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In den meisten Fällen ist ein Praktikum ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Studiums oder einer Ausbildung. Sogenannte Pflichtpraktika sollen uns dabei helfen herauszufinden, welchen Weg wir in unserer beruflichen Zukunft einschlagen möchten, indem wir die Theorie aus dem Studium oder der Ausbildung praktisch anwenden und erste Berufserfahrung sammeln. Doch ob Pflichtpraktikum oder nicht, bei der Wahl der richtigen Praktikumsstelle sind uns zumeist keinerlei Grenzen gesetzt. Warum dann also nicht ein Praktikum in Japan absolvieren?

Denn neben dem Einblick in die Berufswelt, bietet uns ein Praktikum im Ausland auch die Möglichkeit, in die Berufswelt eines anderen Kulturkreises hineinzuschnuppern und internationale Erfahrungen zu sammeln. Deshalb möchte ich euch in diesem Artikel Tipps und Tricks geben, wie ihr ein Praktikum in Japan finden könnt. Hier geht es zu den einzelnen Abschnitten:

Wofür ist ein Praktikum gut?

Wenn ihr nicht unbedingt ein Pflichtpraktikum absolvieren müsst, dann werdet ihr euch wahrscheinlich die Frage stellen, wofür ein freiwilliges Praktikum gut sein soll. Und erst recht, weshalb ihr euch den Stress einer Bewerbung, womöglich noch einer fremdsprachigen Bewerbung, für ein Praktikum in Japan antun solltet.

Kommen wir hier also zu den Gründen, die für ein Praktikum sprechen:

  • Erfahrungen sammeln: Ein Praktikum bietet euch die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. Insbesondere, wenn ihr noch nicht in einem Nebenjob gearbeitet habt, ist ein Praktikum die beste Möglichkeit, erste Einblicke zu gewinnen.
  • Anwendung von Erlerntem: Wir alle wissen, dass die Praxis immer anders aussieht als die Theorie. Daher ist es gut das Erlernte aus dem Studium oder der Ausbildung im praktischen Arbeitsalltag anwenden zu können.
  • Stärken und Schwächen: Ein Praktikum bietet euch die Möglichkeit, euch eurer eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden. Könnt ihr unter Zeitdruck arbeiten? Seid ihr multitaskingfähig? Findet es bei einem Praktikum heraus.
  • Ausprobieren: Zwar sollte ein Praktikum richtungsweisend für eure berufliche Zukunft sein, doch ihr könnt euch ausprobieren. Schnuppert in verschiedene Bereiche hinein und sollte es euch mal nicht gefallen, keine Sorge! Fehler sind erlaubt und ein Praktikum ist zeitlich begrenzt, ihr unterschreibt keinen unbefristeten Vertrag.
Ein internationales Netzwerk bei einem Praktikum in Japan.
Baut euch ein internationales Netzwerk durch ein Praktikum im Ausland auf.

Neben den aufgelisteten Gründen könnt ihr natürlich ebenfalls hilfreiche Kontakte knüpfen und euer Netzwerk erweitern. Schauen wir uns nun also an, wie ihr ein Praktikum in Japan finden könnt.

Ist es möglich ein Praktikum in Japan zu finden?

Kommen wir erst einmal zu der guten Neuigkeit: Denn ja, es ist möglich ein Praktikum in Japan zu finden. Vorausgesetzt natürlich, ihr wisst wie.

Denn die Praktikumskultur in Japan unterscheidet sich grundlegend von der, die wir beispielsweise aus Deutschland kennen. Üblicherweise dauert ein Praktikum in Japan nur wenige Tage bzw. wenige Wochen, wenn es sich um ein Sommerpraktikum handelt. Häufig sind Praktika in Japan Teil der Jobsuche (就活, shūkatsu) japanischer Studenten und beinhalten in diesem Rahmen Seminare zum Kennenlernen der Firmenstruktur. Ein Praktikum, mit der Möglichkeit einer Übernahme von Aufgaben oder Projekten, wie wir es von unseren heimischen Praktikantenstellen kennen, ist nicht der Regelfall in der japanischen Praktikumskultur.

Sucht ihr also ein Praktikum, dass der unseren Praktikumskultur ähnelt, solltet ihr euch an Firmen orientieren, die auch international tätig sind. Hauptsächlich werdet ihr dann in der Automobilbranche fündig werden.

Stellt sich nun aber die Frage: Wie findet man ein solches Praktikum in Japan?

