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Herzlichen Glückwunsch! Du hast das ganze Jahr hart gearbeitet und bist bereit für deinen wohlverdienten Sommerurlaub. Du hast also deine nicht erstattungsfähige Reise nach Japan im Juli gebucht, und nun? Jetzt durchsuchst du Reddit und Facebook und hörst, dass der Sommer in Japan die schlimmste Jahreszeit für einen Besuch ist. Bitte sag, dass das nicht stimmt!

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Nun, ich habe gute und schlechte Neuigkeiten für dich. Zuerst die schlechten: Manche beschreiben das Sommerwetter in Japan als unangenehm“ und andere als „feuchte Version der Hölle“. Daran führt kein Weg vorbei – der japanische Sommer ist heiß und nass, ein Zustand, der fast ausnahmslos auf dem gesamten Archipel herrscht. Das heißt aber nicht, dass der Sommer in Japan keine guten Seiten hat, denn die Japaner hatten Jahrhunderte, um Traditionen zu entwickeln, wie sie das unangenehme Wetter aushaltbar machen können.

Wann ist Sommer in Japan?

Der Sommer in Japan lässt sich am besten in zwei Phasen unterteilen. Die erste ist die sogenannte Regenzeit oder auch Tsuyu 梅雨, in der wochenlang fast jeden Tag Regen möglich ist, gefolgt von der zweiten Phase, der heißen und feuchten Jahreszeit, die Einheimische und Besucher gleichermaßen als besonders unangenehm empfinden.

Von Ende April bis Anfang Mai sind in Japan angenehme Tage mit vielen warmen Frühlingstagen, kühlen Nächten und relativ geringer Luftfeuchtigkeit zu erwarten. Das beginnt sich jedoch Ende Mai und Anfang Juni zu ändern, wenn die kalte Luft vom asiatischen Festland mit der warmen Luft zusammenstößt, die direkt über Japan aus dem Südpazifik aufsteigt, und die instabile Regenzeit einleitet. Die Tsuyu-Saison beginnt in Okinawa etwas früher und breitet sich allmählich nach Osten aus. Ende Mai betrifft sie zuerst Süd-Kyushu und Mitte Juni Nord-Tohoku.

Die Regenzeit dauert von einigen Wochen bis über einen Monat und hängt weitgehend von den globalen Wettermustern ab, die im modernen Zeitalter der globalen Erwärmung immer unberechenbarer werden. Der erste sonnige Tag am Ende der Regenzeit wird oft fälschlicherweise gefeiert; man feiert die Befreiung aus der Bratpfanne – aber etwas noch viel Schlimmeres beginnt.

Von Anfang bis Mitte Juli erreichen die zunehmend heißen und feuchten Sommertage Japan und bleiben oft bis zum Ende des Sommers Ende September. August ist der heißeste Monat in Japan, mit Durchschnittstemperaturen in Tokio um die 32 Grad (von 1992 bis 2021; in den letzten Jahren gab es lange Zeiträume mit gefährlichen Temperaturen von über 35 Grad). Kyoto, das auf drei Seiten von Bergen umgeben ist, ergeht es im Sommer sogar noch schlechter, im August sind es durchschnittlich 33 Grad. Die einzige zuverlässige Fluchtmöglichkeit vor der Sommerhitze in Japan ist Hokkaido, aber denkt daran, dass die Regenzeit auch dort später beginnt, sodass ihr sogar im August mit einigen Regentagen rechnen müsst.

Vergessen wir nicht eine weitere weniger schöne Tatsache über den Sommer in Japan – es ist auch die Zeit der Taifune. Von Juli bis September ist die Wahrscheinlichkeit von Taifunen am höchsten, die je nach Umständen und euren Reiseplänen von leichten Unannehmlichkeiten bis hin zu ziemlicher Gefahr reichen können.

Die besten Dinge, die man im Sommer in Japan unternehmen kann

Wäre es angesichts des unangenehmen Wetters nicht am besten, den Sommer in Japan komplett zu meiden? Trefft keine voreiligen Entscheidungen, denn sonst verpasst ihr fantastische Gelegenheiten, die es nur in dieser Jahreszeit gibt.

Auch wenn sich die Regenzeit tatsächlich schrecklich anhört, ist sie am Ende gar nicht so schlimm, wie sie zu sein scheint. Zunächst einmal regnet es nicht unbedingt jeden Tag, sodass es in dieser Jahreszeit einige überraschend sonnige Tage (oder zumindest halbe) geben kann. Allein der Gedanke an die Regenzeit schreckt viele Besucher ab, sodass die großen Sehenswürdigkeiten in dieser Zeit tendenziell weniger besucht sind. Und schließlich profitieren einige Orte vom Regen; Japans beliebte Sommerblume, die Ajisai あじさい (Hortensie), blüht in der Regenzeit und sieht bedeckt mit Regentropfen in Tempeln und Parks, wo viele Ajisai wachsen, atemberaubend aus. Und abgesehen von einem verregnetem Tag ist ein Bad in einer heißen Quelle in einem Rotemburo bei leichtem Regen und geheimnisvollem Nebel eine der besten Möglichkeiten, ein Onsen-Erlebnis im Freien zu genießen.

