Die Region Tohoku, versteckt zwischen der geografisch größten Region Japans, Hokkaido, und der am dichtesten besiedelten Region des Landes, Kanto, besitzt für die meisten Besucher Japans ein rätselhaftes Gefühl. Die Region, die oft für ihre mystische Naturschönheit gepriesen wird, beherbergt aber auch zahlreiche kulturelle Erlebnisse.
Tohoku gibt seinen Besuchern die seltene Gelegenheit, nicht nur zu beobachten, sondern auch in den Alltag seiner Bewohner einzutauchen, mit ihnen zu interagieren und ihre Kultur aus erster Hand zu erfahren. In einer Welt, in der die meisten Reiseziele von den Anforderungen des Tourismus geprägt sind, bietet dieser malerische Teil Japans die Chance für das echte Erlebnis, nach dem wir uns alle sehnen, und stellt gleichzeitig sicher, dass die Besucher nicht auf den Komfort verzichten müssen, für den Japan bekannt ist.
Dies ist eine Zusammenfassung der Höhepunkte meiner einwöchigen Herbstreise in die Region, die fünf ihrer Präfekturen abdeckt. Aomori, Akita, Yamagata, Miyagi und Fukushima bieten jeweils eine perfekte Mischung aus Naturstätten und exquisiten Unterkünften, die neben unzähligen kulinarischen und kulturellen Erlebnissen einige der besten Beispiele japanischer Gastfreundschaft darstellen.
- Aomori: Kulturelle Erlebnisse rund um die Blue Forests
- Akita: Das Land von Reis, Brauereien und versteckten Onsen
- Yamagata: Das Land der singenden Schiffer, versteckten Tempel und historischen Onsen
- Miyagi: Probiere den weltberühmten japanischen Whisky und übernachte in einer 600 Jahre alten Onsen-Stadt
- Fukushima: Bunte Erlebnisse, einladende Einheimische
- Anreise nach Tohoku
Aomori: Kulturelle Erlebnisse rund um die Blue Forests
Die Präfektur Aomori, welche sich im nördlichsten Teil der Tohoku-Region befindet, ist ein perfekter Ausgangspunkt für jede Reise nach Tohoku. Aomori ist über die Shinkansen-Strecke (ca. 3,5 Stunden) direkt mit Tokio verbunden und ist ein Ort mit farbenfroher Natur, lebhaften Kleinstädten und einigen der besten Unterkünfte in Japan.
Dies sind einige der Erfahrungen in Aomori, die es mir ermöglichten, ein besseres Verständnis für die Kultur der Präfektur aufzubauen, die ihre bereits berühmte Natur perfekt ergänzt.
Workshop mit bunten Laternen bei IRODORI
Aomori ist vor allem für sein Nebuta Festival bekannt, das jedes Jahr im August stattfindet. Dank der farbenfrohen Papierwagen gilt Nebuta zu Recht als eines der lebhaftesten Sommerfeste Japans, wenn nicht sogar als eines der berühmtesten. In der Präfektur Aomori gibt es eine Vielzahl von Nebuta, darunter das 5 Meter hohe Ningyo Nebuta in der Stadt Aomori, das 23 Meter hohe Tachineputa in Goshogawara und das 4,5 Meter hohe fächerförmigen Nebuta in Kuroishi.
Während das Festival nur einmal im Jahr stattfindet, ist der Geist des Festivals, das ursprünglich dazu diente, die Bauern der Region in den feuchten Sommermonaten aufzumuntern, das ganze Jahr über zu spüren. Um diesen Geist zu ehren, begannen wir die Reise auch mit einem Erlebnis im Zusammenhang mit dem Nebuta Festival. Der IRODORI Shop, der sich in der gut erhaltenen Stadt Kuroishi (黒石市) befindet, 45 Minuten mit dem Auto von der Stadt Aomori entfernt, bietet Besuchern die Möglichkeit, die farbenfrohen Aspekte des Festivals hinter den Kulissen buchstäblich in die Hände zu bekommen.
