Skip to main content

Der Shirakami-Sanchi-Reiseleiter Yukio Koike zog vor 33 Jahren in die Präfektur Aomori, um an der Hirosaki Universität Umweltwissenschaften zu studieren. Die Absicht des gebürtigen Kanagawa, so weit in den Norden zu reisen, war zunächst, um in seiner Freizeit Ski zu fahren. Aber ohne es zu wissen, verliebte er sich in die bergige Landschaft von Shirakami-Sanchi und die Wege der Matagi, einer einzigartigen Gruppe traditioneller Winterjäger der Region.

Ein Matagi aus Shirakami-Sanchi.
Yukio Koike ist seit 25 Jahren praktizierender Matagi.

Das Weltnaturerbe Shirakami-Sanchi beheimatet den größten unberührten Buchenwald Ostasiens mit einem vielfältigen Ökosystem, das in den letzten 8.000 Jahren relativ unangetastet blieb. Nach einer zufälligen Begegnung mit den Matagi, begann Koike-sans Faszination für deren Kultur und er beschloss, selbst ein Matagi-Schüler zu werden. „Er hat mir gezeigt, wie man mit bloßen Händen einen Fisch fängt und im strömenden Regen ein Feuer entzündet. Da dachte ich zum ersten Mal: Wow, die Matagi sind einfach unglaublich.“

Die Wälder von Shirakami-Sanchi, Japan.
Der Blick auf die vielfältigen Wälder von Shirakami-Sanchi.

Wer sind die Matagi?

Der Begriff Matagi (マタギ) wurde in Japan vor etwa 500 Jahren für die Gruppe von Jägern und Sammlern verwendet, die sich vom nördlichen Tohoku bis in die nördlichen Teile Zentraljapans ausbreiteten und strengen Lebensregeln folgten. Sie lebten im Stil der Menschen der Jōmon-Ära (ca. 10.500 – ca. 300 v. Chr.), wo sie Tiere jagten, Wildpflanzen und Pilze sammelten und vom Land lebten.

Die Matagi von Shirakami lebten hier zusammen mit den Ainu, den Ureinwohnern Nordjapans, ebenso mit den Spuren der Ainu-Kultur und auch die Sprache ist hier heutzutage noch zu finden. Matagi zu sein, ist eine Lebensweise und ein Glaubenssystem – man darf nicht pfeifend oder singend durch die Wälder gehen, aus Angst, die Berggötter zu verärgern. Feuer und Wasser sind göttlich und Flusswasser, das zum Waschen von Reis verwendet wird, muss weiter oben in den Bergen entleert werden, damit der Fluss und die Wälder nicht verschmutzt werden.

Eine Frauenfigur die Holzkohle trägt, Japan.
Die Frauen trugen Holzkohle aus den Bergdörfern in die Stadt Hirosaki, um sie zu verkaufen.

Die Matagi halten sich an strenge Regeln. Die traditionelle Bärenjagd dauert beispielsweise nur zwei Wochen. Und wenn sie wilde Vegetation wie Mizu ernten, würden sie nur 30% dessen nehmen und den Rest für das folgende Jahr lassen, damit es sich erholt.

Der Tsugaru Shirakami See, Präfektur Aomori, Japan.
Historische Überlieferungen sagen, dass die Matagi auf dem Land, das heute vom Tsugaru Shirakami See bedeckt ist, lebten.

Um die Mitte des letzten Jahrhunderts änderte sich die Lebensweise der Matagi grundlegend. Die jüngeren Matagi hatten begonnen, den ursprünglichen Lebensstil zu meiden und zogen in größere Städte, um in Minen oder beim Bau von Staudämmen zu arbeiten. Da die Matagi nicht in der Lage waren mit traditionellen Mitteln ihr Einkommen zu erzielen, begannen sie, Jobs in der Forstwirtschaft zu finden.

Im Jahr 1993 wurde das Gebiet von Shirakami-Sanchi zum Weltnaturerbe erklärt und die Matagi fanden erneut einen Weg, sich im Einklang mit dem Wald zu erhalten – indem sie als Reiseleiter arbeiteten und die Menschen über die Kultur und Werte der Matagi unterrichteten.

Matagi als Waldführer in Japan.
Die Matagi führen Besucher durch den Wald.

Eine geführte Matagi-Tour und eine Übernachtung in einer Hütte

Wenn ihr euch mit der Matagi-Kultur vertraut machen möchtet, ist Matagi Tours eure beste Option. Koike-san und die anderen Guides von Shirakami Matagisha passen Touren mit Aktivitäten wie dem Sammeln von Pilzen und wilder Vegetation zum Abendessen, Übernachtungen in einer Hütte im Matagi-Stil, dem Errichten von Lagerfeuern und Trekking durch die riesigen Wälder und Wasserfälle von Shirakami-Sanchi an.

