Wenn ihr Freunde oder Verwandte in Japan habt, habt ihr vielleicht schon einmal versucht, einen Brief oder ein Paket ins Ausland zu schicken. Daher wisst ihr vielleicht, dass Postdienste bei falsch geschriebenen Adressen empfindlich sein können. Außerdem hängt die Qualität der Dienstleistung von mehreren Faktoren ab: Grenzregeln, Jahreszeit und den Besonderheiten jedes Landes. Seit ich Frankreich verlassen habe, um in Japan zu leben, sind bereits mehrere Jahre ins Land gezogen und ich habe oft Briefe und Päckchen mit meinen Verwandten ausgetauscht. Und jedes Mal stellte sich dabei die gleiche Frage: Wie schreibe ich eine japanische Adresse richtig? Diese Frage versuche ich euch hier zu beantworten, während ich meine Tipps mit euch teile.
Sollte ich die Adresse in Japanisch oder Romaji schreiben?
„Romaji“ ist die Transkription japanischer Schriftzeichen im lateinischen Alphabet. Beispielsweise würde 東京 zu „Tokyo“ und 大阪 zu „Osaka“ werden. Es ist also beides möglich. Aber für meine Großeltern, die nie irgendwo in Asien waren, ist es beispielsweise nicht so einfach zu verstehen.
Welche dieser beiden Varianten ist jedoch am besten geeignet? Wir haben beides mit meiner Familie getestet: Ich schickte ihnen meine Adresse in Kanji über das Internet, damit sie diese ausdrucken, auf den Umschlag kleben und aus Frankreich verschicken konnten, und Überraschung: Mehr als sechs Monate später kam der Brief zurück mit dem Hinweis „Adressfehler“. Tatsächlich hatte er Frankreich also nie verlassen und da der Name des Landes in Kanji geschrieben war, wussten die französischen Postdienste nicht, was sie damit machen oder in welches Land sie den Brief schicken sollten.
Als meine Familie meine Adresse hingegen direkt mit „Japan“ markierte, konnte der Brief Frankreich problemlos verlassen und Japan erreichen. Doch anstatt ihn einfach in meinem Briefkasten zugestellt zu bekommen, erhielt ich vom Postboten eine Zustellungsbenachrichtigung, in der er mich aufforderte, zum nächstgelegenen Postamt zu gehen, um den wertvollen Brief abzuholen. Mit meinem Ausweis und dem Lieferschein bewaffnet, fragte mich der Postbote verlegen, ob da kein Fehler vorliege. Durch dieses kleine Experiment wurde mir klar, dass der Brief, auch wenn er irgendwann nach Japan gelangen könnte, den Postzustellern Schwierigkeiten bereiten könnte. Daher würde ich empfehlen, beide Varianten zu schreiben. Ihr könnt die Adresse auf Japanisch und die Transkription auf Romaji ausdrucken – und dann sollten alle glücklich sein!
Wie schreibt man eine japanische Adresse korrekt auf einen Brief oder ein Paket?
Um keine vertraulichen Informationen preiszugeben, verwende ich die Adresse des Tokyo Tower.
Stellen wir uns also einfach vor, dass ich auf dem Dach dieser großartigen roten Eisendame von Tokio wohne und schauen uns an, wie ich meine neue Adresse richtig schreibe.
Wie liest man japanische Postinformationen
Bevor wir fortfahren, sehen wir uns einige Kanji und Vokabeln an, die in japanischen Adressen verwendet werden. In Japan beginnt die Adresse immer mit der Postleitzahl und geht dann von der größten zur spezifischsten Information, wie unten gezeigt:
- Die japanische Postleitzahl
- 〒 (郵便記号, yubin kigo) ist das Postleitzahlenkürzel, das häufig zur Angabe einer Postleitzahl verwendet wird. Es wurde 1968 eingeführt und wurde vom Katakana テ (te) aus dem Wort teishin (逓信, Kommunikation) inspiriert. Ihr werdet es überall in Japan sehen: auf Briefkästen, auf Umschlägen, auf Postzustellwagen usw. Es handelt sich um die erste Information, die zu einer japanischen Adresse ausgefüllt wird. Also schreiben wir dieses kleine Zeichen, gefolgt von einer drei- und vierstelligen Postleitzahl, getrennt durch einen Bindestrich.
