Viele Touristen, die Tokio bereisen, halten sich vorwiegend im Zentrum der Metropole auf. Doch auch die Gebiete außerhalb haben jede Menge zu bieten. Sei es beeindruckende Natur auf dem Berg Takao oder dem Berg Mitake, historische Tempel wie der Jindaiji oder Freizeitparks wie das Sanrio Puroland oder das Yomiuriland. Heute reisen wir zurück in der Geschichte und ich nehme euch mit auf die Spuren der Shinsengumi, auf denen ihr im Westen Tokios wandeln könnt.
Wer sind die Shinsengumi eigentlich?
Die Shinsengumi 新選組 waren eine legendäre Samurai-Einheit, die in der späten Edo-Zeit (1863 bis 1869) für Recht, Ordnung und Loyalität gegenüber dem Shogunat kämpfte. Dies war eine Zeit, in der Japan sich nach der Isolierung allmählich dem Westen öffnete und politische Umbrüche das Land erschütterten. Ursprünglich als Polizeitruppe zum Schutz der Kaiserstadt Kyotos gegründet, wurden sie bald berühmt (und gefürchtet) für ihre strenge Disziplin, ihren Mut und ihre unerschütterliche Hingabe und Loyalität. Auf ihren blauen Uniformen befand sich das Schriftzeichen 誠 makoto, das für Aufrichtigkeit und Treue steht.
Bekannte Persönlichkeiten der Shinsengumi sind vor allem der Führer Kondo Isami, sein Vizekommandant Hijikata Toshizo und der Schwertmeister Okita Soji. Heutzutage wird auf die Shinsengumi als Helden und tragische Figuren der japanischen Geschichte in Filmen, Dramen, Manga und Museen zurückgeblickt.
Das Shinsengumi-Furusato-Geschichtsmuseum
Eines dieser Museen, das sich mit der Geschichte der Shinsengumi beschäftigt, ist das Shinsengumi Furusato Rekishikan 新選組のふるさと歴史館. Dieses wurde 2005 eröffnet und befindet sich in der Stadt Hino. Doch was hat der Westen Tokios mit den Shinsengumi aus Kyoto zu tun? Ganz einfach: Der Vizekommandant Hijikata Toshizo ist unweit des Museums geboren und dort aufgewachsen.
Die Ausstellung zeigt historische Dokumente, Waffen, Alltagsgegenstände, Uniformen und Familienerbstücke der Hijikata- und Kondo-Familien. Besonders eindrucksvoll sind ein originaler Katana-Griff, Briefe in Hijikatas Handschrift und Reproduktionen der markanten blauen Happi-Uniformen mit den weißen Zickzack-Mustern, die zum Symbol der Einheit wurden. Interaktive Karten und Modelle verdeutlichen den Weg der Shinsengumi von ihren Ursprüngen in Hino über Kyoto bis hin zu ihrem letzten Gefecht in Hokkaido.
Das Museum ist klein, aber liebevoll gestaltet. Es gibt sogar einen kleinen Fotospot, bei dem ihr selbst zum Mitglied der Shinsengumi werden und für Erinnerungsfotos posieren könnt.
Vor Ort könnt ihr ebenfalls eine „Manhole Card“ mit dem Profil von Hijakata erhalten, eine Art Sammelkarten für Kanaldeckel. Der dazugehörige Kanaldeckel befindet sich in der Nähe des Bahnhofes Hino und wurde 2019 zum 150. Todestag von Hijakata installiert.
Shinsengumi-Furusato-Geschichtsmuseum
tourist attraction- Japan, 〒191-0016 Tokyo, Hino, Shinmei, 4 Chome−16−1
- ★★★★☆
Der Hino-Yasaka-Schrein
Wir bewegen uns weiter zum Hino-Yasaka-Schrein 日野八坂神社, ein eher unscheinbarer Schrein, aber weiterer zentraler Ort in der Geschichte der Shinsengumi. Viele der späteren Mitglieder versammelten sich hier, bevor sie nach Kyoto aufbrachen. Der Schrein war ein Ort des Gebets für eine sichere Reise und ein Symbol ihrer Entschlossenheit.
