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Dies ist der dritte Teil einer dreiteiligen Artikelserie über die Neue Goldene Route, einen Teil Japans, der bequem mit dem Hokuriku Arch Pass erreichbar ist. Um die anderen zwei Artikel der Reihe zu lesen, folgt einfach diesen Links:

Das vergangene Jahr benötigt keinerlei Vorstellung von irgendjemanden. Denn das Jahr 2020 hat eine herausfordernde Zeit mit sich gebracht, die nun eine Abwechslung erfordert. Es war ein Jahr der Einsamkeit, Selbstreflexion und einer ernsthaften Neuformulierung unserer Prioritäten. Das Bedürfnis nach Distanz und Isolation bedeutet jedoch nicht, dass wir uns nicht unserem Fernweh hingeben können. Das ist eine gute Gelegenheit, um abgelegene Gebiete außerhalb der Hotspots von Japan zu erkunden. Orte, die noch nicht unter die Auswirkungen der gegenwärtigen Globalisierung gefallen sind. Weitläufige Flächen voller Natur und Geschichte. Kleine, lokale Handwerksstätten mit jahrhundertealten Traditionen. Versteckte Schätze, die im Kern des traditionellen Japans verbleiben.

Die „Neue Goldene Route“ markiert all diese Kontrollkästchen. Sie ist ein Zufluchtsort voller atemberaubender Naturstätten und eine Verbindung zur lokalen Geschichte und Traditionen. Sie erstreckt sich von Tokio nach Osaka, deckt viele Stellen entlang der Strecke ab und bietet zahlreiche mögliche Reiserouten. Bonusvorteile sind: Ihr könnt Menschenmassen vermeiden und lokale Gemeinschaften unterstützen. In unserem vorherigen Artikel haben wir euch die Region Chubu mit ihren üppigen, pastoralen Szenen des ländlichen und historischen Japans vorgestellt. Dieses Mal, verbrachte ich drei Tage damit, einige der besten Sehenswürdigkeiten von Kansai zu erkunden, angefangen mit dem lebhaften Osaka.

Präfektur Osaka

In der Präfektur Osaka (大阪府) befindet sich nach Tokio die zweitgrößte Metropole. Als solche ist die Präfektur eines der besten japanischen Reiseziele für internationale Touristen, dank ihres breiten Spektrums an Kulturerbstätten und des wohlverdienten Rufs für ihre Gastronomie und ihr pulsierendes Nachtleben. Und während das absolute Rampenlicht auf der Stadt Osaka und insbesondere auf Dotonbori liegt, kann auch das Verlassen der Stadt eine ebenso sehenswerte Erfahrung sein.

Sennan Long Park

Es ist ein kühler, sonniger Morgen in Osaka. Ich bereitete mich darauf vor, meine Reise mit einem schönen Spaziergang entlang der Bucht von Osaka zu beginnen. Das Meer und der Strand verschmolzen mit dem Himmel am Horizont und erzeugten beruhigende Weiß- und Blautöne. Das warme Sonnenlicht täuschte mich für einen Moment und ließ mich glauben, dass der Sommer noch nicht vorbei sei. Ich kämpfte gegen den Drang an, in dieses scheinbar ruhige und tiefblaue Wasser zu springen. Also ging ich weiter und genoss die Aussicht. Seit dem vergangenen Sommer ist dies eine der größten Freizeiteinrichtungen in Kansai. Entlang des Strandes gibt es mehrere Cafés und Restaurants sowie Sport- und Unterhaltungsbereiche. Im Sennan Long Park ist für jeden etwas dabei.

Gegen Mittag bereitete ich mich darauf vor, von der Strandumgebung in eine bergige Region zu wechseln. Ich fuhr mit dem Zug in Richtung Kawachinagano (河内長野), gelegen in der südöstlichen Ecke der Präfektur Osaka. Eine Stadt, umgeben von Bergen und üppigen Wäldern. Der Stolz der Stadt liegt darin, dass sie seit dem Mittelalter eine reiche Geschichte und viele kulturelle Vermögenswerte bewahrt. Kanshinji (観心寺) und Kongoji (金剛寺) sind zwei der besten Beispiele. Fangen wir mit dem Kanshin-ji an, der mit dem Bus 15 Minuten vom Bahnhof entfernt ist.

