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Goshuin: Kunstvolle Stempel von Japans Tempeln und Schreinen

Tempel und Schreine

Goshuin, das sind die sogenannten Pilgerstempel von Tempeln und Schreinen, die in den letzten Jahren auch bei Touristen als Souvenir der Reise immer beliebter geworden sind. Auch ich sammle diese schon seit einigen Jahre und habe bereits mehrere Bücher gefüllt. Doch was hat es mit diesen Stempeln eigentlich auf sich? Welche Traditionen verbergen sich dahinter und wie sammelt man diese richtig? Hier geben wir euch alle Informationen, wie auch ihr in Japan Goshuin sammeln könnt, ohne in Fettnäpfchen zu treten.

Was ist ein Goshuin?

Das Wort Goshuin 御朱印 setzt sich aus der Schriftzeichenkombination go 御 und shuin 朱印 zusammen, was wörtlich übersetzt in etwa „ehrwürdiges zinnoberrotes Siegel“ bedeutet. Ursprünglich waren diese Siegel ein Beweis dafür, dass Gläubige ein Sutra handschriftlich kopiert hatten. Später entwickelten sie sich zum Nachweis für den Besuch eines Schreines oder Tempels, quasi zu Pilgerstempeln, die man in einem Buch, dem Goshuincho, gesammelt hat. Goshuin sind traditionell eine Kombination aus Kaligraphie, einem roten Hauptstempel und teilweise weiteren Stempeln oder Schriften. Sie zeigen den Namen des Tempels oder Schreins, das Datum deines Besuches, sowie ein Gebet oder andere Floskel.

Goshuin des Ginkakuji mit Erklärung
Goshuin des Ginkaku-ji in Kyoto mit einer Erklärung. Foto: Charles To

Die meisten Schreine und Tempel in Japan bieten Goshuin an, welche von den Priestern oder Helfern handschriftlich geschrieben werden. Nur kleine, meist unbemante Orte, haben diese nicht. Teilweise gibt es sogar mehrere Optionen an einem Ort, zum Beispiel, wenn auf dem Gelände noch Nebenschreine oder -tempel stehen und diese ihr eigenes Siegel mit Namen haben.

Was ist ein Goshuincho?

Goshuincho 御朱印帳 sind die Bücher, in die die Stempel eingetragen werden. Sie sind im Stil eines Faltbuches und lassen sich quasi wie eine Ziehharmonika aufziehen. Dadurch kann man die gesammelten Goshuin nebeneinander sehen. Auch die Rückseite davon wird beschrieben.

Faltoptik von Goshuincho

Fast alle Schreine und Tempel, bei denen es Goshuin gibt, bieten auch Goshuincho zum Kauf an. Allerdings ist jedes Design anders und es lohnt sich auch immer wieder nach neuen schönen Büchern die Augen offen zu halten. In der Regel sind die Bücher in Stoff eingebunden, es gibt aber inzwischen auch besonderer Versionen mit Holzcovern und ähnlichem. Alternativ könnt ihr heutzutage Goshuincho auch in einigen Schreibwarengeschäften, Buchhandlungen, Touristenläden und online finden.

Teilweise bestehen die Priester in Schreinen oder Tempeln darauf, dass man ein Goshuincho besitzt, in welches der Pilgerstempel eingetragen wird. Die meisten sind aber recht flexibel, auch wenn man das Buch zum Beispiel vergessen hat, kann man dann alternativ seinen Stempel auf einem losen Blatt erhalten.

Wie bekommt man ein Goshuin?

Ein Goshuin zu Erhalten ist eigentlich recht einfach und in wenigen Schritten möglich.

