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Jedes Mal, wenn ich mich mit Reisenden in Japan unterhalte, sind es immer zwei bemerkenswerte Dinge, die sie erwähnen: die unglaubliche Sauberkeit des Landes und die Fülle an Verkaufsautomaten. Man findet sie in jeder Ecke Japans, sei es in einer geschäftigen Stadt, an einem Strand, auf einem abgelegenen Bergpfad oder sogar inmitten der Schönheit der Natur. Seitdem ich nun selbst in Japan lebe und sie überall sehe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass Japan zweifellos das Land der Verkaufsautomaten ist.

Was für Arten von Verkaufsautomaten gibt es in Japan?

Die Geschichte der Verkaufsautomaten ist noch relativ jung, doch seit ihrer Einführung haben sie einen deutlichen Boom erlebt. Der erste japanische Verkaufsautomat wurde in den 1960er Jahren von Coca-Cola als Teil einer Marketingstrategie zur Förderung ihrer Produkte in Japan aufgestellt. Noch heute sind diese Automaten, die Kalt- und Heißgetränke anbieten, am weitesten verbreitet in Japan. Denn während Kaltgetränke in den meisten Automaten weltweit üblich sind, sind Automaten mit Heißgetränken seltener. In Japan kann man an solchen Automaten heißen Tee oder Kaffee kaufen, was sich besonders im Winter als praktisch erweist.

Verkaufsautomat in Kochi, Japan
Selbst in ländlichen Gegenden Japans ist einer dieser leuchtend roten Verkaufsautomaten nie weit entfernt.

Eine im Ausland weniger verbreitete Variante sind die in Japan existierenden Alkohol- und Tabakautomaten. Diese Automaten sind ausschließlich Erwachsenen vorbehalten, die vor dem Kauf ihr Alter mit einem Ausweis nachweisen müssen.

Obwohl es in Japan viele Getränkeautomaten gibt, ist ihre Zahl in den letzten Jahrzehnten leicht zurückgegangen, da 24-Stunden-Supermärlte immer präsenter werden. Stattdessen gibt es auf dem Markt nun vermehrt Automaten, die Lebensmittel anbieten. Während der Coronavirus-Pandemie erwiesen sich diese Automaten als besonders nützlich, da sie es den Menschen ermöglichten, Käufe zu tätigen, ohne in Kontakt mit anderen zu treten. Infolgedessen sind Ramen-, Gyoza-, Kuchen- und Eisautomaten in Japan immer beliebter geworden.

In Japan sind diese Automaten jedoch nicht nur auf Essen und Getränke beschränkt: Die japanische Gesellschaft nutzt Automaten auch für einige ungewöhnliche Zwecke. Eine weniger verbreitete Variante sind Automaten, die für Dinge wie Dating, bei denen man 1.000 Yen einwirft, um Informationen über einen potenziellen Datingpartner zu erhalten, Insekten und Überraschungstüten ausgelegt sind. Tatsächlich wurde 2022 ein Prototyp für einen Medikamentenautomaten entwickelt, der sich per Videoanruf mit einem Apotheker verbindet. Dass Japan bei den innovativsten und vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten dieser automatisierten Systeme führend ist, ist nicht verwunderlich.

Je nach Standort oder Zusammenarbeit, können japanische Verkaufsautomaten ebenfalls unterschiedliche Designs besitzen. In letzter Zeit sind japanweit vermehrt Automaten mit Pokémon- oder anderen Anime-Motiven zu finden.

Warum sind Automaten in Japan so beliebt?

Japan ist, nach den USA, das Land mit der zweitgrößten Anzahl an Verkaufsautomaten. Gemessen an der Bevölkerung und Landfläche zeigt sich jedoch, dass Japan weltweit der größte Markt für eben diese ist. Könnt ihr euch die Gründe dafür vorstellen?

Der erste Grund ist, dass japanische Automatenhersteller für die Produktion und Nachfüllung der Automaten selbst verantwortlich sind. Dadurch ist sichergestellt, dass die Automaten fast immer voll bestückt sind, was ihre Nutzung sehr bequem macht. Außerdem sind sie benutzerfreundlich und zuverlässig, und weisen nur selten Störungen auf. Ebenfalls akzeptieren die Automaten Bargeldzahlung in Form von Münzen und 1.000-Yen-Scheinen, sowie bargeldlose Zahlung mit Suica oder Pasmo.

Neben ihrer praktischen Anwendung sind die Automaten auch aufgrund der japanischen Lebensart so beliebt. Die meisten Menschen leben in städtischen Gebieten und die vielbeschäftigten Pendler, die die hervorragenden öffentlichen Verkehrsmittel dieser Städte nutzen, möchten ihre Zeit effektiv nutzen, insbesondere während der Hauptverkehrszeiten. So ermöglichen die Automaten es den Pendlern sich schnell einen Tee oder Kaffee zu kaufen, und passen daher perfekt zum schnelllebigen Lebensstil Japans.

Verkaufsautomaten spielen auch bei extremen Wetterbedingungen eine wichtige Rolle. Japan ist für seine kalten Winter und vor allem seine heißen Sommer bekannt. Die Automaten ermöglichen den Menschen so, während der kalten Jahreszeit sich mit heißen Getränken aufzuwärmen und während der heißen Monate mit kalten Getränken hydriert zu bleiben. Wenn wir an große Naturkatastrophen wie Erdbeben denken, wären sie ebenfalls von entscheidender Bedeutung: Einige der Automaten sind so programmiert, dass sie im Notfall kostenlose Getränke ausgeben.

Und schließlich ist Japans Ruf als eines der sichersten Länder der Welt ein weiterer Grund für die weitverbreitete Präsenz der Verkaufsautomaten. Das geringe Risiko von Diebstahl oder Vandalismus macht es möglich, viele davon an öffentlichen Orten oder sogar in ruhigen Gegenden aufzustellen.

Wie nennen Japaner die Verkaufsautomaten?

Wenn ihr in Japan nach einem dieser praktischen Automaten sucht, dann könnt ihr wie folgt fragen: „Jidohanbaiki wa arimasuka?“ (自動販売機はありますか). Das Kanji für die Verkaufsautomaten lautet 自動販売機, じどうはんばいき und wird als „jidohanbaiki“ ausgesprochen. Lasst euch von diesem Wort nicht einschüchtern, es geht euch einfacher über die Lippen, als es den Anschein machen mag. Das Wort selbst beschreibt buchstäblich, was der Automat macht: 自 bedeutet „selbst“, 動 bedeutet „bewegen“, 販/ 販売 bedeutet „verkaufen“ und 機 bedeutet „Maschine“.

Und selbst wenn ihr nun an einen abgelegenen Ort kommt und keinen Verkaufsautomaten finden könnt, dann wisst ihr jetzt, wie ihr danach zu fragen habt.

Nachdem wir nun all diese Aspekte und Besonderheiten über Verkaufsautomaten gelernt haben, solltet ihr sie bei eurer nächsten Japanreise unbedingt selbst ausprobieren und erleben. Wer weiß, was für einen Verkaufsautomaten ihr beim nächsten Mal finden werden?

Maria Peñascal

Maria Peñascal

When I was young, I kept dreaming of the Land of the Rising Sun. So, one day, I decided to move to Japan to experience the country firsthand. Currently, I live between Spain and Japan, and I'm willing to share its culture through my writing and photography.