Zu sagen, dass Japan ein höfliches Land und Japanisch eine höfliche Sprache sei, ist eine wahre Untertreibung. Wir wagen zu behaupten, dass die Nation weltweit die meisten Etiketten besitzt! Begrüßungen auf Japanisch gehen weit über „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“, mit Verbeugungen wie man sie im TV sieht, hinaus. Alles in allem ist es also wichtig zu wissen, wie ihr auf Japanisch richtig „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ sagt.
Die japanische Etikette, mit ihren verschiedenen Respektsstufen, wird durch die Wahl der Höflichkeitsform ausgedrückt, auch Keigo (敬語) genannt, wie viele – besonders Japanisch-Lernende – vielleicht bereits wissen. Es ist eine unheimlich komplizierte Sache, selbst für Muttersprachler. Ausländer können entschuldigt werden, aber ihr werdet auf jeden Fall die Gelegenheit bekommen, euch auszuprobieren! Ebenso wird Etikette aber auch durch die Körpersprache ausgedrückt, wie durch das gerade Verbeugen, das verschiedene Stufen des Respekts, je nach Winkel, ausdrückt.
Einfache Begrüßungen auf Japanisch, die Höflichkeit und Respekt adäquat darstellen können, ohne dabei protzig zu wirken, können euch helfen, euren Aufenthalt in Japan angenehmer zu gestalten. Bücher und Websites, die das Thema Keigo behandeln, gibt es in Hülle und Fülle, daher werden wir hier nicht auf Details eingehen oder auf Dinge, die zu übertrieben oder zu verwirrend sind.
Wie man Begrüßungen auf Japanisch nutzt
Wie in vielen anderen Sprachen, hängt die Begrüßung von der Tageszeit und der Höflichkeitsform ab.
Konnichiwa (こんにちは)
Dieses Wort bedeutet „Guten Tag“ und ist wohl der mit Abstand am häufigsten verwendete Satz, um sich gegenseitig zu begrüßen. Verwendet es, als wenn es kostenlose wäre (was es ja auch ist!), für jeden, mit dem ihr in Kontakt steht. Ihr könnt es morgens, ebenso wie nachmittags verwenden.
Konnichiwa wird von einem längeren Satz abgeleitet: 今日はご機嫌いかがですか (konnichi wa gokigen igaka desu ka), was so viel bedeutet wie: „Wie fühlen Sie sich heute?“. Deshalb endet こんにちは (Konnichiwa) auch mit einem は (ha) statt わ (wa), da es aus dem verbindenden Partikel besteht, das aus dem längeren, oben genannten Satz stammt.
Ohayou (おはよう)
„Ohayou“ wird verwendet, um morgens „Hallo“ zu sagen. Ohayou ist die informelle Art, um Freunde oder Familie anzusprechen, während „Ohayou gozaimasu“ (おはようございます) die formelle Variante darstellt. Obwohl es selten verwendet wird, ist das Kanji folgendes: 御早う. Das erste Kanji ist ein Ehrenpräfix und das zweite Kanji bedeutet „früh“.
Konbanwa (こんばんは)
Wenn es Abend wird, könnt ihr anstelle von Konnichiwa, zu Konbanwa (こんばんは) wechseln. Es hat einen ähnlichen Aufbau wie das „Guten Morgen“ auf Japanisch und wird auch mit einem abschließenden は statt einem わ geschrieben. Dieses Wort bedeutet wörtlich „heute Nacht“ und auch in diesem Fall wird das Kanji 今晩は selten verwendet.
Genki desu ka? (元気ですか)
Zusammen mit den vorherigen Begrüßungen auf Japanisch, könnt ihr „Genki desu ka“ (元気ですか) verwenden, um die Frage „Wie geht es Ihnen?“ zu stellen. Wenn euch jemand diese Frage stellt, könnt ihr mit „Genki desu“ (Mir geht es gut) antworten, gefolgt von derselben Frage. In einem informelleren Kontext könnt ihr lediglich „Genki?“ sagen und wenn ihr das formelle Japanisch verwenden möchtet, fügt einfach ein „O“ am Satzanfang hinzu: Ogenki desu ka (お元気ですか). Auch diesen Satz könnt ihr den ganzen Tag über verwenden.
Wie man „Auf Wiedersehen“ auf Japanisch sagt
Es gibt verschiedene Arten sich von jemandem zu verabschieden, abhängig von eurem Status, der Beziehung, wie ihr zu dieser Person steht und ob ihr euch noch einmal wiedersehen werdet.
Sayonara (さようなら)
Sayonara (さようなら, Sayōnara) ist nach “Konnichiwa” eines der bekanntesten japanischen Wörter. Aber ehrlich gesagt, würden ich behaupten, dass dieses Wort weit weniger häufig verwendet wird, als einige andere der unten aufgelisteten Verabschiedungen. Denn die meisten Verabschiedungen, die wir nun vorstellen, sind nicht ganz so formell.
