Auch wenn Japan die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und ein Vorreiter in Sachen Technologie ist, hat das Land mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Was sind die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieses demografischen Rückgangs und welche Lösungen sucht die Regierung? Schauen wir uns die Bevölkerung von Japan anhand der aktuellen Volkszählung aus dem Jahr 2024 an.
Wie viele Menschen leben in Japan?
Die Bevölkerung von Japan sinkt weiter, wie eine Zählung des japanischen Innenministeriums, die am 6. August 2025 veröffentlicht wurde, ergab. Laut Stand des 1. Januars 2025, leben demnach 124.330.690 Menschen in Japan, inklusive ausländischer Einwohner. Ein Rückgang von 554.485 Menschen bzw. 0,44 Prozent zum Vorjahresvergleich.
Der größte Rückgang wurde unter den japanischen Staatsbürgern verzeichnet, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 908.574 Personen (0,75 Prozent) auf 120.653.227 Menschen sank.
Wie entwickelt sich die Bevölkerung Japans?
In den letzten 15 Jahren ist die japanische Bevölkerungszahl jährlich zurückgegangen. Seit ihrem Höchststand von 128 Millionen Einwohnern im Jahr 2010, ist die Bevölkerung um mittlerweile knapp vier Millionen Einwohner gesunken.
Prognosen zufolge wird sich dieser Rückgang in den kommenden Jahren fortsetzen und sogar beschleunigen. Es wird erwartet, dass die Bevölkerung Japans bis 2050 auf unter 100 Millionen und bis 2060 auf weniger als 90 Millionen Einwohner sinken wird. Bis zum Jahr 2100 könnte Japan die Hälfte seiner heutigen Bevölkerungszahl verlieren. Da die Zahl der Geburten in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist, ist mit keiner Erholung dieses Trends zu rechnen.
Rückgang der Geburtenrate in Japan
Einer der Hauptgründe für den Rückgang der japanischen Bevölkerung ist die niedrige Geburtenrate im Land. Diese sank im Jahr 2024 auf das Rekordtief von 1,15 Kindern pro Frau, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums hervorging. Der letzte leichte Anstieg der Geburtenrate wurde im Jahr 2005 verzeichnet.
Aber warum bekommen Japanerinnen so wenige Kinder? Es gibt zahlreiche Gründe, darunter die hohen Lebenserhaltungskosten, ein höheres Bildungsniveau und mehr erwerbstätige Frauen. Und all das in einer Gesellschaft, die es für Frauen schwierig macht, Karriere und Kinder zu vereinbaren. Neben dem Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und den damit verbundenen Kosten, erschwert die Kultur der zeitaufwändigen Arbeit die Akzeptanz der Mutterschaft für weibliche Beschäftigte im Unternehmen.
Die niedrige Geburtenrate korreliert auch mit einer ständig steigenden Rate an unverheirateten Personen. Wie aus Unterlagen der Regierung hervorgeht, wurden 2021 nur rund 514.000 Ehen in Japan geschlossen, ein Rekordtief in der Nachkriegszeit. Rund ein Viertel der Frauen in ihren 30ern hege demnach nicht den Wunsch zu heiraten, auch bei den Männern der gleichen Altersgruppe verhält es sich ähnlich. Dort antworteten 26,5 Prozent, dass sie nicht den Wunsch verspüren, heiraten zu wollen.
Auch die Zahlen der unverheirateten Personen über 50 Jahre ist seit 1970 rapide angestiegen. Waren es damals noch 1,7 Prozent der Männer und 3,3 Prozent der Frauen, die nicht verheirateten waren, gaben 2020 28,3 Prozent der Männer über 50 Jahre an, unverheiratet zu sein, und 17,8 Prozent der Frauen.
Japans alternde Bevölkerung: Immer mehr Hundertjährige
Ein auffallendes Merkmal der japanischen Demografie ist es, dass sie eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit besitzt: 81,09 Jahre für Männer und 87,13 Jahre für Frauen. Bis 2060 wird die Lebenserwartung voraussichtlich auf 84 Jahre bei Männern und auf 90 Jahre bei Frauen ansteigen.
Diese gestiegene Lebenserwartung führt natürlich zu einer zunehmenden alternden Bevölkerung. Die Generation der Babyboomer, die 1947 – 1949 geboren wurden, gehört heute der demografischen Gruppe der Senioren an. Darüber hinaus altert Japans Gesellschaft schneller als je zuvor und schneller als irgendwo sonst auf der Welt. Heutzutage leben in Japan knapp 37 Millionen Einwohner, die über 65 Jahre alt sind. Im Jahr 2019 machten sie 28 Prozent der japanischen Bevölkerung aus, verglichen mit zwölf Prozent im Jahr 1990 und weniger als sechs Prozent im Jahr 1960.