Kanshin-ji Tempel

Als ich mich dem Eingang näherte, begrüßte mich die imposante Statue eines unsterblichen Mannes – eines Samurai, dessen unerschütterliche Loyalität und militärisches Genie ihm das ewige Leben in Japans kollektivem historischen Gedächtnis ermöglicht haben. Masashige Kusunoku (1294-1336) studierte in jungen Jahren in diesem Tempel. Anschließend war er für einige der darin errichteten nationalen Schätze verantwortlich. Der Tempel befindet sich neben der letzten Ruhestätte des Samurais. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Personen den Kanshin-ji Tempel als einen der 25 heiligsten Orte in der Kansai-Region betrachten.

Der Samurai Masashige Kusunoki.
Masashige Kusunoki gilt als idealer Samurai, sowohl wegen seiner Loyalität als auch wegen seiner strategischen Fähigkeiten.

Der Kanshin-ji ist aber auch ein Tempel von großer Bedeutung an sich. Er gehört zur buddhistischen Shingon-Sekte, einer der größten buddhistischen Schulen in Japan. Ursprünglich im 7. Jahrhundert gegründet, wurde er im 8. Jahrhundert von Kobo Daishi Kukai, dem Gründer der esoterischen Shingon-Schule des Buddhismus, restauriert. Das berühmteste Gebäude ist die Goldene Halle (金堂 Kondo), ein gutes Beispiel für die Architektur der Muromachi-Zeit, die in diesem Fall den chinesischen, indischen und japanischen Still im sogenannten Kanshiji-Stil vereint. Kusunoki selbst befahl, diesen Tempel als freistehenden Palast für den Kaiser während einer der mehreren Restaurierungen dieser Stätte zu errichten.

Ein Spaziergang durch Kanshin-ji, während ihr versucht, seine große Geschichte in euch aufzunehmen und seine Schönheit zu schätzen, fühlt sich manchmal vielleicht ein wenig beängstigend an. Doch das von dichter Vegetation umgebene Tempelgelände erreicht im Herbst einen weiteren ästhetischen Höhepunkt. Ich hatte das große Glück, einen sonnigen Tag zu genießen und meine Augen mit kräftigen, lebendigen Herbstfarben zu verwöhnen. Aber mein kleiner Sprung in die Muromachi-Zeit war erst abgeschlossen, als ich weiter zum Kongoji Tempel (金剛寺) ging.

Kongoji Tempel

Ebenso wie der Kanshin-ji, gehört auch der Amanosan Kongoji zur Shingon-Buddhismus-Schule. Obwohl der Kongoji ursprünglich im 8. Jahrhundert gegründet wurde, blühte er zwischen dem Ende der Heian-Zeit und dem Beginn der Muromachi-Zeit erst wirklich auf. Es ist besonders bemerkenswert zu erwähnen, dass es Frauen ebenfalls erlaubt war, zum Zeitpunkt der Wiederbelebung des Tempels, an diesem zu beten, was zu dieser Zeit unter buddhistischen Tempeln ungewöhnlich war.

Ich war sehr erfreut darüber, dass ich unter der Woche hier war und so den Menschenmassen am Wochenende entgehen konnte. Ich konnte den Luxus eines friedlichen Spaziergangs genießen, die Sehenswürdigkeiten ruhig und entspannt bewundern und dabei die frische Bergluft tief in mich aufnehmen. Ich hatte gehört, dass die Gärten zu allen Jahreszeiten wunderschön sein sollten, aber die Farbexplosion dieser Saison war wirklich ein unvergesslicher Anblick. Der einzige Nachteil war die fortschreitende Verkürzung der Tage. Der Sonnenuntergang war mein Stichwort, um in die Stadt zurück zu kehren. Als Randnotiz für die Leser, die es lieben Tempelanlagen zu besichtigen, ihr werdet euch auch in Naganos Zenkoji wie zu Hause fühlen.