- z. B. 〒105-0011 (Postleitzahl 105-0011)
- 〒 (郵便記号, yubin kigo) ist das Postleitzahlenkürzel, das häufig zur Angabe einer Postleitzahl verwendet wird. Es wurde 1968 eingeführt und wurde vom Katakana テ (te) aus dem Wort teishin (逓信, Kommunikation) inspiriert. Ihr werdet es überall in Japan sehen: auf Briefkästen, auf Umschlägen, auf Postzustellwagen usw. Es handelt sich um die erste Information, die zu einer japanischen Adresse ausgefüllt wird. Also schreiben wir dieses kleine Zeichen, gefolgt von einer drei- und vierstelligen Postleitzahl, getrennt durch einen Bindestrich.
- Die Präfektur
- 県 (ken) ist eine Präfektur. Es ist (mit einigen Ausnahmen) das am häufigsten verwendete Wort für Präfekturen in Japan.
- z. B. 広島県 (Hiroshima-ken, Hiroshima Präfektur)
- 府 (fu) ist eine sogenannte „städtische“ Präfektur wie Osaka oder Kyoto.
- z. B. 大坂府 (Osaka-fu, Osaka Präfektur)
- 都 (to) ist eine Metropole. Es wird insbesondere für die Stadt Tokio verwendet und ersetzt sowohl den Präfektur- als auch den Stadtnamen.
- z. B. 東京都 (Tokyo-to, die Stadt Tokio)
- 道 (do) wird ausschließlich für die Präfektur Hokkaido genutzt.
- z. B. 北海道 (Hokkaido, Hokkaido Präfektur)
- 県 (ken) ist eine Präfektur. Es ist (mit einigen Ausnahmen) das am häufigsten verwendete Wort für Präfekturen in Japan.
- Die Stadt
- 市 (shi) wird bei einer Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern verwendet.
- z. B. 奈良市 (Nara-shi, die Stadt Nara)
- 郡 (gun) ist ein Kreis, der in der Regel weniger als 50.000 Einwohner umfasst.
- z. B. 群馬郡 (Gunma-gun, der Kreis Gunma)
- 町 (machi oder cho) wird für Städte/Gemeinden mit einer geringeren Bevölkerung als ein Kreis (郡 gun) verwendet.
- z. B. 宇治田原町 (Ujitawara-cho, die Gemeinde Ujitawara)
- 村 (son or mura) wird für Dörfer verwendet. Es ist der kleineste Gemeindetyp in Japan.
- z. B. 柳河村 (Yamagawa-son, das Dorf Yamagawa)
- 市 (shi) wird bei einer Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern verwendet.
- Der Bezirk
- 区 (ku) wird für Bezirke in sehr großen Städten verwendet, vergleichbar mit den Arrondissements von Paris, und bezieht sich meist auf die 23 Bezirke von Tokio.
- z. B. 渋谷区 (Shibuya-ku, der Bezirk Shibuya)
- 区 (ku) wird für Bezirke in sehr großen Städten verwendet, vergleichbar mit den Arrondissements von Paris, und bezieht sich meist auf die 23 Bezirke von Tokio.
- Das Viertel
- 丁目 (chome) wird für ein Viertel genutzt. Oft wird diesem eine Zahl vorangestellt. Beachtet, dass es in Japan keine Straßennamen gibt, sondern stattdessen Nummern verwendet werden.
- z. B. 四丁目 (Yon-chome, das vierte Viertel)
- 丁目 (chome) wird für ein Viertel genutzt. Oft wird diesem eine Zahl vorangestellt. Beachtet, dass es in Japan keine Straßennamen gibt, sondern stattdessen Nummern verwendet werden.
- Der Block
- 番地 (banchi) ist ein Block mit mehreren Gebäuden. Auch ihm wird eine Zahl vorangestellt.
