Ujigami-Schrein
  • Ujigami-Schrein


    tourist attraction
  • Japan, 〒611-0021 Kyoto, Uji, Yamada−59
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Genji-Monogatari-Museum

Wir machen noch einen kurzen Spaziergang unter den Bäumen entlang und erreichen das Genji-Monogatari-Museum 源氏物語ミュージアム. Der Roman Genji Monogatari wurde im frühen 11. Jahrhundert von der Hofdame Murasaki Shikibu verfasst und gilt als klassisches Beispiel für die japanische Frauenliteratur: ein komplexes Epos über Liebe, Macht und Vergänglichkeit am Kaiserhof der Heian-Zeit. Die letzten zehn Kapitel dieser Erzählung spielen in Uji, weshalb die Stadt als Schauplatz und Inspirationsquelle eine besondere Bedeutung hat.

Das moderne Museum nimmt euch mit in die literarische Vergangenheit, mit lebensgroßen Dioramen, Kostümen und Miniaturnachbildungen. Und keine Sorge, wenn ihr wie ich Genji Monogatari nicht gelesen habt, gibt es im Museum ein kleines Kino, in dem wir „Genji Fantasy“ geschaut haben. In diesem kurzen Animefilm reist ihr mit den Hauptfiguren zurück in die Vergangenheit und bekommt einen Einblick in das Leben der Verfasserin. Im Museum befindet sich auch ein kleines Café, das zum Verweilen einlädt.

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Anfahrt

Uji ist mit Kyoto durch die Bahnstrecke der JR verbunden und es fahren regelmäßig Züge. Mit dem Express der Nara-Linie erreicht ihr Uji vom Bahnhof Kyoto in etwa 20 Minuten. In der Stadt selbst bietet es sich an, die Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erkunden. Es gibt aber auch städtische Busse, um längere Strecken zurückzulegen.

Um den Byodoin-Tempel und die Omotesando-Straße kann es vor allen an Wochenenden und zu Feiertagen recht voll werden. Sobald man aber diese Gegend verlässt und etwas abseits unterwegs ist, lichtet sich die Anzahl an Touristen stark und man kann die ruhige Atmosphäre und Schönheit von Uji genießen. Ich habe mich auch bei meinem inzwischen dritten Besuch der Stadt noch mehr in Uji verliebt und werde definitiv wiederkommen. Verpasst also nicht auf eurer nächsten Reise dort einen Stopp einzulegen.


Dieser Eintrag wurde in FEATURED, Kyoto, Kyoto, Museen und Galerien, Tee, Tempel und Schreine und getagged mit von Claudia Mitsubori veröffentlicht. Bookmark erstellen.

Claudia Mitsubori

Grown up in the middle of Germany, I made several trips to Japan since 2010, did one year Working Holiday and started living in Western Tokyo since October 2016 with my Japanese husband and our cute cat. I love traveling, food (especially sweets), learning more about Japanese traditions, Japanese music and everything related to cats. I am looking forward to share my experiences with you!

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