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Viele denken bei Tokio zuerst an die überfüllten Straßen voller Neonlichter in Shibuya oder Shinjuku, an die Anime-Figurenläden und Spielecenter in jeder Ecke von Akihabara, an die traditionellen Gebäude rund um Asakusa oder an die hohen Wolkenkratzer und Luxusgeschäfte in Ginza.

Aber trotz der langen Zeit, die ich nun schon in Tokio lebe, entdecke ich auch heute noch neue Orte und versteckte Schätze. Zu meinen Lieblingsorten in Tokio gehören zweifelsohne die Shitamachi (下町) genannten Viertel. Der Begriff Shitamachi“ bedeutet „untere Stadt“ und beschreibt Gegenden mit kleinen geschichtsträchtigen Einblicken, wodurch Besucher noch immer das traditionelle Japan erleben können.

Der Jindaiji-Tempel (深大寺) und die Umgebung sind großartige Beispiele für Shitamachi, wo man rund um den zweitältesten buddhistischen Tempel in Tokio durch Geschichte und Natur schlendern kann.

Jindaiji-Tempel: Der zweitälteste Tempel in Tokio

Der Jindaiji-Tempel befindet sich in der Stadt Chofu, weniger als eine Stunde von Shibuya und Shinjuku entfernt. Er ist eine gute Option für einen Besuch des Ghibli-Museums, da man mit dem Bus bis ganz in die Nähe des Museumseingangs zum Jindaiji fahren kann.

Der Jindaiji ist ein buddhistischer Tempel, der im Jahr 733 gegründet wurde und nach dem Sensoji in Asakusa der zweitälteste buddhistische Tempel in Tokio ist. Aber die Atmosphäre und die Umgebung dieser beiden Tempel sind völlig unterschiedlich. Während der Sensoji im urbanen Herzen des touristischen Asakusa-Viertels liegt, befindet sich der Jindaiji-Tempel inmitten von Natur, traditionellen Soba-Restaurants und einem botanischen Garten. Er ist bei den Einheimischen auch als Tempel bekannt, in dem man für Erfolg in Liebesbeziehungen und Ehen betet.

Hauptgebäude des Jindaiji-Tempels

Der Name dieses Tempels stammt von der Gottheit Jinja Daio, und es gibt eine Legende über seinen Ursprung: Es heißt, dass sich ein Junge namens Fukuma in ein Mädchen aus einer reichen und mächtigen Familie verliebte. Ihre Eltern waren jedoch gegen die Beziehung und schickten sie weg, um auf einer kleinen Insel inmitten eines großen Sees zu leben.

Fukuma betete zum Gott Jinja Daio, ihm zu helfen, das Mädchen zurückzubekommen, bis eines Tages eine geheimnisvolle Schildkröte erschien und ihn zu der Insel im See führte. Als die Familie des Mädchens sah, dass Fukuma unter göttlichem Schutz stand, änderte sie ihre Meinung und erlaubte den beiden zu heiraten.

Das Paar bekam einen Sohn mit dem Namen Manko Shonin. Dieser gründete den Jindaiji-Tempel, um den Wunsch seines Vaters zu erfüllen und dem Gott Jinja Daio für alles zu danken, was er für ihn getan hatte.

Aber das Jindaiji-Gebiet ist nicht nur wegen des Tempels attraktiv, sondern auch wegen seiner Umgebung, die uns das Gefühl gibt, in einem kleinen Kyoto zu sein. Es ist auch berühmt für seine Soba-Nudeln, und es gibt mehrere traditionelle Restaurants, in denen man dieses beliebte Gericht der japanischen Küche genießen kann.

Probiere die lokalen Soba-Nudeln und das Essen der Straßenstände

Wenn ich das Viertel besuche, esse ich normalerweise im Yusui (湧水), einem der beliebtesten Soba-Restaurants in Jindaiji. Dieses Restaurant erstreckt sich über zwei Etagen und ist in Stil und Atmosphäre sehr traditionell. Neben den Tischen und Stühlen im westlichen Stil, gibt es auch traditionelle niedrige Tische mit Kissen mit denen man auf dem Boden sitzt.

