Wenn es um populäre Unterhaltung geht, ist Japan vor allem dank Anime und Manga berühmt geworden. Doch es gibt noch eine ganz andere Welt des Fernsehens zu entdecken: japanische Dramen. Wenn ihr nach etwas zum Anschauen mit echten Schauspielern sucht, dann ist dieser Artikel wie für euch gemacht!
Einführung in japanische TV-Dramen
Was genau sind japanische Dramen (ausgesprochen „Dorama“) eigentlich? Welche Dramen gibt es und wovon handeln diese japanischen Fernsehserien? Lest weiter, um die Antworten auf all diese Fragen zu finden!
Was sind Doramas?
Japanische Dramen, auch bekannt als Dorama (ドラマ) oder Terebi Dorama (テレビドラマ, abgeleitet vom englischen Begriff für „Fernsehdrama“), sind japanische Fernsehserien, die regelmäßig von den großen Fernsehsendern des Landes ausgestrahlt werden. Diese Dramen sind in Japan sehr erfolgreich dank der Popularität der Mangas oder Originalwerke, auf denen sie häufig basieren. Und aufgrund der Besetzung bekannter J-Pop-Sänger und aktueller Idole, die häufig in den Hauptrollen zu sehen sind.
In der westlichen Kultur bezieht sich der Begriff „Drama“ ursprünglich auf eine dramatische Erzählhandlung, die normalerweise mythologischen Ursprungs ist und für die theatralische Darstellung (z.B. griechische Tragödie) gedacht ist. Im japanischen Fall bezieht sich der Begriff Drama jedoch speziell auf einen Aufruf zum Handeln: In den meisten Fällen müssen die Protagonisten dieser Fernsehserien finanzielle, familiäre oder persönliche Probleme (insbesondere Liebesprobleme) lösen.
Die Schauspielerei ist sicherlich gewöhnungsbedürftig: Wie es so oft in Anime und Manga vorkommt, stößt man in Dorama auf einige skurrile Charaktere und Szenen, deren Humor typisch japanisch ist.
Die verschiedenen Arten der Dorama-Formate
Das klassischste Format heißt Renzoku, das sich auf eine Serie bezieht, die aus etwa 10-12 Episoden besteht, die jeweils 45 oder 60 Minuten lang sind. Renzoku-Dramen werden abends zu einer festen Zeit (zwischen 21 und 23 Uhr), einmal wöchentlich und insgesamt etwa drei Monate lang ausgestrahlt. Manchmal wird im Zuge dieser Serien auch eine spezielle Episode ausgestrahlt, die nach dem Finale kommt. Die Handlung dreht sich oft um das Familien-, Schul- und Arbeitsleben junger Menschen, welches meist in einem dramatischen Kontext dargestellt wird.
Ein weiteres Format, das vom nationalen Fernsehsender NHK ausgestrahlt wird, ist das Asadora (朝 asa steht für „Morgen“ und dora ist eine Abkürzung von Dorama). Dieses Format kann bis zu 150 Folgen haben, ist 15 Minuten lang und wird über einen Zeitraum von 6 Monaten (in der Regel von März bis September) jeden Morgen von Montag bis Samstag ausgestrahlt. Da diese Serien kürzer sind und den Zuschauern Gesellschaft beim Frühstück leisten sollen, behandeln sie einfachere und leichtere Themen als normale Renzoku-Dorama.
Ein weiteres Format, ebenfalls von NHK, sind die Taiga (大河, wörtlich „großer Fluss“). Diese Art von Dorama besteht aus 50 Episoden von jeweils 45 Minuten und wird ein Jahr lang, einmal pro Woche, ausgestrahlt. Die überwiegende Mehrheit der Taiga-Dramen konzentriert sich auf das Leben einer historischen Persönlichkeit oder auf eine der wichtigsten Epochen der japanischen Geschichte.
Das neueste und am wenigsten verbreitete Dorama-Format ist das Tanpatsu: eine One-Shot-Geschichte, die nur einmal oder für einige aufeinanderfolgende Nächte ausgestrahlt wird. Es kann auch ein Film im wahrsten Sinne des Wortes sein oder eine besondere Episode über das Thema und die Charaktere eines beliebten vergangenen Renzoku-Doramas. Manchmal muss man es sich einfach anschauen, wenn man wissen möchte, wie eine Serie endet!
Welche Genres von Dramen gibt es?
Die Genre, die von Doramas abgedeckt werden, sind folgende:
- Familiendramen (home dorama): Die Geschichte dreht sich um die Mitglieder eines Haushalts (einige mehr als andere), wobei oft Dynamiken und Probleme eines bestimmten Teils der Gesellschaft (z.B. einer bestimmten sozialen Schicht, Arbeitsumfeld usw.) erforscht werden.
- Angesagte/ modische Dramen (trendy dorama): Diese Fernsehserien handeln vom täglichen Leben in den großen Städten des heutigen Japans. Die Protagonisten der Geschichte tragen oft teure Kleidung und modische Accessoires.
- Schuldramen: Japanische Doramas die in Schulen spielen, sind definitiv die beliebtesten weltweit. Die Unterthemen können unterschiedlicher Natur sein, beispielsweise Romantik, Horror oder investigative Themen.