Mit Ausnahme von Hokkaido gibt es in Japan kaum Unterschiede zwischen den feucht-heißen Wettermustern, sodass fast jeder Japaner den Sommer auf die gleiche Weise erlebt. Dies hat zu vielen Traditionen geführt, die im Sommer in ganz Japan gepflegt werden und eine willkommene Abwechslung vom Wetter bieten, nicht zuletzt zum Beispiel die zahlreichen Sommerfestivals.

Zwar gibt es in Japan zu jeder Jahreszeit Festivals, aber sobald die Regenzeit vorbei ist, scheint der Sommer von einem Wochenende zum nächsten ein einziges, nicht enden wollendes Straßenfest zu sein. Sogar die kleinsten Städte und Viertel scheinen ihr eigenes Sommerfestival zu veranstalten, bei dem die Einheimischen farbenfrohe Yukata (Sommerkimonos) tragen und zu ihrem örtlichen Schrein, Tempel oder Park gehen, um an karnevalsähnlichen Spielen teilzunehmen, Festspeisen an Pop-up-Ständen zu essen und vielleicht an einem traditionellen Tanz wie Obon oder Awa Odori teilzunehmen.

Apropos Yukata: Diese leichten Kleidungsstücke aus Baumwolle (manchmal auch Leinen) gehören zu meinen Lieblingsaspekten des Sommers in Japan. Yukata sind das Gegenteil japanischer Business-Kleidung, farbenfroh und unverwechselbar, ergänzt durch unzählige Obi-Gürtel. Sogar die traditionell langweiligen Yukata für Männer haben sich weiterentwickelt und bieten moderne Muster und kräftige, zeitgemäße Farben. Der Besuch eines Festivals ist die perfekte Ausrede, um eines dieser bequemen Kleidungsstücke zu tragen und sich unter die Einheimischen zu mischen oder sich von ihnen abzuheben.

Die am besten besuchten Sommerfestivals sind die Hanabi Matsuri, die Feuerwerksfestivals. Sie sind die ultimative Ablenkung von der Sommerhitze, bei der die Veranstalter tausende farbenfrohe, explodierende Pyrotechniken hoch in den Sommerhimmel schießen. Das Sumidagawa-Feuerwerksfestival in Tokio, das am letzten Samstag im Juli stattfindet, ist Japans ältestes und wurde 1733 ins Leben gerufen, um böse Geister abzuwehren. Millionen von Menschen strömen zum Ufer des Sumida-Flusses oder so nah heran, wie die Menschenmenge es zulässt, um einen Blick auf dieses Spektakel zu erhaschen, bei dem modernste Pyrotechnik zum Einsatz kommt und enorme Mengen alkoholischer Getränke konsumiert werden.

Aber ihr müsst euch nicht in die Menschenmassen Tokios wagen, um ein Sommerfeuerwerksfestival mitzuerleben. Hunderte Städte in ganz Japan veranstalten ihre eigenen Shows, manche in viel kleinerem Maßstab, andere, wie Nagaoka in der Präfektur Niigata, sind ebenso beeindruckend wie die Veranstaltungen in Tokio, wenn nicht sogar noch beeindruckender.

Wenn ihr an einigen der unerträglichsten Sommertage eine süße, kühle Erleichterung braucht, könnt ihr immer in Innenräume gehen. Japan bietet viele Museen mit Exponaten zu fast jedem erdenklichen Thema: Museen für spielbare Musikinstrumente in Hamamatsu, das Cup-Noodle-Museum in Osaka oder zeitgenössische Architektur in Setouchi. Und ja, sogar Parasiten in Tokio, und das alles kostenlos.

Wenn ihr der Sommerhitze nicht entkommen könnt, könnt ihr zumindest das Beste daraus machen. Obwohl Japan-Besucher oft nur wenig darüber nachdenken, hat das Land einige hervorragende Strände zu bieten. Die meisten Menschen kennen die unberührte Küste von Okinawa oder die Strände zum Leute beobachten von Shonan, aber nur wenige kennen Japans verborgene Schätze wie den fast menschenleeren Takahama-Strand auf den Goto-Inseln in Nagasaki, den mit der Blue Flag ausgezeichneten Wakasawada-Strand in Fukui am Japanischen Meer oder den Shirahama-Strand in Wakayama, der an den Wakiki Beach auf Hawaii erinnert.

Daher, auch wenn ihr vielleicht eher davon absehen würdet, den Sommer in Japan zu verbringen, gibt es nicht nur schlechte Nachrichten. Wenn ihr das unangenehme Wetter ertragen könnt, bietet Japan dennoch einige einzigartige und erstaunliche Dinge, sowohl traditionelle als auch moderne. Denkt nur daran, gut für eure Reise zu packen; vielleicht wird eure Sommerreise nach Japan dann zu eine eurer Lieblingsreisen.

Übersetzung von Claudia Mitsubori.

Todd Fong

Todd Fong

Freelance writer, photographer, and mentor. Japan-based, Oaktown (Oakland, California) born. Freelance writing and photography work includes Lonely Planet, Voyapon, Metropolis Japan, and many regional tourism websites around Japan.

https://www.toddfong.com