Menschen, die an den niedrigen Tischen im Yusui-Restaurant sitzen 

Die Yusui-Speisekarte bietet viele Soba-Nudelvarianten. Es gibt sowohl kalte als auch heiße Soba, und es gibt viele Arten von Toppings. Ich habe das kalte Soba-Set mit Garnelen und Gemüsetempura bestellt.

Zu den kalten Soba wird normalerweise Tsuyu-Sauce serviert, die aus Dashi-Suppenbrühe und einer Mischung aus Sojasauce, Mirin (Reiswein) und Zucker besteht. Für einen extra köstlichen Bissen, tauche die Nudeln direkt vor dem Verzehr in Tsuyu ein. Lecker!

Ein kaltes Soba-Set in Japan.

Zusätzlich zu den Soba und Tsuyu erhält man eine kleine Teekanne mit Sobayu, dem Wasser, in dem die Soba gekocht wurden, welches einen leichten, etwas süßen und erdigen Geschmack hat. Wenn man mit den Nudeln fertig ist, gießt man das Sobayu in das Tsuyu und vermischt es mit seinen Stäbchen. Das Ergebnis ist eine sehr reichhaltige und geschmacksintensive Brühe, die man am Ende der Mahlzeit trinken kann.

Bestelle zum Nachtisch typisch japanische Süßigkeiten aus Reis und süßer Bohnenpaste und eine Tasse heißen grünen Tee, die du gratis dazu bekommst, um die Mahlzeit perfekt abzurunden.

Japanische Süßigkeiten aus Reis und eine Tasse grüner Tee

Rund um den Jindaiji gibt es auch mehrere traditionelle Cafés, in denen man Kaffee oder Tee trinken kann, sowie kleine Essensstände, an denen man Streetfood und japanische Süßigkeiten kaufen kann.

Straße mit traditionellen Gebäuden in Jindaiji.

Töpfere in Jindaiji dein eigenes Souvenir aus Ton

Unter den vielen attraktiven Souvenirläden, empfehle ich die Töpferwerkstatt Mushashiya Jindaiji-Gama, in der du ein Töpfererlebnis genießen und ein einzigartiges Meisterwerk herstellen kannst. Es werden drei verschiedene Kurse angeboten:

  • Der einfachste und schnellste ist „Rakuyaki“, bei dem man ein unglasiertes Stück Keramik aus mehr als 100 Arten auswählt, es bemalt und zwanzig Minuten wartet, bis es gebrannt ist.
  • Die zweite Option ist „Honyaki“, die der ersten Option ähnelt, bei der das Stück jedoch mit einer klaren Glasur versehen und etwa 16 Stunden lang in einem Elektroofen gebrannt wird, bevor es dir später geliefert wird.
  • Als dritte Möglichkeit gibt es „Tebineri“, bei der du dein Werk durch Kneten von Ton und Formen von Hand selbst herstellen kannst. Das Brennen dauert etwa einen Monat, aber der Versand ist innerhalb Japans überallhin möglich.
Farben und Pinsel in der Töpferwerkstatt von Jindaiji

Die Preise variieren je nach Kurs, aber es ist ein großartiges Erlebnis, sich mit einem einzigartigen und handgefertigten Souvenir an seinen Besuch im Jindaiji zu erinnern. Es werden auch viele handgefertigte Keramiken wie Tassen, Gläser, Teller, Stäbchenhalter und andere Dekorationen im japanischen Stil verkauft.

Triff die niedlichen Yokai-Monster im GeGeGe no Kitaro Laden und Café

Ein weiterer besonderer Ort in der Gegend ist Kitaro Chaya, ein Themenladen und -café, das auf dem berühmten Yokai-Manga „GeGeGe no Kitaro“ basiert. Der Laden ist mit den Hauptfiguren des Mangas dekoriert – den Yokai, den geisterhaften Wesen der japanischen Folklore.

Ich empfehle diesen Laden selbst dann zu besuchen, wenn man den Manga nicht kennt, denn er ist interessant und macht Spaß. Im zweiten Stock gibt es eine kleine Ausstellung von Yokai-Gemälden und anderen Gegenständen, die damit in Zusammenhang stehen, sowie ein Café, in dem man themenbezogene Süßigkeiten und saisonal begrenzte Menüs probieren kann.