Um nachhaltige Praktiken zu fördern, formulierten die Besitzer des IRODORI-Shops die Idee, das Papier, welches bei der Herstellung von Wagen übrig bleibt, zu verwenden, um einen Workshop zu starten, in dem die Besucher ihre eigenen Laternen herstellen können. Der Prozess, bei dem unter Anleitung des Ladenbesitzers verschiedene Papierstücke auf den Holzrahmen geklebt werden, ist eine relativ einfache, entspannte Erfahrung, welche die Möglichkeit bietet, von den Einwohnern der Stadt mehr über dieses faszinierende Fest zu erfahren.
Hirosaki: Gehobene Küche, moderne Kunst und saftige Äpfel
Nach einem farbenfrohen Morgen in Kuroishi war unser nächster Halt die lebhafte Stadt Hirosaki (弘前市). Während Tohoku als einer der besten Orte bekannt ist, um die traditionelle japanische Kultur zu erleben, beherbergt die Region auch eine beeindruckende Anzahl architektonischer und kultureller Merkmale, die an die westliche Kultur erinnern.
Während der Meiji-Restauration im Jahr 1868, gehörte Hirosaki zu den Städten, die viele Westler zum kulturellen Austausch einluden, um Japans Integration in den Rest der Welt nach einer Zeit relativer Abgeschiedenheit zu beschleunigen. Diese Zeit des Austauschs führte schließlich zur Eröffnung vieler Restaurants mit französischer Küche. Yamazaki ist eines dieser Restaurants, in denen du garantiert nicht nur ein leckeres, sondern auch ein raffiniertes kulinarisches Erlebnis hast. Ich bin bereits ein Fan der französischen Küche und habe den kreativen Ansatz des japanischen Kochs sehr geschätzt, der Zutaten verwendet, die einzigartig für Aomori sind, um überraschende und dennoch angenehme Aromen zu liefern, die in die französische Küche passen.
Das Markenzeichen ist die kalte Apfelsuppe aus den Äpfeln, für die Aomori berühmt ist. Das delikate Gericht mit überraschendem Nachgeschmack wird auch diejenigen erfreuen, die Süßes nicht so mögen, wie ich. Das Yamazaki Restaurant bietet viele feste Menüs, darunter unter anderem gegrilltes gefülltes Hähnchen, Jakobsmuscheln, Lachs und Wagyu-Rindfleisch.
Um mehr über den Apfel hinter Yamazakis kalter Apfelsuppe zu erfahren, war unser nächster Halt der Hirosaki Apfel-Park, wo achtzig Sorten des Fuji-Apfels angebaut werden, welche nur in der Präfektur Aomori vorkommen und die für die Hälfte der gesamten Produktion in Japan verantwortlich sind. Der Park bietet den Besuchern die Möglichkeit, eine Vielzahl von Apfelprodukten zu kaufen und ihre eigenen großen und saftigen Äpfel in einer wunderschönen Landschaft, umgeben von den Bergen von Aomori, von Hand zu pflücken.
Unser letzter Halt in Hirosaki war das Museum of Contemporary Art, das in einem alten, stilvollen Backsteingebäude untergebracht ist, welches früher eine Brauerei war. Das Museum beabsichtigt, zwei temporäre Ausstellungen pro Jahr zu halten, um die Verbindung zur Region Tohoku zu fördern und ihre Geschichte mit den Besuchern des Museums zu teilen. Es spiegelt auch eine hervorragende Nutzung eines alten Gebäudes im europäischen Stil wider, welches jahrelang verwaist war. Der angrenzende Museumsladen und das Café dienen jetzt als Treffpunkt für Einheimische, welche oft das Beste aus der Happy Hour am Nachmittag machen, wenn sie Apfelwein genießen.