Sakai Messerwerkstatt in Wada Shoten

Nach meiner Flucht in die Berge, befand ich mich wieder in einer städtischen Umgebung, aber ich war noch weit vom Ende meines Eintauchens in die Traditionen und Geschichte entfernt. Bei meinem Tempel- und Bergspaziergang ging es hauptsächlich um Erfahrungen aus der Vergangenheit, aber jetzt war ich dabei, in die Messerwerkstatt von Wada Shoten (和田商店), ein lebendiges Stück traditioneller Geschichte, einzutauchen. Ich spreche hier von 5 Generationen – 150 Jahre an ununterbrochener Tradition.

Die Stadt Sakai im Süden der Präfektur Osaka ist das Herzstück traditionell handgefertigter Messer. Handgefertigte Juwelen, die mit der gleichen Technik hergestellt wurden, wie sie auch für japanische Schwerter verwendet wird. Ihr Ansehen ist so groß, dass schätzungsweise 90% der japanischen Küchenchefs Sakai-Messer verwenden. Es ist daher ein Privileg, die Wada-Handwerker bei der Arbeit zu beobachten und zu sehen, wie sie ihr Herz und ihre Seele in jede ihrer Kreationen stecken, um eine beispiellose Qualität zu gewährleisten. Ich wurde von Takashi Wada, der letzten Generation und Izurou Ikegami begrüßt, die mir die verschiedenen Prozesse bei der Messerherstellung und insbesondere das Schärfen von Werkzeugen und die richtige Technik dafür erklärten.

Eine Auswahl an Messerklingen in der Werkstatt Wada Shoten.
Von rechts nach links können die verschiedenen Phasen der Herstellung erkannt werden. Jede Klinge kann dann an verschiedene Holzarten angepasst werden, je nach den praktischen oder ästhetischen Vorlieben des Benutzers. Zur weiteren Personalisierung können auch Namen eingraviert werden.

Nach einer Demonstration mit einfachen Küchenmessern, die wieder zum Leben erweckt wurden, führten sie freundlicherweise meine Hände, damit ich das Schärfen selbst versuchen konnte. Wir testeten die Messer vor und nach dem Schärfen mit einem Schneidebrett und versuchten dann, ein Blatt Papier zu zerschneiden. Die Ergebnisse schüchterten mich, angesichts der Größe unserer Arbeit, ein wenig ein! Sobald wir mit dem Schärfen fertig waren, zeigte mir Takashi den Rest des Prozesses und erklärte die verschiedenen Arten der verwendeten Griffe und die verfügbaren Gravuroptionen.

Sein Vater, Aizo Wada, beendete die Demonstration und zeigte, wie die Klinge richtig im ausgewählten Griff platziert und gesichert werden konnte. Die Verwandlung von einem Stück Metall in eine so feine Klinge scheint ein magisches Werk zu sein. In ähnlicher Weise haben die Messer aus Sakai eine ähnliche Seele in Fukui, wo Handwerker aus dem Takefu Messerdorf auch durch Workshops für die traditionelle Messerkultur werben – dieses Dorf ist ebenfalls mit dem Hokuriku Arch Pass erreichbar.

Beleuchtungen im Tennoji Park und in der Midosuji Avenue

Obwohl es erst wenige Minuten nach 18 Uhr war, war der Himmel zu diesem Zeitpunkt bereits völlig dunkel. Aber der Tag war noch nicht vorbei. Nachtzeit in Japan bedeutet Beleuchtungszeit. Das städtische Grün des Tennoji Parks ist eine schöne Kulisse für einen ruhigen Spaziergang bei Tag, aber nachts wirkt es hier viel festlicher. Am Parkeingang befand sich ein festlicher leuchtender Kuchen mit Kerzen und ständig wechselnden hellen Farben.