  1. Schritt: Als erstes solltest du dein Goshuincho bereit halten, damit das Goshuin dort eingetragen werden kann. Öffne direkt die Seite, auf welche der Eintrag soll.
  2. Schritt: Suche dann nach dem Schalter, an dem die Goshuin ausgegeben werden. Meist ist es in der Nähe der Stelle, wo auch Talismane und andere Sachen verkauft werden. Das Fenster für Goshuin ist meist mit den folgenden Schriftzeichen gekennzeichnet: 朱印所.
  3. Schritt: Sage dem Priester oder Helfer, dass du ein Goshuin möchtest. Wenn es mehrere geben sollte, dann welche genau. Übergib dein Buch und warte. Manchmal werden auch Wartenummern verteilt und du kannst dein Buch später wieder abholen. Wenn das Goshuin auf einem losen Blatt (書き置き kakioki) vorbereitet ist, wird es dir direkt überreicht.
  4. Schritt: Je nach Tempel oder Schrein musst du bei der Übergabe des Buches bezahlen oder erst dann, wenn du dein Goshuincho zurück erhältst. Meist kostet ein Goshuin zwischen 300 und 500 Yen, besondere Goshuin können aber auch teurer sein.
Ausgabestelle für Goshuin

Was solltet ihr beim Sammeln von Goshuin beachten

Auch wenn sich Goshuin heutzutage nach einem tollen Reisesouvenir anhören, solltet ihr den religiösen Hintergrund beim Sammeln dieser nicht vergessen. Ihr befindet euch auf dem Gelände eines Schreins oder Tempels, einem heiligen Ort, ein respektvoller Umgang mit der Tradition ist daher angebracht. Zudem solltet ihr die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Tempel- oder Schreinbesuch richtig verhält, beachten.

Ansonsten gibt es nicht allzu viele Regelungen, bzw. sind diese ziemlich offen und oft den Sammlern selbst überlassen. So gibt es Goshuin-Sammler, die beispielsweise jeweils ein eigenes Buch für Tempel und Schreine haben, um die beiden Religionen Buddhismus und Shintoismus zu trennen. Dies ist aber kein Muss, sondern nur persönliche Präferenz. Was ihr allerdings nie machen solltet: andere Stempel in das Goshuincho stempeln! Goshuincho sind allein zum Sammeln von Pilgerstempeln an Tempeln und Schreinen – Stempel von Bahnhöfen, Touristenspots, etc. gehören dort nicht hinein. Benutzt dafür bitte ein anderes Buch.

Saisonale und besondere Goshuin

In den letzten Jahren hat sich die Goshuin-Kultur weiterentwickelt. Viele Tempel und Schreine bieten saisonale oder thematisch gestaltete Stempel an, zum Beispiel mit Kirschblüten im Frühling oder sogar Halloween-Motiven im Oktober. Diese sind oft farbenfroh und haben besondere Illustrationen. Meist sind diese auf einen bestimmten Zeitraum limitiert und einige Schreine und Tempel bieten tatsächlich monatlich neue Designs an – so kann man den selben Ort immer wieder besuchen und es werden auch Goshuin-Touristen angelockt. Zudem gibt es nicht mehr nur Stempel in der Form “Farbe auf Papier”, sondern auch spezielle Versionen mit Stickereien, besonderen Schnitttechniken oder auf Acrylplatten.

Auch nichtreligiöse Stätten wie Museen oder Burgen bieten gelegentlich Goshuin-ähnliche Stempel an – diese unterscheiden sich jedoch von den religiösen Originalen. Aber dazu mehr ein ander Mal.

Ich sammle schon einige Jahre Goshuin – und zu meinen Hoch-Zeiten habe ich tatsächlich monatliche Touren gemacht, um die schönsten Stempel in Tokio und Umgebung zu ergattern. Auch jetzt noch recherchiere ich vor einer Reise, ob es an dem Ort besondere Goshuin zu finden gibt. Meine gefüllten Goshuincho sind für mich eine besondere Erinnerung, die ich immer wieder gern durchblättere – und auch ihr könnt diese einzigartigen Souvenirs von eurer Reise nach Japan mit nach Hause nehmen. Verhaltet euch allerdings respektvoll beim Besuch der religiösen Orte.


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Claudia Mitsubori

Grown up in the middle of Germany, I made several trips to Japan since 2010, did one year Working Holiday and started living in Western Tokyo since October 2016 with my Japanese husband and our cute cat. I love traveling, food (especially sweets), learning more about Japanese traditions, Japanese music and everything related to cats. I am looking forward to share my experiences with you!

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