BUNACO: Preisgekröntes Holzhandwerk
Aomoris Naturwunder beschränken sich nicht nur auf essbare Produkte, sondern führen auch zu einigen preisgekrönten Holzhandwerken. Die Fabrik BUNACO im Dorf Nishimeya (西目屋村) befindet sich in einem Gebäude, das einst als Schule diente. Hier können die Besucher den manuellen und fast meditativen Prozess hinter ihren stilvollen Produkten näher kennenlernen, zu denen unter anderem Lautsprecher (verlockend ausgestellt im ehemaligen Musikzimmer der Schule), Lampen und Geschirr gehören.
BUNACO verwendet Buchen – die höchste Konzentration dieser in Japan, befindet sich in Aomori – deren Elastizität es zu einem idealen Material für Kunsthandwerk macht. Es ist fast ein magisches Erlebnis, den Handwerkern zuzusehen, wie sie in wenigen Minuten mit bloßen Händen ein flaches Holzmaterial in ein stilvolles Handwerk verwandeln. BUNACO bietet auch Workshops im großen Ausstellungssaal an, wo eine Auswahl ihrer Produkte ausgestellt ist.
KAI Tsugaru: Genieße den Luxus von KAI in den Wäldern von Aomori
Aomori hat mich im Bezug auf die Qualität der Unterkunft immer zufrieden gestellt und bietet nicht nur Qualität, sondern auch ein kulturelles Erlebnis, welches den Traditionen der Präfektur entspricht.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich eines der 22 KAI-Hotels, eine Unterkette der japanischen Luxusresortkette Hoshino, in Aomori befindet. Die Kette, die nur auf Orte beschränkt ist, an denen es natürliche Onsen-Thermalquellen gibt, zielt darauf ab, Ryokan-Unterkünfte im japanischen Stil mit westlichem Komfort zu kombinieren.
Mit raumhohen Fenstern, durch die man sich nie vom umliegenden Wald getrennt fühlt, fühlte sich ein Aufenthalt im KAI Tsugaru wie ein Erlebnis an, welches das Beste von Aomori an einem Tag beinhaltet. Ein Essen im Kaiseki-Stil, bei dem die meisten Gruppen in ihrem halbprivaten Speisesaal abgetrennt sind, gefolgt von einem Sprung in das mit Aomori-Äpfeln dekorierte Onsen, wird durch einen weiteren einzigartigen Leckerbissen ergänzt: eine private Tsugaru-Shamisen-Aufführung von Herrn Shibuya, dem nationalen Shamisen-Champion .
Shamisen, ein dreisaitiges japanisches Instrument, vermittelt Gefühle von Rhythmus und wilden Schneestürmen (passend für das verschneite Aomori), wenn es im Tsugaru-Stil gespielt wird. Ursprünglich von blinden Mönchen zur Unterhaltung gespielt, um Geld zu sammeln, erfreuen sich das Instrument und das Musikgenre heute in ganz Japan großer Beliebtheit. Im KAI Tsugaru kannst du nicht nur einer Live-Aufführung lauschen, sondern auch kostenlosen Unterricht von den Künstlern nehmen, die jedem Gast geduldig dabei helfen, die Melodien aus dem Instrument zu holen.
Akita: Das Land von Reis, Brauereien und versteckten Onsen
Unsere nächste Präfektur war Akita, wo 70 % des Landes aus Wald besteht – ein Land mit starkem Schneefall, Onsen in tiefen Wäldern und einigen der besten Reis- und Wasserquellen Japans – daher gibt es dort zahlreiche Brauereien.
Ando-Brauerei: Ein traditionelles Brauereierlebnis
Die Brauerei Ando liegt im historischen Herzen von Akita, in Kakunodate in der Stadt Semboku (仙北市) (direkt mit dem Shinkansen von Tokio in ca. 3 Stunden erreichbar), und ist ein perfekter Ausgangspunkt für jede Reise nach Akita. Die Besitzer dieses Familienunternehmens, das 2023 sein 170-jähriges Bestehen feiert, sind außergewöhnlich herzliche Menschen mit einem bescheidenen, aber ansteckenden Stolz auf ihre Stadt. In ihrer Brauerei, in der Miso und Sojasauce hergestellt werden, setzen sie ganz auf Handbrautechniken und verwenden zusatzfreie, natürliche Zutaten.