Tipps, um online Praktikantenstellen in Japan zu finden

Die gängigste Methode ein Praktikum in Japan zu finden, ist die Onlinerecherche. Ob direkt auf den Karriereseiten eurer Wunschfirmen oder speziellen Websites, auf denen Praktikantenstellen in Japan ausgeschrieben werden, im World Wide Web werdet ihr fündig. Ebenso besteht die Option, dass ihr euch kostenpflichtig bei Praktikantenprogrammen anmeldet. Hier vermittelt euch dann eine Organisation eine Praktikantenstelle bei einer japanischen Firma.

Im Internet nach einem Praktikum suchen.
Online gibt es zahlreiche Möglichkeiten ein Praktikum in Japan zu finden.

Im Folgenden möchte ich euch nun drei Websites vorstellen, auf denen ihr Praktikumsausschreibungen verschiedener Firmen in Japan finden könnt:

  • LinkedIn: Bei LinkedIn handelt es sich um ein soziales Netzwerk, das auf den Beruf und die Karriere spezialisiert ist. Neben Hundertausenden von weltweiten Jobangeboten, könnt ihr hier mit Suchbegriffen auch explizit nach Praktikantenstellen suchen. Zahlreiche Filteroptionen machen die Suche nach der passenden Stelle hier kinderleicht. Ein weiterer Vorteil von LinkedIn ist, dass ihr euch mit anderen Personen vernetzen und von Personalmanagern gefunden werden könnt.
  • Glassdoor: Auch auf Glassdoor könnt ihr neben weltweiten Vollzeitstellen ebenso auch Praktikantenstellen finden. Außerdem können ehemalige und aktuelle Mitarbeiter hier Bewertungen zu den Unternehmen abgeben, bei denen sie gearbeitet haben bzw. noch immer arbeiten. Diese persönlichen Bewertungen können euch die Suche nach der passenden Stelle erleichtert, indem ihr selbst abschätzen könnt, ob die Firma zu euch passt oder nicht.
  • Kopra: Auf Kopra findet ihr ausschließlich Stellenangebote mit Ostasienbezug. Auf dieser Website stehen Praktikantenstellen im Vordergrund, aber auch Jobangebote werden hier inseriert. Ebenso könnt ihr auch hier direkt von Firmen angeschrieben werden, vorausgesetzt euer registriertes Bewerberprofil ist aktuell.

Häufig schreiben Firmen auch direkt auf ihren Karriereseiten Praktikantenstellen aus, weshalb es sich ebenfalls lohnt, wenn ihr einen Blick auf die japanischen Websites eurer Wunschfirmen werft.

Neben der aktiven Suche im Internet, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, dass ihr euch für ein kostenpflichtiges Praktikantenprogramm bei einer externen Organisation anmeldet. Die Kosten variieren von Organisation zu Organisation stark. In diesem Fall habt ihr jedoch eine 100%-ige Sicherheit, dass ihr ein Praktikum erhaltet, ebenso wie ihr während der gesamten Praktikumsdauer einen externen Ansprechpartner habt. Beispiele für solche Organisationen findet ihr hier:

  • GLS: Seit 1995 vermittelt GLS als nichtstaatliche Praktikumsvermittlung in Deutschland, Auslandspraktika in verschiedene Länder, darunter auch Japan. Ein über GLS gebuchtes Praktikum in Japan, befindet sich im Normallfall in Fukuoka. Der optionale, zu buchbare Sprachkurs findet entweder in Tokio oder in Fukuoka statt. Besucht für weitere Informationen die Website von GLS.
  • AIP: Über die internationale Organisation „Asia Internship Program“, könnt ihr euch für Praktikumsprogramme in verschiedenen asiatischen Ländern anmelden. Die Praktikumsstellen in Japan befinden sich bei AIP im Großraum von Tokio. Ein zu buchbarer Sprachkurs ist bei AIP nicht möglich. Besucht für weitere Informationen die Website von AIP.
  • Internship in Japan: Diese Organisation bietet unterschiedliche Praktikumsprogramme an, darunter individuell angepasste, bei denen die Praktikumsdauer und der Startzeitpunkt frei wählbar sind. Außerdem bietet „Internship in Japan“ Gruppenprogramme an, entweder mit einer Dauer von 2 Monaten oder 14 Tagen und Online-Programme, bei denen ihr das Praktikum von eurem heimischen Computer aus absolvieren könnt. Besucht für weitere Informationen die Website von „Internship in Japan“.

Natürlich spricht auch nichts gegen Initiativbewerbungen, mit denen ihr insbesondere bei NGOs Erfolg haben könnt.

Bezahlte und unbezahlte Praktika in Japan

Da es in Japan bezahlte und unbezahlte Praktika gibt, kann nicht so pauschal beantwortet werden, ob ein Praktikum vergütet wird oder nicht.