Eine Waldhütte im Stil der Matagi, Japan.
Die Standorte der Matagi-Blockhütten haben sich seit Hunderten von Jahren nicht geändert und die Matagi bauen sie mit zunehmendem Alter ständig um.

Für unsere kurze Wanderung schlug Koike-san vor, dass wir an einem abgelegenen Bach entlang gehen, um mehr über die lokale wilde Vegetation zu erfahren. Die Felsoberfläche kann ziemlich rutschig sein, daher trugen wir ein Paar traditioneller Tabi-Stiefel mit geteilter Fußspitze und mit scharfen Nägeln bedeckten Sohlen, um das Wandern durch die Bäche zu erleichtern.

Japanische Tabi-Schuhe zum Wandern.
Spezielle Tabi-Schuhe zum Überqueren von Bächen und Flüssen.

Die Touren finden das ganze Jahr über statt, außer für einen kurzen Zeitraum mitten im Winter, wenn das Gebiet, aufgrund von drei bis vier Metern Schnee, nicht zugänglich ist. Ihr könnt eine Matagi-Tour oder eine Vielzahl anderer Erlebnisse über die Shirakami-Kalender-Website (nur auf Japanisch) buchen.

Die Geschichte der Matagi im Shirakami-Sanchi Visitor Center

Das Shirakami-Sanchi Visitor Center informiert Besucher über die Geschichte der Region, die Vielfalt des Waldes und das Leben der Matagi, zeigt die Werkzeuge, die sie hergestellt und verwendet haben (mit detaillierten Beschreibungen in Englisch und Japanisch) und wie sie sich an die verschiedenen Jahreszeiten angepasst haben, mit interaktiven Exponaten zur Unterhaltung der Kinder.

Offizielle Website Shirakami-Sanchi Visitor Center
Adresse: 61-1 Kanda, Tashiro, Dorf Nishimeya
Tel: 0172-85-2810
Öffnungszeiten: 8:30 Uhr – 17:00 Uhr (1. Apr. – 31. Okt.); 9:00 Uhr – 16:30 Uhr (1. Nov. – 31. Mär.)
Geschlossen: 2. Montag/ 4. Montag im August/ Jeden Montag und Donnerstag zwischen Januar und März (bzw. am Folgetag bei Feiertagen)/ 29.12. – 03.01.

Probiert traditionelle Matagi-Gerichte

Bekannt als die Winterjäger Japans, fingen die Matagi im Winter Kaninchen und japanische Serau (jetzt eine geschützte Art). Einmal im Jahr, jagen die Matagi einen Bären als Teil ihrer spirituellen Verbindung mit dem Land.

Reisschüssel mit Bärenfleisch, Japan.
Probiert eine Reisschüssel mit Bärenfleisch am Rastplatz „Tsugaru Shirakami“ Beech Nishimeya.

Wenn ihr abenteuerlustig seid, könnt ihr die Bärenfleisch-Reisschüssel zum Mittagessen im Rastplatz „Tsugaru Shirakami“ Beech Nishimeya probieren, direkt gegenüber dem Shirakami-Sanchi Visitor Center.

Wie man zum Dorf Nishimeya in Shirakami-Sanchi gelangt

Das Dorfgebiet von Nishimeya in Shirakami-Sanchi, ist mit dem Zug, Bus oder Auto erreichbar. Wenn ihr mit dem Shinkansen von Tokio aus anreist, steigt ihr am Bahnhof Shin-Aomori in den lokalen Zug der Linie Ou um und steigt am Bahnhof Hirosaki aus. Ihr könnt dann einen Bus zum Dorf Nishimeya nehmen, die Fahrt dauert in etwa 50 Minuten. Wenn ihr mit dem Auto anreist, ist Nishimeya eine malerische eineinhalbstündige Fahrt von der Stadt Aomori oder eine dreißigminütige Fahrt von der Stadt Hirosaki entfernt.

Eine Tour mit den traditionellen Matagi-Jägern und Sammlern ist nur eines der vielen einzigartigen Erlebnisse, die euch bei einem Besuch der Region Shirakami-Sanchi erwarten. Wenn ihr die Region Aomori für das Aomori Nebuta Festival oder den berühmten kobaltblauen Aoike-Teich besuchen möchtet, ist eine Tour mit den Matagi ein Muss auf eurer Liste.

Gesponsert von der Regierung der Präfektur Aomori.
Übersetzung von Yvonne.

Don Kennedy

Don Kennedy

Hi! My name is Don Kennedy and I am a Tokyo-based freelance camera nerd. Having grown up in a sleepy town in rural Australia, in 2005 I moved to the world's largest metropolis and have been loving living here ever since. I’m based on the east side of the city, near Ueno, and really enjoy the relaxed atmosphere, the warmth of the locals, and the history of the area. As Tokyo is such an incredibly walkable city, you might see me wandering around with a camera in hand during the day, or making the most of the amazing food options in an izakaya or restaurant at night.

https://donkennedy.tokyo

Leave a Reply