- Detektivdramen: Es ist ein Genre, das erst in letzter Zeit an Popularität gewonnen hat und sich hauptsächlich auf das Thema Rache konzentriert. Diese TV-Serien sind schnelllebig und halten das Publikum in Atem.
- Tragische Dramen: Diese Dramen drehen sich fast immer um das Thema Krankheit und Erkrankungen, die kein Entkommen lassen, aber wertvolle Lehren und Lektionen für das Leben mit sich bringen.
- Karrieredramen: Diese Geschichten zeigen in der Regel Frauen als Protagonisten und konzentrieren sich auf die scheinbar unvereinbare Schnittstelle zwischen Karriere und Ehe. Sie handeln häufig von der Liebe zwischen einer erwachsenen Frau und einem jüngeren Mann.
- Historische Dramen: Obwohl dieses spezielle Genre im Westen nicht sehr bekannt ist, ist es beim japanischen Publikum tatsächlich das beliebteste. Es konzentriert sich auf die wichtigsten historischen Perioden Japans (oft die Edo-Zeit, während des Tokugawa-Shogunats) und insbesondere auf das Leben berühmter Persönlichkeiten der japanischen Geschichte.
Zwischen all diesen Genres haben wir eine lange Liste von Doramas, die auf einem Manga und/ oder Anime basieren. Und ganz zu schweigen von denen, die auf erfolgreichen Romanen oder Büchern basieren.
Das allererste japanische Drama
Das älteste Dorama ist Yūgemae 夕餉前 („Vor dem Abendessen“), eine 12-minütige experimentelle Kurzsendung von NHK aus dem Jahr 1940. Geschrieben von Ima Harube und unter der Regie von Sakamoto Tomokazu und Kawaguchi Ryūji, handelt dieses frühe Home Dorama von zwei Kindern, die auf ihre Mutter und das Abendessen warten.
In den 70er Jahren starteten Fernsehserien mit maskierten Superhelden als Protagonisten, darunter Megaloman. Allerdings erlebten japanische TV-Dramen in den 90er Jahren einen regelrechten Boom, insbesondere die sogenannten trendigen Doramas, die sich auf Romantik und Mode konzentrieren.
Welche japanischen Dramen sind die beliebtesten?
Seid ihr neugierig auf Doramas geworden, wisst aber nicht, wo ihr anfangen solltet? Dann habt ihr Glück! Hier ist eine Liste der beliebtesten Doramas in Japan und im Ausland:
- Hana Yori Dango (“Boys Over Flowers”)
- Zettai Kareshi (“Absolute Boyfriend”)
- GTO (Great Teacher Onizuka)
- Gokusen
- Koizora (“Sky of Love”)
- Kimi wa Petto (“Tramps Like Us”)
- Ichi rittoru no namida (“One Liter of Tears”)
- Code Blue
- Bambino!
- Million Yen Women
- Beautiful Life
- My Boss My Hero
- Itazura na Kiss – Love in Tokyo
- Ikemen Paradise
- Liar Game
Eine besondere Erwähnung gilt meinem Lieblingsdorama, welches meiner Meinung nach vollkommen unterschätzt wird: Last Cinderella (ラスト シンデレラ, Rasuto Shinderera). Es ist eine 11-teilige romantische Komödie, in der sich eine 39-jährige alleinstehende Frau in einen 15 Jahre jüngeren Mann verliebt. Letzterer wird von Haruma Miura gespielt, einem jungen Schauspieler und J-Pop-Sänger, der uns leider am 18. Juli 2020 verlassen hat.
Was ist der Unterschied zwischen japanischen und koreanischen Dramen?
Koreanische Dramen erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit, was unter anderem an der sogenannten „Korea-Welle“, der großen Verbreitung der koreanischen Kultur im Ausland in den letzten Jahren, liegt. Aber unterscheiden sich koreanische Dramen so stark von ihren japanischen Gegenstücken? Ja und nein.
Ihr Format ist dem japanischen Dorama sehr ähnlich, jedoch mit einigen Unterschieden: Koreanische Dramen sind im Allgemeinen länger und behandeln hauptsächlich dramatische und romantische Themen (selten in komödiantischen oder schulischen Umgebungen).
Auch die Schauspielerei ist etwas anders: Ich persönlich finde die Schauspielerei in koreanischen Dramen angenehm, ganz zu schweigen von ihrer fantastischen musikalischen Untermalung. Tatsächlich sind K-Dramen viel beliebter als J-Dramen: Sogar die koreanische Version von Hana Yori Dango, auch bekannt als Boys Over Flowers, war erfolgreicher als das Original.
Japanische Doramas waren schon immer ein Fenster in die Kultur des Landes der aufgehenden Sonne: Sehr oft zeigen diese Fernsehserien verschiedene Aspekte des japanischen Alltags und sind natürlich eine großartige Möglichkeit, die Sprache zu lernen! Ich wünsche euch viel Spaß beim Anschauen. Und wenn euch die hier erwähnten Doramas nicht ausreichen, könnt ihr unseren Artikel über die besten japanischen Programme lesen, dir ihr auf Netflix sehen könnt.
Übersetzung von Yvonne.