Solltet ihr euch eigenständig einen Praktikumsplatz suchen, dann achtet auf die Angaben, die die Firma zum jeweiligen Praktikum ausschreibt. In diesen steht zumeist geschrieben, ob das Praktikum vergütet wird oder nicht. Wenn es vergütet wird, kann die Bezahlung stark variieren. Je nachdem, in welcher Stadt sich das Praktikum befindet, ob ihr von der Firma ein Fahrticket, von eurer Unterkunft bis zum Büro, erhaltet oder ob euch die Firma bei der Unterkunft unterstützt.

Erfahrungsgemäß fällt die Vergütung bei Firmen in der Automobilbranche etwas höher aus, als es beispielsweise bei einem Praktikum im kulturellen Bereich der Fall ist. Das durchschnittliche Praktikantengehalt in Tokio beträgt ca. 130.000 Yen (ca. 1.000 Euro).

Bezahlte und unbezahlte Praktika in Japan.
Die Vergütung bei einem Praktikum in Japan kann stark variieren.

Auch Praktikumsstellen, die ihr über ein Programm bucht, können bezahlt sein. Informationen dazu, ob es sich bei den angebotenen Stellen um ein bezahltes oder unbezahltes Praktikum handelt, sind normalerweise in den Programminformationen nachzulesen.

Dauer eines Praktikums in Japan

Ebenso wie die Vergütung, kann auch die Dauer eines Praktikums in Japan stark variieren. Üblicherweise beträgt die Praktikumsdauer jedoch zwischen 6 Wochen und 6 Monaten. Die Option eines einjährigen Praktikums werdet ihr häufiger in internationalen Firmen erhalten, in denen eine westliche Praktikumskultur zu finden ist.

Programmabhängige Praktika, wie beispielsweise Sommerpraktika, können natürlich auch einen kürzeren Zeitraum umfassen. Hier erkundigt ihr euch bestenfalls bei der Organisation, über die ihr euer Praktikum buchen möchtet.

Auch in Bezug auf eure Arbeitszeiten bei einem Praktikum können diese variieren. Zwar sind Vollzeitpraktika gängiger, doch manchmal besteht ebenfalls die Option, dass ihr ein Teilzeitpraktikum absolvieren könnt.

Welche Voraussetzungen benötigt man für ein Praktikum in Japan?

Die wichtigste Voraussetzung für ein Praktikum in Japan ist ein gültiges Visum. Was für ein Visum ihr letztendlich benötigt, ist abhängig von der Art des Praktikums, welches ihr ausübt. Berücksichtigt werden muss hierbei die Dauer und ob es sich um ein bezahltes oder unbezahltes Praktikum handelt.

Alle weiteren Voraussetzungen hängen von den jeweiligen Firmen ab, bei denen ihr euch für ein Praktikum bewerbt oder von den Organisationen, über die ihr ein Praktikum sucht. Da die Volljährigkeit in Japan erst mit dem 20. Lebensjahr erreicht wird, setzen beispielsweise die meisten Organisationen dieses Alter als Mindestalter bei der Bewerbung voraus.

Praktikantenstellen, die von internationalen Firmen ausgeschrieben werden, legen ihren Schwerpunkt bei den Voraussetzungen zumeist auf den Ausbildungsstatus. Häufig wird ein Grundstudium vorausgesetzt, ebenso wie die aktuelle Immatrikulation an einer Universität zum Zeitpunkt des Praktikums.

Ein Junge lernt Japanisch.
Die Beherrschung der japanischen Sprache ist nicht immer eine Voraussetzung für ein Praktikum.

Welche sprachlichen Kenntnisse ihr benötigt, unterscheidet sich ebenfalls von Praktikum zu Praktikum. In manchen Fällen sind fließende Kenntnisse der englischen Sprache ausreichend, in anderen werden dann doch Japanischkenntnisse auf N2 Niveau gefordert. Letztendlich sollten eure Sprachkenntnisse euch jedoch nicht von einer Bewerbung für euer Wunschpraktikum in Japan abhalten.

Welches Visum benötigt man für ein Praktikum in Japan?

Welches Visum ihr für ein Praktikum benötigt, hängt, wie bereits erwähnt, von den Gegebenheiten eures Praktikums ab. Schauen wir uns hier nun die verschiedenen Visa-Kategorien an, die für euch in Frage kommen können:

BezahltLänger als 90 Tage
Touristenvisum
Cultural Activities Visa
Designated Activities Visa
Studentenvisum
Eine Übersicht möglicher Visa für ein Praktikum in Japan.