Das stimmungsvolle Backsteingebäude, allein schon ein Grund, die Brauerei zu besuchen, ist als wichtiges Kulturgut der Stadt Semboku registriert.
Die Ando-Brauerei bietet den Besuchern neben einer Führung durch die Anlage, in der wir die Brautechniken erlernt haben, auch die einzigartige Gelegenheit, Aufführungen einiger der nur fünf Maiko und Geishas in Akita zu sehen. Das historische Gebäude mit Räumen im Tatami-Stil ist ein perfekter Ort für diese lebhafte Aufführung mit der intimen und stimmungsvollen Umgebung für seine Besucher.
Yamamo-Brauerei: Eine Brauerei wie keine andere
Die Brauerei Yamamo in der Stadt Yuzawa ist eine Brauerei wie keine andere. Die Brauerei Ando bietet ein traditionelles Miso-/Sojasaucen-Brauereierlebnis, während Yamamo, eine alte Einrichtung aus dem Jahr 1867, für ihre experimentellere Herangehensweise an ihre Braupraktiken bekannt ist. Der Besuch der beiden Brauereien ergänzte sich perfekt und ermöglichte es uns, sowohl die traditionellen als auch die innovativen Ansätze auf diesem Gebiet mitzuerleben.
Die Wahl der Innendekoration, welche eine Fusion aus rustikalem westlichen Stil mit der Eleganz des modernen japanischen Dekorationsstils in der Brauerei kombiniert, die auch einen Speiseraum umfasst, bietet den ersten Hinweis darauf, dass Yamamo kein traditioneller Ort ist. Der Appetit der Yamamo-Brauerei auf Experimente und neue Ansätze führte schließlich zur Entdeckung einer neuen Hefe, die sowohl in gesalzenen als auch in ungesalzenen Umgebungen funktioniert. Die Brauerei Yamamo hält das Patentrecht für diese neue Hefe – VIAMVER – welches es ihnen ermöglichte, die Anzahl der Produkte zu erhöhen, für die sie die Hefe verwenden konnten, wie z. B. die Weinherstellung.
Das Restaurant, die Brauerei und das Geschäft nehmen einen großen Bereich ein, in dem ich das Gefühl hatte, durch die Räumlichkeiten eines alten Weinkellers in Europa zu gehen. Der derzeitige Besitzer, Takahashi Yasushi, wollte einen Raum schaffen, in dem nicht nur seine Produkte verkauft werden, sondern die Gäste den gesamten Prozess miterleben können. Sie bieten Führungen durch die Brauerei an, bei denen sich die Gäste auch für einen Verkostungskurs entscheiden können, der Gerichte mit ihren eigenen Miso-Produkten kombiniert. Das fermentierte Wildbret-Confit und das mit VIAMVER gekochte Sojagelato sind sehr zu empfehlen. Beide Gerichte mögen auf dem Papier etwas seltsam klingen, schmecken aber zart und wunderbar.
Probiere die Akita-Kulinarik in einem lokalen Geschäft
Ich empfehle dir dringend, während deiner Reise nach Tohoku auf Snacks zu verzichten, da es viele köstliche Möglichkeiten gibt, die Küche jeder Präfektur zu probieren, entweder mit einem schnellen Mittagessen oder einem kompletten Kaiseki-Menü zum Abendessen.