Sayonara auf Japanisch impliziert einen langfristigen Abschied, zum Beispiel wenn jemand auf Reisen geht, das Land verlässt oder weiß, dass er die Person eine Weile nicht wiedersehen wird. Wenn ihr also dieses Wort verwendet, kann es so interpretiert werden, dass ihr die angesprochene Person für eine lange Zeit nicht mehr sehen werdet. Um Verwirrung zu vermeiden, verwendet also die einfache Variante bai-bai (バ イ バ イ). Und ja, es kommt von dem Englischen „Bye-bye“.
“Oyasuminasai (おやすみなさい)
Dieser Satz wird vor dem Schlafengehen verwendet und bedeutet „Gute Nacht“. Umgangssprachlich könnt ihr ebenfalls „Oyasumi“ (おやすみ) sagen. Im Gegensatz zum Deutschen, wo wir bei mehreren Gelegenheiten „Gute Nacht“ sagen können, ist es wichtig zu wissen, dass „Oyasumi“ im Japanischen nur beim Zubettgehen gesagt wird. „Yasumi“ (休み) bedeutet auf Japanisch „ausruhen“, daher wäre die wortwörtliche Übersetzung „ausruhen“.
Shitsurei shimasu (失礼します)
Locker übersetzt bedeutet es “Bitte entschuldige (dass ich gehe)”. „Shitsurei shimasu“ ist eine formelle Verabschiedung, die für Höhergestellte oder Respektspersonen verwendet wird, wie zum Beispiel bei Lehrern oder Ärzten. Ihr werdet sie aber auch von Leuten hören, die mit Kunden kommunizieren oder am Telefon, bevor man auflegt.
Otsukare sama / Otsukare (お疲れ様/お疲れ)
„Otsukare sama“ oder „Otsukare“ (お疲れ様/お疲れ) bedeutet nicht unbedingt „Auf Wiedersehen“, es kann verwendet werden, wenn man sich am Arbeitsplatz entschuldigt, um zu gehen oder gegenüber jemanden, der einem einen Gefallen getan hat. „Otsukaresama“ wird in Japan häufig verwendet und ich glaube, dass es ein guter Weg ist, um bei einer zwanglosen Gelegenheit Dankbarkeit zu zeigen und es gilt als „Zauberwort für alles!“.
Weitere Arten, um „Auf Wiedersehen“ auf Japanisch zu sagen
Mata ne (またね)
“Wir sehen uns” oder “Bis zum nächsten Mal”, ähnlich wie bei “À bientôt” im Französischen. Ihr könnt verschiedene Endungen hinzufügen, um den Zeitpunkt zu spezifizieren, wann ihr die Person wiedersehen möchtet. Zum Beispiel, “Mata ashita ne” für „Bis morgen“, oder “Mata raishuu” für nächste Woche. Das “ne” am Ende hilft diesem Ausdruck nur, hat aber keine tiefergehende Bedeutung.
Ja / Ja ne (じゃあ/じゃあね)
Es bedeutet so viel wie “Also dann”, was einem sehr lässigen „Bye“ gleicht. Es wird im Allgemeinen zwischen guten Freunden und der Familie genutzt. Manchmal werdet ihr es aber auch in der Form “Ja mata ne” hören, was so viel bedeutet wie: “Also dann, bye!”
Genki de / Genki de ne (元気で/元気でね)
“Bleib gesund” oder “Pass auf dich auf”. Es ist das selbe “genki”, wie von der Frage “Ogenki desu ka?”.
Die klassische japanische Verbeugung
Wie oben bereits erwähnt, gehört die Verbeugung zur japanischen Etikette und ist abhängig vom Kontext. Im Allgemeinen kann man sagen, je länger und tiefer eure Verbeugung ist, desto respektvoller erscheint sie. Aber keine Sorge, außer wenn ihr euch vor eurem Chef oder einer anderen Respektsperson verbeugt, wäre eine leichte Verbeugung mit gesenktem Kopf für ein paar Sekunden mehr als ausreichend.
Es ist nicht ungewöhnlich, sich vor Fremden zu verbeugen und diese gleichzeitig zu begrüßen. Mit anderen Worten, sich leicht zu verbeugen oder den Kopf zu senken, auf wen auch immer ihr trefft, hinterlässt einen guten Eindruck, also seid nicht schüchtern!
Das war zwar jetzt nur eine sehr kurze Einführung in die japanischen Höflichkeitsregeln und Begrüßungen auf Japanisch, an die ihr denken solltet, wenn ihr in Japan seid, aber in unseren Artikeln, „Wie man ‚Ich liebe dich‘ auf Japanisch sagt“ und „Wie man ‚Ja‘ und ‚Nein‘ auf Japanisch sagt“, findet ihr weitere Möglichkeiten, euch durch die japanische Höflichkeitskultur und die Kommunikationsregeln zu fuchsen. Obwohl von Ausländern nicht erwartet wird, dass sie sich strikt an die Etikette der Japaner halten, sollte jeder, trotz seiner Nationalität und Herkunft, überall und jederzeit Dankbarkeit zeigen. Denn so lange ihr es ehrlich meint, ist Etikette doch nur ein Brauch, nicht wahr?
Der Originalartikel wurde am 27.05.2018 veröffentlicht. Überarbeitung von Maria Penascal. Übersetzung von Yvonne.