Japan ist das Ursprungsland von Pokémon und sie gehören seit meiner Kindheit einfach dazu. Auch, wenn das erste Pokémon-Spiel bereits 1996 in Japan erschienen ist, ist der Hype um die Fantasiewesen bis heute ungebrochen und scheint sogar stetig weiter zu wachsen. In Japan gibt es zahlreiche Pokémon Center und Stores mit Merchandise. Permanente Cafés bieten thematisiertes Essen und Getränke an und immer wieder gibt es neue Spiele, Filme und mehr. Warum also den Kult rund um Pokémon nicht auch für den Tourismus nutzen?
Der Kult um die Gullydeckel in Japan
Unterwegs in Japan lohnt es sich auch einmal einen Blick auf den Boden zu werfen, denn Gullydeckel sind hier nicht langweilig. Oft enthalten sie ein gebiets- oder stadtspezifisches Symbol als Teil ihres Designs. Ursprünglich wurden die gestalteten Gullydeckel von einem Mitarbeiter des Bauministeriums konzipiert, um Bewusstsein und Akzeptanz für kostspielige Modernisierungen des zentralen Abwassersystems in den 1980er Jahren zu schaffen. Inzwischen haben mehr als 90 Prozent der Gemeinden in Japan ihre eigenen Gullydeckel-Designs und es gibt über 10.000 verschiedene Muster und Bilder im ganzen Land.
Das treibt natürlich auch die Sammler an, die die Gullydeckel online posten oder besondere Gullydeckel-Sammelkarten von den verschiedenen Orten sammeln.
PokeFuta: Pokémon-Gullydeckel erobern Japan
Auch Pokémon ist auf den Gullydeckel-Kult aufgesprungen und seit 2018 werden immer mehr im ganzen Land verteilt. Auf Japanisch werden diese PokeFuta (ポケふた) genannt oder auf Englisch als PokeLids bezeichnet. Inzwischen gibt es dazu eine eigene offizielle Webseite, verfügbar auf Japanisch, Englisch, Chinesisch und Koreanisch.
Den Anfang der PokeFuta machten im Dezember 2018 neun Gullydeckel mit Evoli und seinen Entwicklungen in der Stadt Ibusuki in der Präfektur Kagoshima. Der Zusammenhang der Kollaboration der Stadt mit Pokémon klingt banal, denn Ibusuki wurde gewählt, weil die Aussprache ähnlich wie „Eevee suki“ (イーブイ好き), also „Ich mag Evoli“, klingt. Und mit dem beliebten Pokémon erhoffte man sich, mehr Touristen in die eher unbekannte Gegend zu locken.
In den vergangenen Jahren folgten mehr und mehr Präfekturen, u.a. auch in der Stadt Yokohama, wo jährlich im Sommer ein großes Pikachu-Event stattfindet. Passend dazu gab es im August 2019 dort Gullydeckel mit Pikachu zu entdecken. Der PokeFuta mit den beiden Pikachu befindet sich direkt beim Bahnhof Sakuragicho. Zusätzlich gab es für eine kurze Zeit noch vier weitere Gullydeckel, die den Stadtnamen Yokohama bildeten. Diese konnte man in einer Art Rallye suchen und sie unter anderem auch im Spiel PokemonGo wiederfinden.
Japans Hauptstadt Tokio musste lange auf seine ersten PokeFuta warten, dafür gab es im August 2020 gleich sechs Stück mit Pokémon aus der ersten Generation. Einer von ihnen trägt sogar die Nummer 100 der PokeFuta. Die Pokémon-Gullydeckel befinden sich alle im Serigaya Park in Machida, im Westen Tokios, was einen ganz besonderen Grund hat. Denn kein anderer als Satoshi Tajiri, der Erfinder von Pokémon, hat seine Kindheit in Machida verbracht. Er liebte es Insekten und andere Kreaturen auf den Grünflächen und Feldern der Stadt zu beobachten und zu sammeln und wurde so zur Erfindung der Pokémon inspiriert.
Mit zu den neuesten Gullydeckeln, gehören die PokeFuta in Kyoto. Seit dem 30. März 2021 könnt ihr in Japans ehemaliger Hauptstadt fünf Pokémon-Gullydeckel mit den Pokémon aus der zweiten Generation finden. Dies bezieht sich darauf, dass im Spiel diese Generation in der Johto-Region aufgetaucht ist und diese dem realen Kansai nachempfunden wurde.
Deine Reise durch Pokémon-Gullydeckel planen
Getreu dem Motto der Pokémon-Spiele „Gotta Catch ‚Em All!“, kann man sich natürlich nun das Ziel setzen, alle Pokémon-Gullydeckel zu „sammeln“ bzw. diese auf Fotos festzuhalten. Sie sind auf jeden Fall ein tolles Motiv und man kann mit den Bildern tolle Erinnerung an seine Ausflüge sammeln. Es gibt inzwischen auch Merchandise zu den Gullydeckeln zukaufen.
Aktuell findet man die PokeFuta in 15 der 47 japanischen Präfekturen, aber es werden nach und nach immer mehr und so gibt es mehr und mehr Orte zu erkunden und auch einen Grund Orte, die man bereits besucht hat, noch einmal zu besuchen. Dabei haben die Designs und Orte der Pokémon-Gullydeckel meist besondere Hintergrundgeschichten und sind mit den jeweiligen Orten verbunden.
So befinden sich zum Beispiel Gullydeckel mit Karpardor, einem karpfen-ähnlichem Wasser-Pokémon, in der Stadt Ojiya in der Präfektur Niigata, die als Geburtsstadt der mehrfarbigen Koikarpfen bekannt ist. Für die Präfektur Tottori wurde Sandan gewählt, ein Pokémon, welches vorwiegend in Wüstenregionen anzufinden ist und dadurch die Sanddünen von Tottori als Touristenziel widerspiegelt.
Flegmon ist das Pokémon-Maskottchen der Präfektur Kagawa, welches aufgrund des japanischen Namens Yadon und der Ähnlichkeit im Klang zu Udon – dem berühmten Nudelgericht aus der Region – ausgewählt wurde. Und natürlich befindet sich auch Flegmon auf den PokeFuta vor Ort. Die Präfektur Miyazaki hat Kokowei als Pokémon-Maskottchen ernannt, da das palmen-ähnliche Wesen den tropischen Charakter der Region vermittelt.
Die Karte zeigt euch, welchen Flegmon-Gullydeckel ihr wo in Kagawa finden könnt.
Auch die Präfektur Miyagi hat sich entschieden ein Pokémon-Maskottchen zur Förderung des Tourismus zur Hilfe zu nehmen. Sie haben Lapras gewählt, ein beliebtes Wasser-Pokémon, welches natürlich die 35 (!) PokeFuta, die in der ganzen Präfektur verteilt sind, verziert. Einen davon findet ihr in Sendais Einkaufsstraßen, auf dem das berühmte Tanabata-Fest gezeigt wird, welches jeden Sommer dort stattfindet.
Man könnte die Auflistung noch für einige Präfekturen und Orte weiterführen, doch am meisten Spaß macht es wahrscheinlich, das alles selbst vor Ort herauszufinden und die verschiedenen Regionen mit Hilfe von Pokémon zu erkunden. Also durchstöbert vor eurer nächsten Japan-Reise die offizielle Seite der Pokémon-Gullydeckel und entdeckt neue Orte, die ihr ohne die PokeFuta wohl nicht besucht hättet.