In der Stadt Odate (大館市), in der Präfektur Akita, gibt es viele Geschäfte, in denen du Hinai Jirodi Chicken, eines der schmackhaftesten regionalen Gerichte der Präfektur Akita, probieren kannst. Bekannt für seine fettarme Natur und seinen reichhaltigen Geschmack, gilt Hinai Jidori als eines der drei schmackhaftesten Hühner in Japan. Oft in einer Holzschale und auf Reis serviert, ist das Gericht so schmackhaft, dass es einst nur den Herrschern vorbehalten war. Das geschlagene Ei, gemischt mit Huhn und Reis, bereichert den Geschmack dieses ohnehin schon herzhaften Gerichts. Akita Hinai Ya ist einer der vielen Läden, in denen du diese Akita-Spezialität in einer gemütlichen Umgebung, umgeben von Einheimischen, essen kannst.
Kawatsura Lackwaren: Bemalt eure eigenen Teller
Nicht alle Erlebnisse in Akita haben mit Essen zu tun. Das Traditionelle Kawatsura Lackwaren-Handwerkszentrum in der Stadt Yuzawa (湯沢市) in der Präfektur Akita ist ein wunderbarer Ort, um mehr über den Prozess der Herstellung eleganter Lackwaren aus Holz zu erfahren und sogar selbst zu bemalen.
Kawatsura ist eine Stadt mit einer 800-jährigen Geschichte der Lackwarenherstellung. Es wird berichtet, dass der Prozess zunächst mit dem Auftragen von Lackwaren auf Rüstungen begann und sich im frühen 17. Jahrhundert zu einer vollwertigen Industrie entwickelte, welche sich auf die Herstellung von Schalen konzentrierte.
Es gibt ein kleines Museum und einen großen Ausstellungsraum, in dem eine große Auswahl an Lackwaren, darunter Schalen und Essgeschirr, ausgestellt sind. Das Zentrum bietet den Besuchern auch zwei verschiedene Erlebnisse – eines ist der Chinkin-Workshop, bei dem Blattgold in das gravierte Muster auf einer lackierten Oberfläche eingebettet wird, und der Maki-e-Workshop, bei dem die Teilnehmer ein Unterglasurmuster mit Pinsel und Lack nachzeichnen. Die Workshops werden von erfahrenen Handwerkern geleitet, welche dich geduldig durch den Prozess führen.
Yukemuri no Yado Onsen: Luxus, der in Einfachheit verwurzelt ist
Nach einem anstrengenden Tag in Akita war das Yukemuri no Yado Inazumi Onsen Hotel in Akinomiya Onsen, dem ältesten Erholungsgebiet mit heißen Quellen in der Präfektur Akita, ein perfekter Ort zum Entspannen und zählt zu meinen besten Unterkunftserlebnissen in ganz Japan. Der unbestreitbare Luxus und die Eleganz des Hotels liegen in der einfachen, aber stilvollen Dekorationsauswahl, die so gestaltet ist, dass sich die Gäste vom ersten Moment an wohlfühlen.
Die Zimmer begrüßten uns mit einer hölzernen Badewanne, die mit Onsenwasser gefüllt war. Es gibt auch ein gemeinschaftliches Thermalquellenarial mit einem von Wald umgebenem Rotenburo (Freiluftbad). Yukemuri no Yado ist eine Unterkunft für mindestens zwei Nächte, um alle Einrichtungen des Hotels zu genießen und einfach zu entspannen. Unser kulinarisches Erlebnis dauerte fast zwei Stunden, wobei uns für jeden Gang mehrere Optionen präsentiert wurden, darunter Gemüse-, Fisch- und Fleischgerichte. Jede Gruppe hat ihr eigenes privates Esszimmer, das stilvoll mit warmer Beleuchtung dekoriert ist, was es zu einem perfekten Ort für ein langes Abendessen, anregende Gespräche und etwas Sake-Genuss macht.
Yamagata: Das Land der singenden Schiffer, versteckten Tempel und historischen Onsen
Yamagata, unser nächstes Ziel, ist eine Präfektur aus den Märchenbüchern. Es ist ein Ort, um den modernen Tag zu vergessen und ein Teil der historischen Zeiten zu werden, wenn man Städte besucht, in denen Menschen mit Laternen spazieren gehen, Bootsfahrer zum Fluss singen und tausend Jahre alte Tempel, versteckt in den Wäldern, darauf warten, entdeckt zu werden.