Beleuchtung auf der Midosuji Avenue, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.
Nachdem Midosuji einen Weltrekord aufgestellt hatte, wurde die Beleuchtung im Jahr 2020 durch die Implementierung von LEDs, die die Farben ständig ändern, noch weiter verbessert. | Foto bereitgestellt vom Festival of the Lights im Exekutivkomitee von Osaka.

Der Grund dafür ist das „Festival of the Lights in OSAKA 2020“, in dessen Rahmen das „Welcoming Abeten Winter Present 2020“ am Parkeingang ausgestellt wurde, auch „Tenshiba“ genannt. Die Beleuchtung erreicht auch die nahe gelegenen Cafés und schafft ein warmes und farbenfrohes Ambiente. Weiter nördlich zwischen Namba und Umeda liegt die berühmte Winter-Midosuji-Beleuchtung. Auf 4 Kilometer finden sich hier 1,3 Millionen bunte LED-Lichter auf über 700 Bäume verteilt und bringen zwischen November und Ende Dezember strahlende Freude in dieses Gebiet. Der perfekte Abschluss des Tages.

Präfektur Kyoto

Die Präfektur Kyoto (京都府) ist zusammen mit dem benachbarten Osaka das Top-Reiseziel in Kansai. Als Japans alte Hauptstadt vor Edo (Tokio) gilt Kyoto allgemein als die schönste japanische Stadt. Ein umfangreiches kulturelles Angebot mit historischen Sehenswürdigkeiten bietet seinen Besuchern das ultimative Japan-Erlebnis.

Heilige Tore im mysteriösen Fushimi Inari Schrein

Torii-Tpre am Fushimi Inari Taisha Schrein in der Präfektur Kyoto, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.

Obwohl der Fushimi Inari Schrein (伏見稲荷大社) wohl eine der beliebtesten Touristenattraktionen für ausländische Besucher ist, betreten die meisten Touristen lediglich den Anfang der berühmten Senbon Torii-Tore (tausend Torii-Tore), machen ein Foto ihrer Wahl für die sozialen Medien und machen sich dann auf den Weg zu ihrem nächsten beliebten Ziel. Aus diesem Grund sind die meisten der riesigen Bezirke des Fushimi Inari Taisha Schreins wahrscheinlich vielen ausländischen Touristen unbekannt. In diesem Artikel möchte ich euch das volle Ausmaß dieses mystischen Ortes vorstellen.

Heute hatte ich das Glück, das umfangreiche Wissen meiner Reiseführerin Hiroko Kara zu genießen. Sie erklärte mir, wie stark die Nachfrage nach den Toren ist und dass eine lange Warteliste von großen Unternehmen existiert, um ein Tor zu erwerben, sobald sich die Möglichkeit ergibt, eines zu ersetzen. Da die Torii-Tore alle aus Holz bestehen, verfallen sie nach einigen Jahren. Aus diesem Grund werden die verfallenden Tore durch neue ersetzt. Torii-Tore in normaler Größe werden häufig Unternehmen oder Prominenten gewidmet, gewöhnliche Besucher kaufen kleinere Torii-Tore und schreiben ihre Namen auf diese, wodurch sie ihnen gewidmet sind.

Die Torii-Tore führen in abgelegene Orte.
Am Fushimi Inari Taisha-Schrein könnt ihr ein Torii-Tor eurer Firma oder eurem persönlichen Namen widmen, um für geschäftlichen Wohlstand zu beten. Da es Tausende dieser Torii-Tore gibt, die Göttern gewidmet sind, wurden sie „Senbon Torii“ (tausend Torii-Tore) genannt.

Seid euch bewusst, dass das Durchqueren aller Torii-Tore von Inari einen enormen Aufstieg auf den Berg erfordert. Wir machten eine kurze Mittagspause, um unsere Energie wieder aufzuladen, bevor wir uns auf eine noch anspruchsvollere Wanderung begaben.

Kunst und Geschichte auf dem Berg Tennozan

Die Asahi Beer Oyamazaki Villa, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.
Ein schöner Garten umgibt die Villa.

