Wenn ihr an Japans Tierwelt denk, fällt euch wahrscheinlich häufig genau ein Bild ein: die japanischen Schneeaffen, die sich in ihrer heißen Quelle (Onsen) am Berghang entspannen. Für Naturliebhaber oder alle, die ein einzigartiges japanisches Reiseerlebnis suchen, wäre eine Reise nach Japan ohne einen Besuch im Jigokudani Affenpark (地獄谷野猿公苑) nicht komplett, um die wilden japanischen Makakenaffen in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.
Der Affenpark mit den heißen Quellen ist nur wenige Stunden von Tokio entfernt und eignet sich perfekt für einen Ausflug für eine Nacht, um eine andere Ecke Japans zu erkunden. Die Kleinstadt Shibu Onsen (渋温泉) liegt in perfekter Nähe des malerischen Joshinetsu Kogen Nationalparks. Als Stadt, nur wenige Kilometer von den berühmten Affen in den heißen Quellen entfernt, schien es der ideale Ort zu sein, um dort ein paar Nächte zu verbringen.
Meine erste Nacht im Shibu Onsen
Ich erreichte Shibu Onsen am frühen Abend und war beeindruckt davon, wie malerisch und friedlich die Stadt doch war. Es gab verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten, von luxuriösem Ryokan mit Inklusivmahlzeiten bis zu preisgünstigen Schlafsälen in Hostels. Ich entschied mich für einen Schlafsaal im Nozaru Onsen Hostel, sowohl wegen der geringen Kosten als auch wegen des sozialen Aspekts, andere Reisende treffen zu können. Früher ein großes Ryokan an der ruhigen Hauptstraße, wurde die Unterkunft inzwischen in ein Hostel umgewandelt. Die einfache Unterkunft bewahrte dennoch ihren rustikalen Charme und ihre historische Größe, während ein Thermalbad im Innen- und Außenbereich die Gäste anlockt.
Nach dem Einchecken wollte ich unbedingt die Stadt erkunden. Die ruhigen Straßen waren typisch japanisch und der Dampf heißer Quellen stieg aus den Lüftungsschlitzen am Bordstein. Ich hörte das Geräusch der Geta (japanische Holzsandalen), die durch die gepflasterten Straßen klapperten, während Gäste, in Yukata gekleidet, das Onsen erkundeten.
Kleine Souvenirläden, Ryokans und vereinzelte Restaurants säumten die ruhige Hauptstraße. Das beeindruckende Kanaguya Ryokan ist das Herzstück der Straße mit seiner wunderschönen Architektur im japanischen Stil, die bei Tag und Nacht atemberaubend aussieht. Dieses, über 250 Jahre alte, Gebäude stammt aus der Edo-Zeit und soll den Studio Ghibli-Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ inspiriert haben.
Viele der Restaurants servierten lokale Soba mit verschiedenen Beilagen und Izakayas (Pubs im japanischen Stil) boten eine Reihe kleinerer Gerichte zu vernünftigen Preisen an. Ich entschied mich für Soba-Nudeln mit Ende und Pilzen, die eine lokale Spezialität waren. Die Soba wurden im Restaurant handgemacht und schmecken köstlich.
Ein Treffen mit den Affen in den heißen Quellen
Am nächsten Morgen war ich bereits früh auf den Beinen und freute mich auf den bevorstehenden Tag. Die Temperatur befand sich knapp über dem Gefrierpunkt und fiel abends darunter. Ich war froh, dass ich warme Kleidung und Wärmekissen dabeihatte, um mich war zu halten.
Bis zum Eingang des Affenparks mit den heißen Quellen war es nur eine kurze Wanderung von ungefähr 40 Minuten, aber es gibt natürlich auch einen Bus von Shibu Onsen. Nachdem ich den Eingang passiert hatte, waren es noch einmal knapp 30 Minuten zu Fuß bis zum Eingang des Affenparks mit den heißen Quellen, wo ihr eine kleine Eintrittsgebühr von 400 Yen zahlen müsst. Von November bis März ist Wintersaison, weshalb der Park von 09:00 bis 16:00 Uhr geöffnet ist. Die Sommersaison geht von April bis Oktober, während dieser Zeit ist der Park von 08:30 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Bereits als ich mich den heißen Quellen näherte, sah ich meinen ersten Affen und es war ein ganz besonderes Gefühl, diesen einzigartigen Tieren so nahe zu sein, die selbstbewusst den Weg entlang gingen. Der Schneeaffe schien sich in meiner Nähe wohlzufühlen – ich war eindeutig ein unauffälliger Besucher in ihrem zu Hause.
Das Onsen ist ein künstlich angelegtes Becken, das an der Seite des Berges errichtet wurde und mit frischem natürlichem heißem Quellwasser gefüllt ist. Eine große Truppe von Affen putzte sich an der Seite des Beckens, pflegte ihre Jungen oder verzehrte das Essen, das ihnen vom Parkpersonal gegeben wird. Es war eine faszinierende Erfahrung, allein und umgeben von den Schneeaffen, in ihrem Lebensraum, zu sein.
Der Park wurde 1964, als Strategie zur Bewältigung der zunehmenden Konflikte zwischen den Affen und der Bevölkerung, eröffnet. Während die Affen das Gebiet natürlich verlassen können, kommen sie zum Essen in den Park zurück, und natürlich zum Baden in den heißen Quellen. Der Park ermöglicht es den Affen in einer sicheren Umgebung zu leben, in der sie nicht im Widerspruch mit dem Leben der Menschen vor Ort stehen.