Der Fluss Mogami, der Dichter inspirierte
Unsere Reise durch Yamagata begann mit einer 12 Kilometer langen Flussfahrt in einem traditionellen Holzboot entlang des Flusses Mogami (最上川), dem siebtlängsten Fluss Japans. Zu beiden Seiten umgeben zu sein von Herbstfarben, welche aus den Bergen aufblitzen, und den Volksliedern, welche von einem traditionell gekleideten Schiffer gesungen werden, war ein sowohl sentimentales als auch visuelles Erlebnis.
Nur wenige Minuten nach Beginn der Reise konnte ich die Emotionen nachempfinden, die den berühmten japanischen Haiku-Meister Basho dazu veranlassten, Haikus zu schreiben, die dem Fluss Mogami und den Wasserfällen, die in den Fluss münden, gewidmet sind.
Während der größte Teil der Reise ruhiges Wasser beinhaltete, gab es einige Abschnitte mit Stromschnellen, welche die Reise aufregender machten. Ich hoffe, dass ich im Winter zurück sein werde, um die schneebedeckte Landschaft zu erleben, besonders in dem Wissen, dass die Boote mit einem Kotatsu, einem Tisch im japanischen Stil mit einer elektrischen Heizung darunter, ausgestattet sind.
Ginzan Onsen: Einer der malerischsten Onsen-Orte Japans
Es ist kaum zu glauben, dass Ginzan Onsen, einer der malerischsten Onsen-Orte Japans, eingebettet in den Bergen der Präfektur Yamagata, einst ein Bergbaustandort war. Ginzan Onsen blühte, wie der Name schon sagt, um 1630 als große Silbermine auf. Später wurde es ab etwa 1740 zu einem florierenden Thermalbadeort. Noch heute bemüht sich die ganze Stadt, die geschmackvollen Gasthäuser und die Tradition am Leben zu erhalten. Und dieses Ginzan Onsen hat sich zu einem der beliebtesten Thermalquellen-Resorts in Japan und der Welt entwickelt.
Der Fluss Ginzan fließt durch die Hauptstraße, wo sich Ryokan im traditionellen Stil aneinanderreihen, beleuchtet vom warmen Licht dieser traditionellen japanischen Gasthäuser am Abend. Die meisten Besucher machen Abendspaziergänge in ihren Yukata, was den authentischen Reiz der Landschaft noch verstärkt. Die kurze, aber malerische Straße führt zu einem 22 Meter hohen Wasserfall, der in der Herbstsaison besonders spektakulär aussieht, wenn er von den Herbstfarben umarmt wird.
Es gibt mehrere Ryokan in der Gegend, in denen die Gäste von einem kompletten Frühstücks- und Abendmenü und freiem Zugang zum Onsen auf dem Gelände profitieren können.
Entdecke das verborgene Yamadera
Gegründet 860 als Tempel für die buddhistische Tendai-Sekte ist der Yamadera (山寺) ein weiteres Reiseziel in Yamagata, welches von Basho besucht wurde, der ein Haiku verfasste, welches der Stille der Gegend gewidmet war. Während ich zuvor den Haupttempel von Yamadera besuchte, führte mich diese Reise zu dem, unter einem faszinierenden Namen bekannten, Hidden Yamadera, welcher angeblich der ursprüngliche Standort des Tempels ist.
Während der Haupttempelkomplex in Yamadera die Besucher mit bescheidenen, aber markanten Tempelstrukturen begrüßt, darunter Kaizando, die Halle des Gründers, hat der Hidden Yamadera ein ganz anderes Gefühl mit einzigartigen Felsformationen und einem bescheidenen Torii-Tor, welches die Landschaft dominiert. Die Wanderung zum Hidden Yamadera erfordert einen leichten 30-minütigen Aufstieg mit einer wunderschönen Waldlandschaft entlang des Weges.
