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Wenn ihr zum ersten Mal nach Tokio reist und euch allmählich mit dem Stadtbild vertraut macht, werdet ihr feststellen, dass ihr euch inmitten einer grenzenlosen Metropole befindet. Doch trotz ihrer Größe, bleiben viele Besucher nur an den konventionell touristischen Orten, vom traditionellen Viertel Asakusa bis zum modernen und geschäftigen Shinjuku, und übersehen dabei häufig nicht-touristische Orte, die vor allem nicht überfüllt sind. Tokio besitzt zahlreiche Facetten und Gesichter, und heute führe ich euch in zwei unterschätzte Viertel Tokios: Ogikubo und Nishi-Ogikubo.

Bei meiner ersten Reise nach Tokio, besuchte ich die Attraktionen, die man unbedingt gesehen haben muss und die in jedem Reiseführer empfohlen werden. Gleichzeitig verliebte ich mich auch in einige abgelegenere Gegenden, wie die ruhige Naturoase Oji, das geschäftige Viertel Akabane und den Hotspot für Sommerfestivals: Koenji. Und das sind nur einige. Jetzt, als Einwohner Tokios, habe ich einen viel besseren Einblick in die unterschätzten, fußgängerfreundlichen Viertel Tokios. Heute möchte ich euch zwei Viertel rund um die JR-Chuo-Linie vorstellen, die voller Geschichte, Ruhe und vielen Restaurants sind, die euren Magen füllen. Willkommen in Ogikubo und Nishi-Ogikubo!

Ogikubo: Eine Fusion aus Natur, Ramen und Anime

Ogikubo (荻窪), ein Viertel, das nur eine 25-minütige Bahnfahrt vom Bahnhof Tokio entfernt liegt, bietet abwechslungsreiche Gastronomie, entspannte Naturgebiete und sogar einen Ort für Anime-Liebhaber.

Ein kostenloser Besuch für Anime-Liebhaber im Suginami Animation Museum

Seid ihr Anime-Fans? Dann beginnen wir unsere Ogikubo-Reise an der Tokyo Polytechnic University und besuchen das kostenlose Suginami Animation Musem (東京工芸大学 杉並アニメーションミュージアム), das eine siebenminütige Busfahrt vom Bahnhof Nishi-Ogikubo entfernt liegt. Im Museum könnt ihr in der Dauerausstellung die Geschichte des Anime erkunden und etwas über seinen Entstehungsprozess erfahren. Außerdem könnt ihr eure Fähigkeiten auch in einem DIY-Bereich auf die Probe stellen, wo ihr euren eigenen Charakter erstellen und synchronisieren könnt, ganz so als wärt ihr professionelle Synchronsprecher!

Einer meiner Lieblingsbereiche war die kleine Bibliothek mit einer großen Sammlung an Anime-bezogenen Büchern, Mangas und DVDs. Bei meinem Besuch war ich begeistert, einen speziellen Bereich zu entdecken, der Doremi gewidmet war, einer der Anime-Serien, die ich als Kind mochte. Es war ein nostalgisches Erlebnis, das mich glücklich machte. Obwohl das Fotografieren nicht erlaubt war, schwelgte ich trotzdem gern in Erinnerungen an meine Lieblingsanimes aus meiner Kindheit und andere Anime-Serien.

Genießt den saisonalen Garten im japanischen Stil im Otaguro-Park

Genug von Anime, ist es nun an der Zeit, nach draußen zu gehen und die Natur von Ogikubo zu erkunden. Der Otaguro-Park (杉並区立大田黒公園) mag zwar klein sein, aber er macht das mit Elementen wett, die ein ruhiges, traditionelles Japan-Erlebnis vervollständig: saisonale Natur, ein Teich voller Koi-Karpfen und ein traditionelles Teezimmer. Einst gehörte der Park dem Musikkritiker Motoo Otaguro, heute ist er jedoch ein öffentlicher Ort. Der Park befindet sich nur einen kurzen zehnminütigen Spaziergang vom Südausgang des Bahnhofs Ogikubo entfernt.

Die Intensität der Farben zu jeder Jahreszeit, insbesondere der Herbstblätter, versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Da ich diesen Park zu allen Jahreszeiten gesehen habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass jede Jahreszeit einen Besuch wert ist. Die dichte Vegetation in diesem kleinen Park sorgt auch im Winter für Helligkeit. Zur Info: Der Park schließt um 17 Uhr, also plant ihn unbedingt vorher ein.

Kirschblüten im Zenpukuji-River-Park

Wenn euch der Otaguro-Park nicht genug Natur bietet, könnt ihr zum Zenpukuji-River-Park (都立善福寺川緑地) gehen, der etwa 25 Gehminuten vom Otaguro-Park entfernt liegt und einer der größten Parks im Bezirk Suginami ist. Die beste Zeit, um diesen Park zu genießen, ist während die Kirschblütensaison, wenn am langen Flussufer die Sakura-Bäume in voller Blüte stehen. Seitdem ich diesen Sakura-Ort entdeckt habe, komme ich jedes Jahr für das Hanami hierher. Der Park liegt in der Nähe und, das Beste von allem, ist ruhig – eine Seltenheit für einen Sakura-Spot in Tokio.

Zenpukuji-River-Park mit Kirschblüten

Besucht den Geburtsort der Ramen nach Tokioter Art

Wenn ihr jemanden fragt, der Ogikubo schon einmal besucht hat oder das Viertel kennt, wird die Person unweigerlich Ramen erwähnen. Und das aus gutem Grund: Ogikubo ist der Geburtsort von Ramen nach Tokioter Art, die aus Hühner- und Fischbrühe mit Sojasauce hergestellt werden. Daher gibt es zahlreiche Ramen-Läden, von denen jeder seine eigene, unverwechselbare Version des beliebten Gerichts anbietet. Wenn ihr Ramen-Liebhaber seid, aber keine Zeit habt, durch Tokio zu reisen, um sie alle zu probieren, dann kommt zumindest nach Ogikubo und probiert so viele, wir eure Geschmacksnerven und euer Magen vertragen könnt.