- z. B. 二番地 (Ni-banchi, Block Nummer 2)
- 番地 (banchi) ist ein Block mit mehreren Gebäuden. Auch ihm wird eine Zahl vorangestellt.
- Die Nummer
- 号 (go) bedeutet „Nummer“ und bezieht sich auf eine Zimmer- oder Apartmentnummer innerhalb eines Gebäudes.
- z. B. 203号 (Zimmer- / Apartmentnummer 203)
- 号 (go) bedeutet „Nummer“ und bezieht sich auf eine Zimmer- oder Apartmentnummer innerhalb eines Gebäudes.
Bis hierhin ist alles klar, oder? Nachdem wir nun die verschiedenen Begriffe kennen, die in japanischen Adressen verwendet werden, sehen wir uns nun an, wie man sie miteinander kombiniert.
Wie man eine japanische Adresse in Kanji schreibt
Wie die Teile eines Puzzles ergeben die oben genannten Kanji zusammengefügt eine Adresse auf Japanisch. Sehen wir uns gemeinsam die japanische Version der Adresse meines neuen Zuhauses (Tokyo Tower) an:
- 〒105-0011 東京都 港区 芝公園四丁目 2番地 8号 東京タワー
Im Gegensatz zu westlichen Adressen, gehen japanische Adressen vom allgemeinsten zum spezifischsten Element und funktionieren immer in dieser Reihenfolge: Postleitzahl (105-0011), Präfektur, Stadt oder Metropole (東京都 Tokyo-to), Bezirk (港区 Minato-ku), Viertel (芝公園 四丁目 Shibakoen Yon-chome), Blocknummer (2番地 Ni-banchi) und Gebäudenummer (8号 Hachi-go). Dann könnt ihr den Namen des Wohnsitzes (falls vorhanden) sowie den Namen des Empfängers (東京タワー Tokyo Tower) schreiben.
Wie man eine japanische Adresse in Romaji schreibt
Wenn wir uns im Vergleich die von Google auf Deutsch angegebene Adresse des Tokyo Tower ansehen, können wir feststellen, dass die Reihenfolge völlig umgekehrt ist und wir mit der spezifischsten Angabe beginnen und uns zur größten durcharbeiten:
- Tokyo Tower, 4 Chome-2-8 Shibakoen, Minato, Tokyo 105-0011
Hier beginnt die Adresse mit dem Namen des Wohnsitzes (Tokyo Tower), den Block-, Gebäude- und Viertelnummern (4 Chome 2-8), dann dem Namen des Viertels (Shibakoen), dann des Bezirks (Minato) und dann der Stadt oder Metropole (Tokio) und schließlich die Postleitzahl (105-0011).
Obwohl die deutsche Version einfacher wirkt, kann sie für japanische Briefträger auch schwieriger zu verstehen sein, da sie eine völlig andere Reihenfolge als das Original besitzt.
Sollte ich Kanji oder Romaji wählen?
Ich schreibe oft beides hintereinander und erwähne dabei „JAPAN“ in Großbuchstaben, um sicherzustellen, dass der Brief nicht verloren geht.
- 〒105-0011 東京都港区芝公園四丁目2番8号 東京タワー
- Tokyo Tower, 4 Chome-2-8 Shibakoen, Minato, Tokio 105-0011, JAPAN
Diese Anordnung hat bei mir immer funktioniert, daher empfehle ich euch, direkt beim Empfänger nach der Romaji-Transkription zu fragen, um keine Fehler zu machen. Dann müsst ihr sie nur noch ausdrucken (oder von Hand schreiben, wenn ihr euch wie ein Kalligraph fühlen wollt), und damit ist es geschafft! Ihr könnt auch entscheiden, ob ihr die Adresse lieber horizontal oder vertikal schreiben möchtet (Japaner verwenden beides).
Sollte ich die Adresse per Hand schreiben?