Miyagi: Probiere den weltberühmten japanischen Whisky und übernachte in einer 600 Jahre alten Onsen-Stadt
Das pulsierende Herz von Tohoku, die Präfektur Miyagi, beherbergt die lebhafte Stadt Sendai (仙台市), welche mit einer 1,5-stündigen Shinkansen-Fahrt von Tokio aus leicht zu erreichen ist. Die Präfektur dient auch als Verkehrsknotenpunkt für den Rest von Tohoku und beherbergt eine große Auswahl an traditionellen Ryokan-Gasthäusern mit heißen Quellen und Japans Geschenk an die Welt, die Whiskyfabrik Nikka.
Lerne den Prozess hinter dem weltberühmten Nikka Whisky kennen
Nikka Whisky, gegründet 1934 in der Produktionsstätte von Miyagikyo, befindet sich an einem Ort, der für eine Produktionsstätte ungewöhnlich einladend und malerisch ist. Umgeben von Bergen und dominiert von Bäumen ist allein schon die Atmosphäre ein Grund, sich wohl zu fühlen, lange bevor die Whiskyverkostung beginnt. Die beruhigende Atmosphäre ist kein Zufall, sondern das Ergebnis der drei Regeln, die der Gründer Masataka Taketsuru beim Bau der Anlagen festgelegt hat – keine Strommasten, kein Fällen von Bäumen, da die Natur guten Whisky herstellt, und Backsteingebäude.
Die Besucher werden in Begleitung eines Mitarbeiters des Unternehmens durch die Anlage geführt und die Erklärungen sind so zusammengestellt, dass sie für diejenigen, die mit dem Brauen und Destillieren von Whisky nicht vertraut sind, leicht verständlich sind. Die Fabrik bietet sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Whisky-Verkostungen sowie einen kostenpflichtigen Whisky-Mixing-Workshop, in dem Besucher unter Anleitung eines Mixologie-Spezialisten ihr eigenes Getränk mischen (und probieren) können.
Yunushi Ichijo: Verliere dich in einem Ryokan aus der Edo-Zeit
In dem alten, aber perfekt gepflegten Ryokan mit heißen Quellen von Yunushi Ichijo sind die Zimmer geräumig und komfortabel, und das Onsen-Wasser ist herrlich, aber es ist das kulinarische Erlebnis, das die Einrichtung auszeichnet.
Sein Zimmer zu verlassen und in sein privates Esszimmer zu gelangen, ist in diesem eleganten Ryokan, einem der ältesten Betriebe in der 600 Jahre alten Onsen-Stadt Kamasaki, eine angenehme Reise. Die schwach beleuchteten und schmalen Korridore, welche mit Shoji-Schiebetüren im japanischen Stil gesäumt sind, wirken wie ein Labyrinth. Am Ende gibt es eine Belohnung, die eines der exquisitesten kulinarischen Erlebnisse ist, die ich in Japan hatte. Der so schön und exquisit gedeckte Tisch ließ mich einen Moment innehalten, bevor ich mich dem Kaiseki-Kurs hingab, der westliche und japanische kulinarische Elemente beinhaltete und seinem Küchenchef zu Recht 3 Sterne + im Michelin-Führer Miyagi einbrachte.
Fukushima: Bunte Erlebnisse, einladende Einheimische
Unsere letzte Station auf unserer Reise war Fukushima, die nächstgelegene Präfektur von Tokio, welche mit einer 1,5-stündigen Fahrt mit dem Shinkansen von Tokio aus leicht zu erreichen ist. Fukushima zeichnet sich durch seine Tempel, Geschichte und Natur aus, die von vulkanischer Aktivität geprägt sind, aber vor allem durch die einladenden Einheimischen der Präfektur.
Erlebe Zen-Meditation im Ryusenji Tempel
Unser Besuch in Fukushima beginnt mit einem persönlichen Za-Zen-Erlebnis mit dem Oberpriester eines der ältesten Tempel von Fukushima – dem Ryusenji-Tempel, der 1460 in der Stadt Nihonmatsu (二本松市) gegründet wurde.