Zuvor hatten wir jedoch noch die Möglichkeit, das Asahi Beer Oyamazaki Kunstmuseum zu besuchen. Es zeigt eine interessante Sammlung sowie eine einzigartige Mischung aus westlicher und japanischer Architektur. Das Museum wurde 1996 eröffnet. Ursprünglich gehörte die Villa Shotaro Kaga, einem Geschäftsmann aus der Region Kansai, der auch an der Gründung von Nikka Whisky beteiligt war.

Wie können den raffinierten Geschmack Kagas für Design und die Kunstsammlung schätzen. Dank der Zusammenarbeit der Gemeinschaft, um den Verlust wertvoller moderner Architektur zu vermeiden, können wir die Kunstwerke heutzutage bewundern. Nach dem Tod von Herrn Kaga gab es Pläne, die Villa für eine Sanierung abzureißen, aber es entstand eine lokale Bewegung für den Erhalt der Villa und Asahi Breweries, Ltd. beschloss, auf Ersuchen der Regierung hin, die Villa zu restaurieren und sie als Kunstmuseum in Zusammenarbeit mit der Regierung zu erhalten.

Mit ausgeruhten Füßen und genährten Seelen, machten wir uns auf den Weg zum Berg Tennozan. Obwohl er mit 270 Metern nicht besonders hoch ist, müsst ihr zum Erklimmen des Gipfels die steilen Hänge rauf. Zu meiner Überraschung war es ein bisschen herausfordernder als das Besteigen des Berges Takao, der auch eine gute Wahl für diejenigen ist, die sich eine Wanderung voller Kultur und Geschichte wünschen. Und wie es bei historischen Stätten so ist, besitzt der Berg Tennozan eine Menge davon.

Auf dem Berg Tennozan, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.

Heutzutage ist der Gipfel des Berges ein friedlicher und natürlicher Ort mit einem interessanten Panoramablick auf Kyoto und das Zusammenfließen der Flüsse Kizu, Uji und Katsura. Aber seine strategische Lage machte diesen Ort häufig zum Zentrum epischer und entscheidender Schlachten. Das bekannteste Beispiel ist die Schlacht von Yamazaki. Daher wird das Konzept von Tennozan in Japan häufiger als Metapher für den entscheiden Punkt verwendet, der den Sieg definiert.

Mitten auf dem Berg Tennozan befindet sich der Tamadeyorimatsuri Kitaru Sakatoke-jinja Schrein (自玉手祭来酒解神社). Es wird angenommen, dass dieser kleine Schrein in den Jahren um 700 herum erbaut wurde und sein tragbares Schreinhaus gilt heutzutage als wichtiges nationales Kulturgut.

Der Tamadeyorimatsuri Kitaru Sakatoke-jinja Schrein.
Es wird angenommen, dass der Tamadeyorimatsuri Kitaru Sakatoke-jinja-Schrein irgendwann in den 700er Jahren erbaut wurde.

Präfektur Shiga

Die schöne Aussicht vom Gipfel des Berges Tennozan und die Erfahrung, alle heiligen Tore des Fushimi Inari Taisha Schreins zu durchqueren, waren die Muskelschmerzen wert, mit denen ich am 3. Tag aufwachte. Glücklicherweise machte ich heute einen Spaziergang auf der ruhigeren Seite des Lebens und dafür gibt es keinen besseren Ort als die Präfektur Shiga (滋賀県). In günstiger Lage zwischen Tokio und Kyoto gelegen, ist die Region berühmt für Japans größten See, einen großartigen Ort für Outdoor-Aktivitäten und ein wichtiger Ort für die biologische Vielfalt. Die Region ist ebenfalls bekannt für ihr hochwertiges Omi-Rindfleisch sowie für die wertvollen Tonsedimente, die die ideale Umgebung für eine florierende Keramikindustrie bilden.