Weitere Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in der Umgebung des Jindaiji-Tempels

In der Umgebung des Jindaiji-Tempels gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten, die sich für einen Tagesausflug eignen. Hier sind einige meiner anderen Lieblingsorte, die man gesehen haben sollte:

Jindaiji-Tierfriedhof: Der größte Haustierfriedhof in Tokio

Der Jindaiji-Tierfriedhof ist der größte Haustierfriedhof in Tokio. Haustierbesitzer können ein kleines Regal mieten, um einen Altar zu errichten und Bilder ihres Haustieres, die Asche oder das Amulette des Tieres, Blumen und sogar Dosen mit Futter und Lieblingsspielzeug aufzustellen.

Botanischer Garten Jindai: Saisonale Blumen in Tokio

Neben dem Jindaiji-Tempel befindet sich der Jindai Botanical Garden, der von der Stadtverwaltung von Tokio betrieben wird. Mehr als 100.000 Pflanzen- und Baumarten verwandeln sich dort im Laufe der Jahreszeiten. Berühmt ist er für den größten Rosengarten in Tokio, in dem Mitte Oktober mehr als 5.000 Rosen blühen. Außerdem kann man hier einheimische Pflaumenbäume, Kirschbäume, Glyzinien im Frühling, Azaleen und Pfingstrosen im Sommer sowie exotische tropische und subtropische Pflanzen das ganze Jahr über bewundern.

Onsen Yumori no Sato: Eine heiße Quelle mitten in Tokio

Hier kannst du heiße Quellen erleben, ohne aus Tokio herausfahren zu müssen. Es ist nur sieben Gehminuten vom Jindaiji-Tempel entfernt, und die Atmosphäre ist außergewöhnlich und traditionell. Es gibt insgesamt neun verschiedene Arten von Bädern, eine Sauna und ein Restaurant. Das Onsen-Erlebnis besteht aus drei verschiedenen Bereichen, einem Innen- und zwei Außenbereichen, und das Wasser ist dunkel, fast schwarz, ein Phänomen, das es nur in Tokio gibt.

Anreise zum Jindaiji-Tempel

Der bequemste Weg zum Jindaiji-Tempel ist mit dem Bus von den Bahnhöfen Chofu, Tsusujigaoka, Mitaka und Kichijoji.

Ich empfehle, den Bus von Kichijoji aus zu nehmen, da es sich um einen JR-Bahnhof handelt, der mit dem JR-Pass genutzt werden kann. Allerdings ist das Busticket nach Jindaiji nicht im Pass enthalten.

Die Bushaltestelle nach Jindaiji befindet sich am Eingang des Don Quijote-Geschäfts am Südausgang des Bahnhofs Kichijoji auf dem Bahnsteig Nummer 6. Man kann die Busse 04, 06 oder 14 nehmen, und je nach gewähltem Bus, muss man an verschiedenen Haltestellen aussteigen. Nimmt man zum Beispiel die 04, so steigt man an der Haltestelle Jindaiji (深大寺) aus. Nimmt man die 06, steigt man an der Haltestelle Jindaiji Iriguchi (深大寺入口) aus, die sieben Gehminuten vom Tempel entfernt ist. Wenn man die Linie 14 nimmst, steigt man an der Haltestelle Jindaiji Shogakkomae (神大小学校前) aus.

Außerdem führt die Route dieser drei Busse auch am Ghibli-Museum vorbei, so dass ein Besuch sowohl des Jindaiji als auch des Ghilbi-Museums ein einfacher Tagesausflug ist. (Die Bushaltestelle befindet sich drei Gehminuten vom Museum entfernt und heißt Myojo Gakuen Iriguchi (明星学園入口)).

Übersetzung von Johanna.

Lucia Tsujiguchi

Lucia Tsujiguchi

Llegué de Madrid a Tokio en 2017 con dos maletas repletas de sueños por cumplir y una mochila llena de miedos que vencer. Siempre con mi cámara, que me acompaña en cada uno de mis viajes y aventuras. Quiero narrar la verdadera esencia de este país, el Japón que se oculta en la rutina diaria, en los supermercados locales llenos de abuelas japonesas, en los restaurantes sin menú en inglés, en los tesoros escondidos en las zonas rurales, en las pequeñas cosas de las que apenas nos percatamos en nuestro día a día.

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