Touristenvisum

Wenn euer Praktikum unbezahlt ist und weniger als 90 Tage dauert, dann genügt ein einfaches Touristenvisum. Damit umgeht ihr der Beantragung eines Certificate of Eligibility (CoE) und der anschließenden Beantragung eines entsprechenden Visums bei eurer örtlichen Botschaft oder einem Konsulat.

Dieses Visum eignet sich für all diejenigen, die beispielsweise in der vorlesungsfreien Zeit ein Praktikum in Japan absolvieren möchten und sich dieses aus eigener Tasche finanzieren können.

Cultural Activities Visa

Das Cultural Activities Visa (文化活動, bunka katsudō) eignet sich für all diejenigen, deren Praktikum unbezahlt ist und über einen Zeitraum von mehr als 90 Tagen geht.

Die Gültigkeitsdauer dieses Visums beträgt 3 Monate, 6 Monate oder 1 Jahr. Die Variante dieses Visums mit einer Gültigkeitsdauer von 3 Jahren gilt nicht für Praktikanten.

Für das Cultural Acitivities Visa benötigt ihr ein CoE, um anschließend das Visum bei eurer örtlichen Botschaft oder dem Konsulat beantragen zu können.

Designated Activities Visa

Das Designated Activities Visa (特定活動, tokutei katsudō) eignet sich für all diejenigen, deren Praktikum bezahlt ist und einen Zeitraum von min. 3 Monaten bis max. 1 Jahr beträgt.

Die Gültigkeitsdauer dieses Visums beträgt ebenfalls 3 Monate, 6 Monate oder 1 Jahr. Die Variante dieses Visums mit einer Gültigkeitsdauer von mehr als einem Jahr gilt nicht für Praktikanten.

Für das Designated Acitivities Visa benötigt ihr ein CoE, um anschließend das Visum bei eurer örtlichen Botschaft oder dem Konsulat beantragen zu können.

Studentenvisum

Solltet ihr beispielsweise als Austauschstudent an einer japanischen Universität studieren, dann reicht euer Studentenvisum für ein Praktikum aus. Aber aufgepasst, auch hier gibt es einige Dinge zu beachten.

Das normale Studentenvisum (留学, ryūgakusei) erlaubt es euch, ein unbezahltes Kurzzeitpraktikum zu absolvieren, welches zumeist nicht länger als ein oder zwei Tage geht.

Möchtet ihr ein bezahltes Praktikum absolvieren, dessen Arbeitszeit 28 Stunden die Woche nicht überschreitet, benötigt ihr den Zusatz der „Erlaubnis, anderen Tätigkeiten nachzugehen, als die, die nach dem zuvor erteilten Aufenthaltsstatus zulässig sind“ (資格外活動許可, shikakugai katsudō kyoka). Die einfachste Variante ist es, wenn ihr diesen Zusatz bereits bei eurer Einreise am Flughafen beantragt.

Wenn ihr neben der Universität mehr als 28 Stunden die Woche eurer Praktikumstätigkeit nachgehen möchtet, dann benötigt ihr einen weiteren Zusatz. Und zwar die „Erlaubnis mehr als 28 Stunden die Woche zu arbeiten“ (1週について28時間を超える資格外活動許可). Diese Erlaubnis setzt voraus, dass ihr mit euren Kursen an der Universität so weit fertig seid, dass eure Uni-Leistungen nicht vom Praktikum beeinflusst werden können.

Ein Praktikum in Japan: eine einmalige Erfahrung

Aus eigener Erfahrung kann ich es jedem nur raten, den Schritt zu wagen und ein Praktikum in Japan zu absolvieren. Während meiner Zeit als Austauschstudentin, führte mich mein Weg durch eine Initiativbewerbung zu einem unbezahlten Praktikum in einer japanischen NGO und später zu einem bezahlten, einjährigen Praktikum in einer internationalen Firma in Tokio.

Internationale junge Menschen.

Nutzt also die Möglichkeit der Karriereseiten internationaler Firmen, besucht Websites, auf denen Praktikantenstellen ausgeschrieben werden und zögert auch nicht, von euch aus Bewerbungen zu verschicken. Denn ein Praktikum in Japan kann für eure berufliche Zukunft nur von Vorteil sein. Viel Erfolg!

Yvonne Tanaka

Yvonne Tanaka

Ursprünglich aus Berlin, habe ich in Japan meine zweite Heimat gefunden. Fasziniert vom Land, der Kultur und den Menschen, zieht es mich bereits seit 2012 regelmäßig in das Land der aufgehenden Sonne. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt und einem Praktikum, zieht es mich 2022 wieder zurück in meine alte Heimat, in das Zentrum von Tokio.

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