Noch heute bewahrt der Hino-Yasaka-Schrein alte Register, in denen die Namen einiger Shinsengumi-Mitglieder aufgezeichnet sind. Besucher können Omamori-Glücksbringer kaufen, die dem Schutz der Krieger nachempfunden sind, sowie Ema-Holztafeln im blauen Farbton der Shinsengumi mit dem Schriftzeichen 誠 makoto. Auch die Goshuin-Einträge haben ein besonderes Shinsengumi-Design, welches sich monatlich und saisonal ändert.
Hino-Yasaka-Schrein
place of worship- Japan, 〒191-0011 Tokyo, Hino, Hinohonmachi, 3 Chome−14−12
- ★★★☆☆
Das Hinoshuku Honjin
Ganz in der Nähe befindet sich auch das Hinoshuku Honjin 日野宿本陣, ein Gasthaus, das während der Edo-Zeit Feudalherren, direkte Gefolgsleute des Shoguns und Beamte des Shogunats beherbergte. Es ist auch die ehemalige Residenz von Sato Hikogoro, einem Feudalherren von Hino, Schwager und Cousin von Hijikata Toshizo und Unterstützer der Shinsengumi. Zu dieser Zeit nutzen die jungen Schwertkämpfer diesen Ort auch zum Training, um ihre Fähigkeiten zu verfeinern.
Heute ist das Gebäude von der Stadt Tokio als historische Stätte ausgewiesen und kann von Besuchern besichtigt werden. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich ein kleines Informationszentrum mit Shop.
Hinoshuku Honjin
tourist attraction- Japan, 〒191-0011 Tokyo, Hino, Hinohonmachi, 2 Chome−15−9
- ★★★★☆
Der Takahata-Fudoson-Tempel
Ein weiterer Stopp auf unserer Shinsengumi-Tour ist der Takahata-Fudoson-Kongo-ji 高幡不動尊金剛寺, einer der ältesten Tempel im Westen Tokios. Er ist auch als Familientempel von Hijikata Toshizo bekannt und eng mit den Familien von Hijikata und Kondo verbunden.
Der Tempelkomplex mit seiner fünfstöckigen Pagode und den steinernen Treppen wirkt sehr beeindruckend und besteht aus zahlreichen Bauwerken. Direkt im Eingangsbereich seht ihr eine Statue von Hijikata sowie ein steinernes Monument zu Ehren von Hijikata und Kondo. Im Inneren befinden sich weitere Gedenktafeln und Statuen zu Ehren der Shinsengumi.
Neben seiner historischen Bedeutung lohnt sich ein Besuch des Takahata-Fudoson auch zu verschiedenen Jahreszeiten, unter anderem, wenn im Juni unzählige Hortensien an den Hängen blühen oder sich im Herbst das Laub rot färbt.
Takahata-Fudoson-Tempel
tourist attraction- 733 Takahata, Hino, Tokyo 191-0031, Japan
- ★★★★☆
Das Shinsengumi-Festival
Neben den zahlreichen Orten zum Besichtigen, habt ihr auch die Möglichkeit, die Shinsengumi ‘live’ zu erleben. Jährlich am zweiten Maiwochenende, findet zwischen dem Takahata-Fudoson-Tempel und dem Hino-Yasaka-Schrein das Shinsengumi-Matsuri 新選組まつり statt. Vor Ort trefft ihr auf Hunderte Menschen, die teils sehr authentische Uniformen tragen und in den Straßen posieren. Während des Festivals finden verschiedene Veranstaltungen statt, wobei das Highlight die Parade aller Teilnehmer entlang der geschichtlichen Schauplätze ist.
Das Festival zieht jedes Jahr Tausende Besucher an, nicht nur Geschichtsinteressierte, sondern auch Anime- und Manga-Fans und Cosplayer. Und es gibt noch eine Besonderheit: Wenn ihr euch vorher registriert, könnt ihr ebenfalls Teil der Parade werden!
Die Zeit der Shinsengumi ist lang vorbei, doch auch heute noch könnt ihr auf den Spuren der Samurai wandern. Gelegen auf den Bahnstrecken der Keio-Linie (Takahata-Fudoson) bzw. an der JR-Chuo-Linie (Hino), die beide an den Bahnhof Shinjuku angeschlossen sind, bietet sich dieser geschichtlich inspirierte Ausflug in den Westen Tokios als toller Tagestrip an.