Tanuki-Himmel: Shigaraki Keramikdorf

Während ich mit dem Zug fuhr, zogen Schattierungen von Grün, Gelb und Ocker an mir vorbei. Aus dem Zug in die Ferne zu schauen, ist ein so einfaches und doch lohnendes Vergnügen. An der Station Shigaraki stieg ich aus und wurde von zahlreichen niedlichen Tanuki-Keramikfiguren begrüßt. Habt ihr euch jemals gefragt, woher all die niedlichen Tanuki-Statuen stammen, die den Eingang vieler japanischer Häuser schmücken? Wahrscheinlich war der Geburtsort für die meisten von ihnen in Shigaraki, einem kleinen Dorf, das hauptsächlich für seine Keramik bekannt ist. Eine lokale Tradition, die dank der hochwertigen Tonqualität in der Umgebung bis in die Kamakura-Zeit zurückreicht.

Das Shigaraki Keramikdorf in der präfektur Shiga, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.

Der relativ neue Ruhm als Geburtsstätte der Tanuki nahm nach dem Besuch des Showa-Kaisers im Jahr 1951 zu, als die Dorfbewohner beschlossen, den Kaiser mit Tanuki-Figuren zu begrüßen, die auf der Straße platziert wurden und die japanische Flagge hielten. Der Kaiser war darüber sehr erfreut und Nachrichtensender berichteten über dieses Ereignis im ganzen Land, wodurch der Tanuki aus Shigaraki über Nacht zur Sensation wurde.

Aber ich war nicht nur hier, um die glücksbringenden magischen Tiere zu sehen. Ich wollte meinen eigenen Tanuki herstellen! Shigaraki-Togeimura ist ein Geschäft, das einen Workshop anbietet, in dem Besucher zahlreiche Techniken erlernen können und der auch die geliebten Tanuki beinhaltet. Gegen eine zusätzliche Gebühr könnt ihr diese ebenfalls bemalen und zu euch nach Hause schicken lassen, was ich natürlich getan habe.

Kulinarische Glückseligkeit in Issuian

Das Keramik-Erlebnis machte mich noch immer selig, doch das Mittagessen, das mich erwartete, war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Ich wusste zwar, dass Kobe-Rindfleisch das international bekannte Wagyu (和牛, japanisches Rindfleisch) ist, aber ich wusste lange Zeit nicht, dass hinter der Marke Kobe tatsächlich das Omi-Rindfleisch (近江牛) steckt, die älteste Rindfleischart in Japan. Wagyu wurde unter Ausländern, die Japan besuchten, als Kobe-Rindfleisch bekannt, weil das Omi-Rindfleisch, das während dieser Zeit in den Häfen von Tokio und Yokohama ankam, aus Kobe stammte.

Das Restaurant Issuian, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.
Ein kleiner Bach umgibt das Restaurant Issuian.

Issuian (一水庵), benannt nach seinem Besitzer und Schöpfer Issuian Chitojin, ist ein besonderer Ort, den er selbst entworfen hat. Als erfahrener Töpfer und Künstler, stellte er sich das Restaurant als ein komplettes Erlebnis der Sinne vor. Wenn das Wetter es zulässt, öffnen sich alle Fenster vollständig, sodass Gäste den Blick auf den Garten und das entspannende Geräusch von fließendem Wasser genießen können.

Herr Issuian ist begeistert von seinem Handwerk. Ursprünglich aus Ashiya (芦屋), kam er nach Shingaraki, um sein Leben aus den Ruinen des großen Hanshin-Erdbebens von 1995 wieder aufzubauen. Das hinderte ihn nicht daran, seinen Lebenstraum als Künstler und Schöpfer zu verwirklichen. Er ist sowohl enthusiastisch als auch ernst. Mit Stolz zeigte er mir ein Zertifikat als Anerkennung für das hochwertige Omi-Rindfleisch, das er in seinem Restaurant serviert. Ich konnte nicht anders, als zuzustimmen, nachdem ich den kulinarischen Himmel probiert hatte, der mir beschert wurde.

Omi-Rind im Restaurant Issuian, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.
Das Omi-Rind-Menü ist eines der berühmtesten Gerichte im Issuian.

Neben dem erfolgreichen Restaurantgeschäft ist Herr Issuian selbst ein angesehener Künstler und Meister der traditionellen japanischen Künste wie Ikebana (Blumenarrangement), Kalligraphie und Teezeremonie. Ein integraler Ansatz für traditionelle Künste ist die Philosophie, die sein leidenschaftlichstes Projekt und sein Engagement für die lokale Gemeinschaft antreibt.