Ein Affe genießt die heißen Quellen.
Etwa 30 Minuten später betrat auch das erste Mitglied der Affentruppe das heiße Wasser. Es war eine wirklich einzigartige Erfahrung, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich im dampfenden Wasser entspannten, sanft ein und ausstiegen und sich gegenseitig pflegten. Ich was so in dieses Bild vertieft, dass ich den Überblick über die Zeit verlor und erst als sich meine Hände taub anfühlten, wurde mir klar, wie lange ich schon draußen war. Glücklicherweise gibt es im Park einen kleinen Geschenkeladen mit einem beheizten Sitzbereich zum Aufwärmen, der ein willkommener Rückzugsort vor der Kälte war. Ich hatte ungefähr zwei Stunden mit den Schneeaffen verbracht, eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde!
Diese Website hier bietet euch viele Informationen zum Park mit den heißen Quellen, einschlich einer interessanten Webcam, mit der Besucher die Affen im Onsen in Echtzeit beobachten können. Für Besucher mit viel Zeit und Flexibilität kann diese Funktion auch verwendet werden, um euren Besuch zu einem Zeitpunkt zu planen, an dem nur wenige andere Besucher anwesend sind. Nach meinem Besuch begann ich langsam den Weg zurück durch den verschneiten Wald in die Stadt.
Shibu Onsen ist berühmt für seine neun heißen Quellen und die meisten Ryokans statten ihre Gäste mit Schlüssen aus, damit diese jede heiße Quelle besuchen können. Die kleinen, traditionellen, öffentlichen Onsen sind oft nicht mit Personal ausgestattet und es kann durchaus vorkommen, dass ihr ein Onsen für euch allein habt. Ein Besuch in dieser Stadt ist nicht vollständig, ohne die verschiedenen Onsen auszuprobieren, denn jeder von ihnen soll unterschiedliche gesundheitliche Vorteile besitzen. Meine Unterkunft beinhaltete nicht die kostenlose Nutzung der öffentlichen Onsen, aber ich entschied mich für die Nutzung des neunten Onsen mit dem Namen O-yu gegen eine geringe Gebühr von gerade einmal 500 Yen (ihr könnt im Touristeninformationszentrum zahlen). Um Zugang zum Onsen zu erhalten, müsst ihr euer Ticket einem örtlichen Ladenbesitzer zeigen, der das Onsen für euch öffnet. Das ist eine großartige Möglichkeit, sich nach einem Tag in der Kälte wieder aufzuwärmen.
Eines der öffentlichen Bäder in Shiba Onsen.
Ein letzter Stopp, bevor es nach Hause geht
An meinem letzten Tag beschloss ich mit der elektrischen Eisenbahn nach Nagano zurückzukehren und in der kleinen Stadt Obuse (小布施) halt zu machen. Die Stadt ist berühmt für Kastanien, weshalb ich nur all zu gerne die verschiedenen angebotenen Produkte der freundlichen Straßenhändler probiert habe.
Das Hokusai Museum (hier geht es zur Website) befindet sich in Obuse und zeigt verschiedene Holzschnitte des Malers Katsushika Hokusai. Es gibt viele Informationen auf Englisch, daher war es eine großartige Gelegenheit, das Leben und die Werke dieses legendären Künstlers, in der wunderschönen Umgebung des Museums, besser kennenzulernen.
Zurück in Nagano, nahm ich den Bus, der mich nach Tokio brachte. Ich verließ Nagano mit einzigartigen Erinnerungen an die Schneeaffen in den heißen Quellen und hatte das Gefühl, wirklich eine andere, einzigartige, Seite Japans erlebt zu haben.
Weitere Ziele in Nagano
Auch wenn es nicht Teil meiner Reise war, so liegt Shibu Onsen in der Nähe von Iiyama, einer wunderschönen Stadt für diejenigen, die die Natur lieben. Je nach Jahreszeit könnt ihr durch den Schnee fahren oder wandern, eine Wanderung durch die Herbstfarben unternehmen oder eine Radtour durch die wunderschöne Landschaft machen.
Wenn ihr euren Aufenthalt in Nagano um ein oder zwei Tage verlängern möchtet, dann ist Iiyama der perfekte Ort, um eure Zeit dort zu verbringen.
Anfahrt zu den Affen in den heißen Quellen
Für diejenigen, die den JR Pass besitzen, ist es am einfachsten den Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) vom Bahnhof Tokio nach Nagano zu nehmen und dann in einen Bus oder Nahverkehrszug nach Yudanka umzusteigen. Von dort gibt es anschließend mehrere Verbindungen, einschließlich der, die euch in den Affenpark mit den heißen Quellen führt.
Diejenigen, die keinen JR Pass besitzen, fahren mit dem Expressbus vom Bahnhof Shinjuku, der sich im Zentrum von Tokio befindet, ab und erreichen Nagano nach einer ca. 4-stündigen Fahrt. Die Nagano Electric Railway verbindet Nagano mit Yudanaka in etwa einer Stund und führt durch eines der landwirtschaftlichen Kerngebiete Japans. Von Yudanaka nach Shibu Onsen ist es eine kurze Busfahrt oder ihr könnt den Weg auch zu Fuß zurücklegen (aber Vorsicht vor den steilen Hügeln).
Übersetzung von Yvonne.