Nehmt den Nordausgang, um in die Gegend um die Ogikubo-Ginza-Street und Kyokai-Dori zu gelangen, wo ihr meine drei bevorzugten Ramen-Läden findet: Neiryo (らーめんとこおりのおやつ ねいろ屋), ein Fisch-Ramen-Geschäft mit geschabtem Eis, Hakodate Shio Ramen Goryokaku (函館塩ラーメン 五稜郭), das Fisch-Ramen mit Seetang-Topping serviert, und mein Favorit, Narukami (鳴神), das unwiderstehlich köstliche und preiswerte Hühner-Ramen-Suppe anbietet.

Wenn ihr keine Ramen mögt, ist das kein Problem. Ogikubo bietet eine große Auswahl an Restaurants und das Nachtleben ist unterhaltsam und entspannt zugleich. Von Izakaya und Shabu-Shabu bis hin zu Sushi-Restaurants und Hamburger-Läden – überlegt, ob ihr hier zu Abend essen möchtet, um den endlosen Warteschlangen in Shinjuku zu entgehen.

Nishi-Ogikubo: Ein Ort für alle Vintage-Liebhaber

In den 1960er Jahren verwandelte die Gegenkulturbewegung Nishi-Ogikubo (西荻窪), auch bekannt als Nishi-Ogi, in ein trendiges Viertel mit Antiquitätengeschäften, kleinen Kunstausstellungen und charmanten Cafés. Wenn ihr lieber lokale und zauberhafte Geschäfte anstelle der großen Einkaufszentren besuchen wollt, dann solltet ihr dieses Viertel unbedingt auf eure Reiseliste setzen.

Geht auf Antiquitäten-Shoppingtour in Nishi-Ogikubo

Wenn ihr vom Nordausgang der Nishi-Ogikubo-Station fünf Minuten zu Fuß geht, findet ihr euch in einer Welt voller Second-Hand-Läden wieder. In diesem Antiquitätenviertel gibt es zahlreiche Buchhandlungen, Second-Hand-Bekleidungsgeschäfte und Geschäfte im Retro-Stil, die japanische und westliche Produkte anbieten. Verpasst unter den zahlreichen Geschäften nicht Antiques Jikoh, Ototoharu und Kidoairaku.

Besucht charmante Cafés und lokale Restaurants

Nachdem ihr Kunstgalerien und Vintage-Läden erkundet habt, könnt ihr in einem der vielen Cafés oder Restaurants in Nishi-Ogikubo eine Pause einlegen. Ihr findet hier zahlreiche Möglichkeiten zum Essen, von traditionellen japanischen und modernen Restaurants bis hin zu italienischen, vietnamesischen und anderen kulturellen Küchen. Bei so viel Auswahl werdet ihr nie genug vom Essen in Nishi-Ogikubo bekommen.

Wenn ihr lieber zu Abend essen möchtet, gibt es zahlreiche Izakayas und gemütliche Bars, in denen ihr bei Livemusik ein Getränk genießen könnt. Verpasst nicht Yanagi Koji (柳小路), eine lebhafte Yokocho-Straße bzw. Gasse, in der ihr von Einheimischen herzlich willkommen geheißen werdet.

Genießt das Blumenfest im Zenpukuji-Park

Nach dem Einkaufen und Essen, könnt ihr im Zenpukuji-Park (都立善福寺公園) entspannen. Ein 20-minütiger Spaziergang vom Bahnhof Nishi-Ogikubo durch das Wohngebiet Nishi-Ogi führt euch zu dieser unerwarteten Naturoase.

Zenpukuji-Park in Nishi-Ogikubo

Genießt die saisonale Schönheit der Kirschblüten, Azaleen und Momiji-Herbstblätter sowie die Tierwelt rund um diesen Park mit seinen zwei Teichen. Nishi-Ogi ist ein beliebter Park für Familien und ältere Menschen. Macht also einen gemütlichen Spaziergang und erlebt das japanische Alltagsleben.

Anfahrt nach Ogikubo und Nishi-Ogikubo

Wenn ihr im Zentrum von Tokio wohnt, habt ihr Glück. Ihr könnt die Viertel ganz einfach erreichen, indem ihr die Chuo-Linie vom Bahnhof Tokio oder vom Bahnhof Shinjuku nehmt. Vom Bahnhof Akihabara, Yoyogi oder Shinjuku aus, fährt ebenfalls die Chuo-Sobu-Linie. Oder ihr nehmt die Tokyo Metro und fahrt mit der Marunouchi-Linie bis nach Ogikubo. Sobald ihr angekommen seid, sind alle oben genannten Orte zu Fuß erreichbar.

Wenn ihr das nächste Mal nach Tokio kommt, empfehle ich euch, diese Gegend zu erkunden. Ihr werdet den japanischen Lebensstil ohne Menschenmassen erleben und die vielfältige Natur Tokios kennenlernen, einschließlich seiner ruhigen, lokalen Seite.

Übersetzung von Yvonne Tanaka.

Maria Peñascal

Maria Peñascal

When I was young, I kept dreaming of the Land of the Rising Sun. So, one day, I decided to move to Japan to experience the country firsthand. Currently, I live between Spain and Japan, and I'm willing to share its culture through my writing and photography.