Ihr könnt versuchen, die Adresse in Kanji von Hand abzuschreiben und euch so für einen Moment in die Lage eines großen Kalligraphen versetzen. Auch wenn eure Kanji nicht perfekt sind, ist das Wichtigste, dass sie lesbar sind, damit euer Brief an seinem Bestimmungsort ankommt
Ihr solltet jedoch wissen, dass das Schreiben der Adresse von Hand nicht zwingend erforderlich ist und ein einfacher Ausdruck ebenfalls funktioniert. Einfach direkt auf den Umschlag kleben und fertig! Meinen Großeltern, die Schwierigkeiten haben, das japanische Adressierungssystem zu verstehen, habe ich mehrere Kopien meiner Adresse in Kanji und Romaji zugesandt, die sie nur direkt auf den Umschlag kleben mussten. Einfach und effizient!
Falls ihr ein Päckchen oder ein Paket nach Japan verschicken möchtet, dann solltet ihr auf das Online-Frankierungssystem der Deutschen Post zurückgreifen, hier gebt ihr beim Absender eure eigene Adresse und beim Empfänger (auf der rechten Seite) die japanische Adresse an. Zusätzlich dazu, füllt ihr online eine Zollinhaltserklärung aus. Dieses System gilt seit dem 1. Januar 2021 – aber keine Sorge: Auch per Hand ausgefüllte Paketmarken erreichen ihr Ziel.
Tipps und Tricks von einem in Japan lebenden Auswanderer
Bevor ich diesen Artikel abschließe, möchte ich euch einige Tipps und Tricks mitteilen, die ich mir während meines dreijährigen Aufenthalts in Japan angeeignet habe. Einige Dinge mögen euch offensichtlich erscheinen, andere jedoch möglicherweise nicht. Erhöhen wir also eure Chancen, dass euer wertvolles Paket oder euer wertvoller Brief an seinem Bestimmungsort ankommt. Es spielt dabei keine Rolle, ob ihr euren Brief aus eurem Land oder aus Japan versendet; die folgenden Ratschläge gelten für beide:
- Tipp #1: Werft eure Briefe/Pakete nicht direkt in den Briefkasten. Geht zum Schalter, um sicherzustellen, dass ihr den richtigen Preis gewählt habt und die richtigen Dokumente ausgefüllt sind.
- Tipp #2: Schreibt immer die Absenderadresse (eure) auf die Rückseite des Umschlags. Wenn es ein Problem gibt, wird der Brief an euch zurückgeschickt und ihr könnt versuchen, ihn erneut zu senden. Das ist besser, als noch einmal von vorne zu beginnen.
- Tipp #3: Das Zielland sollte in der Sprache des Absenderlandes und/oder auf Englisch angegeben werden. Ich empfehle euch, es in Großbuchstaben und auf Englisch zu schreiben. Dadurch ist es unwahrscheinlicher, dass euer Brief unterwegs verloren geht. Einmal schickten mir meine Eltern einen Brief von Frankreich nach Japan, und der ging durch … Argentinien! Mysteriös… Wie auch immer, sie hatten „JAPAN“ auf den Brief geschrieben und er erreichte endlich sein Ziel. Unterwegs machte er nur Urlaub.
- Tipp #4: Wenn ihr ein Paket verschickt, schreibt die Adresse deutlich auf das Paket und in die Innenseite! Stellt euch die Reise vor, die dieses kleine Paket zurücklegen wird: Es wird Meere und Ozeane überqueren, dem Wetter trotzen… Das Etikett des Empfängers könnte sich lösen, in diesem Fall öffnet der Postdienst das Paket und versucht, eine Adresse zu finden. Wenn keine Adresse gefunden werden kann, wird das Paket an den Fundort weitergeleitet und ihr werdet es wahrscheinlich nie wieder sehen.
Die Darstellung des japanischen Adresssystems scheint sich von westlichen Standards für Postadressen zu unterscheiden: Straßennamen werden durch Zahlen ersetzt und die Reihenfolge ist im Vergleich zum Westen umgekehrt. Aber mit ein paar kleinen Tricks und einem Grundverständnis für das Lesen japanischer Adressen, sind diese jedoch nicht so unterschiedlich, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Und jetzt, da japanische Adressen keine Geheimnisse mehr für euch sind, habt ihr alle Schlüssel in der Hand, um Briefe oder Pakete an eure Freunde in Japan zu senden!
Übersetzung von Claudia.