Auch das demografische Verhältnis zwischen den 15- bis 64-Jährigen und den über 65-Jährigen schrumpft. Im Jahr 1980 lag der Anteil bei 7,4 Erwerbstätigen pro Rentner; bis 2010 sank diese Zahl auf 2,7. Zukünftige Schätzungen sind kaum optimistischer: 1,8 im Jahr 2030 und 1,3 bis 2050/ 2060.
Unterdessen ist die Zahl der Hundertjährigen im Jahr 2024 auf etwa 95.000 gestiegen. Die traditionelle japanische Ernährung soll ein langes Leben begünstigen und insbesondere die südlichen Inseln von Okinawa sind weltweit für ihre gesunde Lebensweise und ihre zahlreichen Hundertjährigen bekannt.
Laut dem im Jahr 2012 vom National Research Institute on Population veröffentlichten Bericht „Demographic Projections in Japan“, wird die Zahl der Senioren weiter zunehmen. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2060 rund 38 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt ein und 27 Prozent über 75 Jahre.
Folgen der alternden Gesellschaft Japans
Die beschleunigte Alterung der Gesellschaft belastet die öffentlichen Finanzen stark. Sie impliziert höhere Ausgaben für Sozialversicherungen und Renten, und gefährdet so das Haushaltsgleichgewicht zwischen öffentlichen Einnahmen und Sozialleistungen.
Eine weitere Folge der alternden Bevölkerung Japans ist der wachsende Mangel an Arbeitskräften. Dieses Phänomen ermutigt Senioren nicht nur dazu länger zu arbeiten, sondern auch nach dem Renteneintritt weiterhin einer Erwerbstätigkeit nachzugehen (was durch niedrige Rentensätze begünstigt wird). Ebenso wird auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen gefördert. Diese stieg von 37 Prozent von Mitte der 1970er Jahre, auf 45,5 Prozent im Jahr 2024.
Die niedrige Geburtenrate und der Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung bremsen jedoch weiterhin das allgemeine Wirtschaftswachstum und die internationale und regionale Handelsdynamik. Japans akut alternde Gesellschaft ist weltweit und insbesondere in Asien am stärksten ausgeprägt, während in Japan rund 29,3 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre als sind, sind es in Südkorea rund 20 Prozent und auf dem chinesischen Festlandrund 15,4 Prozent.
Alternative Lösungen für Japans demografischen Rückgang
Angesichts dieses „alarmierenden“ Arbeitskräftemangels versucht sich Japan an zahlreichen Methoden.
Die nationale Regierung hat verschiedene Initiativen gestartet, um ihre Bürger zu mehr Kindern zu ermutigen, darunter Familienbeihilfen, kostenlose Kindergartenplätze für einkommensschwache Familien, Vaterschaftsurlaub, Steuervergünstigungen und sogar ein Minister wurde benannt, um der sinkenden Geburtenrate entgegenzuwirken. Bislang haben diese Initiativen jedoch kaum bis gar keine Früchte getragen.
Einige scharfsinnige Beamte auf höchster Ebene der japanischen Regierung haben die Notwendigkeit erkannt, mehr ausländische Arbeitskräfte anzuwerben. Die öffentliche Meinung hat diese Idee jedoch nur zögerlich akzeptiert und jeder weitere Schritt zur Lockerung der Einwanderungspolitik bleibt ein sensibles Thema.
Andere Stimmen rufen nach der Förderung der Automatisierung und der Robotik. Charismatische humanoide Roboter wie Pepper sind in vielen kommerziellen Räumen in Großstädten stationiert, begrüßen Kunden und leiten diese weiter oder überprüfen, ob sie eine Maske tragen, was in Japan bereits gängige Praxis ist. Roboter im Allgemeinen werden sich am wahrscheinlichsten auf den Arbeitsmärkten verbreiten, auf denen es an Fabrikarbeitern, Bauarbeitern und Elektrikern mangelt. Sie werden auch für Produktionsmontageketten sowie andere gefährliche oder anstrengende Tätigkeiten entwickelt.
Angesichts seiner hohen Bevölkerung hat Japan sowohl die höchste Lebenserwartung als auch die niedrigste Geburtenrate der Welt. Angesichts der schnell alternden Gesellschaft hat die nationale Regierung bereits inländische Lösungen wie Familienanreize und Robotik in Betracht gezogen und gleichzeitig die Themen, wie die Einwanderungspolitik, angesprochen.
Übersetzung von Yvonne. Originalartikel aus dem Jahr 2021.
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