Handgemachte Keramik im Restaurant Issuian, erreichbar mit dem Hokuriku Arch Pass.
Alle ausgestellten Keramikstücke sind das Werk des Besitzers.

In nur wenigen Tagen haben wir also nicht nur viel gesehen, sondern auch erlebt. Das ist das Gute am Reisen, dass ihr nicht als dieselbe Person nach Hause zurückkehrt. Oder vielleicht ja, nur ein bisschen weiser und glücklicher. Müde, aber froh darüber, Dinge außerhalb des Alltages erlebt zu haben, mit viel Kontakt zu lieben Einheimischen, die ihre Handwerkskunst, ihr Lächeln und ihre Zeit mit mir geteilt haben. Das ist die wahre Freude.

Um mehr über die Neue Goldene Route zu erfahren, ladet die Broschüre herunter und erfahrt mehr über die Schätze der verborgenen Juwelen Japans.

Vorstellung vom Hokuriku Arch Pass

Der Hokuriku Arch Pass ist ein regionales Bahnticket, das ausschließlich ausländischen Besuchern zur Verfügung steht und an sieben aufeinander folgenden Tagen unbegrenzte Fahrten auf einigen Japan Rail (JR)- und privaten Zuglinien zwischen Tokio und Osaka über die Region Hokuriku, ermöglicht. Ihr könnt in weniger erforschten Teilen Japans Halt machen, die im Allgemeinen ländlicher sind und eine geringere Bevölkerungsdichte besitzen, um eine ruhigere Seite des Landes voller historischer Stätten, kultureller Sehenswürdigkeiten und atemberaubender landschaftlicher Orte kennenzulernen.

Eine Übersicht des Hokuriku Arch Pass.

Weitere Informationen zum Kauf und zur Gültigkeit des Passes findet ihr im Abschnitt zum Hokuriku Arch Pass in unserem ersten Artikel.

In diesem Artikel wollten wir euch einige interessante Orte und versteckte Juwelen in der Region Chubu vorstellen, die ihr mit eurem Hokuriku Arch Pass besuchen könnt. Um den Rest dieser Neuen Goldenen Route von Tokio nach Osaka zu entdecken, lest unsere beiden anderen Artikel:

Japan Endless Discovery Logo.

Das sanfte Neonlicht der Nächte in Tokio, die Shotengai-Gassen, die Kaufhausschluchten, das Treiben rings um die Bahnhöfe… Ich kann nicht genug davon bekommen. Aber wie mein Vater einmal halb im Scherz sagte: „Tokio ist nicht Japan.“ Darin liegt ein gewisses Maß an Wahrheit. Auch wenn Tokio und seine Massentourismusgebiete ein Muss und ein wesentlicher Bestandteil einer guten Reise nach Japan sind, ist es ebenso wichtig, sich davon zu entfernen.

Abseits der vielbenutzten Strecken gibt es Leute, die nicht nur darauf aus sind, euch etwas sehen zu lassen, sondern die euch auch eine weniger verbreitete Japan-Erfahrung ermöglichen. Ihr müsst nur etwas an der Oberfläche kratzen und ihr werdet sie finden. Ihr würdet mich glücklich machen, wenn ich euch nur ein bisschen dabei geholfen habe. Genießt es bitte.

Gesponsert vom Hokuriku-Shin’etsu District Transport Bureau, JR West und JR East.
Übersetzung von Yvonne.

Toshiko Sakurai

Toshiko Sakurai

Disparo (¡con mi cámara!), luego existo. Pinto con luz y junto letras como buenamente puedo. Llegué a Tokio desde Barcelona en otoño de 2017 y desde entonces me dedico a capturar rincones de la ciudad a bordo de mi bicicleta. Cuando no llevo la cámara encima, acostumbro desafiar la ortodoxia culinaria mezclando estilos de todos los lugares donde he vivido.

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