Die Tempel gehören der Soto-Schule des Buddhismus an und werden von dem, in die Tempelfamilie hineingeborenen, Priester geleitet. Der junge Priester führte uns sanft in den Za-Zen-Prozess und erklärte, dass es wichtiger ist, sich wohl genug zu fühlen, um den Geist loszulassen, als sich an die richtigen Techniken zu halten. Trotz meiner begrenzten Erfahrung mit der Za-Zen-Meditation und meiner ziemlich ängstlichen Person gelang es sogar mir, kaum ein paar Minuten in der Sitzung, loszulassen, bis ich den sanften Gongton hörte, der das Ende unserer Sitzung ankündigte.
Goshikunuma: Eine malerische Wanderung, gefolgt von einem italienischen Festmahl
Während es mehr Bewegung erfordert als Za-Zen-Meditation, führte uns unsere nächste Aktivität in Fukushima zu einer weiteren entspannenden Erfahrung, und zwar zu einer Wanderung zu den Goshikinuma-Teichen im Bandai-Asahi-Nationalpark. Die eher anspruchslose Wanderung entpuppte sich landschaftlich als grandios lohnend.
Die Wanderung dauerte ungefähr eine Stunde in eine Richtung, mit verschiedenen Stopps entlang der Seen, die durch vulkanische Aktivität entstanden sind. Der Aonuma-Teich mit seiner metallischen türkisfarbenen Farbe wird oft als der schönste unter den vielen Teichen in dieser Gegend bezeichnet. Das japanische Wort Goshiki-numa (五色沼) bezieht sich auf fünffarbige Teiche im Japanischen und Goshiki ist ein Wort, das verwendet wird, um eine farbenfrohe, mysteriöse und schöne Erscheinung zu beschreiben, die perfekt zu der Landschaft passt, welche die Besucher erwartet.
Die Freude an der frischen Luft und der farbenfrohen Landschaft wurde am Ende dieser Wanderung durch eine kulinarische Belohnung ergänzt, das gemütliche Restaurant Il Regalo, das sich direkt gegenüber dem Eingang des Goshikinuma-Wanderwegs befindet. Das italienische Restaurant bietet preisgünstige Menüs (1.700–2.700 JPY), die eine Vielzahl von Pasta-, Pizza- und Fleischgerichten umfassen und tatsächlich die Aura gemütlicher italienischer Trattorien tragen.
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Pappmaché-Puppen und Live-Tänze im Takashiba Dekoyashiki Craft Village
Ich könnte mir keinen perfekteren Abschied von Fukushima und Tohoku wünschen als einen Besuch im Kunsthandwerksdorf Takashiba Dekoyashiki in der Nähe der Stadt Koriyama (郡山市).
Das führende Handwerk in der Stadt ist die Herstellung von Pappmaché-Puppen, von denen berichtet wird, dass deren Herstellung von Einheimischen während der Edo-Zeit von einem Reisenden aus Kyoto erlernt wurde. Die Gegend war damals relativ arm, der Lebensunterhalt hing von der Reisernte im Sommer ab. Das Erlernen des Pappmaché-Puppenhandwerks ermöglichte den Einheimischen in den kälteren Wintermonaten eine zusätzliche Einkommensquelle.
Wir besuchten einen Laden, der von einem sehr gastfreundlichen Ehepaar geführt wurde, wo die Unterhaltung nicht nur darauf beschränkt war, sich an der Herstellung von Pappmaché-Puppen zu versuchen, sondern auch eine lebhafte Tanzvorführung des Ladenbesitzers mit seiner handgefertigten Maske beinhaltete.
Der Ladenbesitzer führt die Besucher durch jeden Prozess der Pappmaché-Puppenherstellung, beginnend mit der Auswahl eines Musters und einer Farbe. Dank der Lebhaftigkeit der Besitzer, der Gemütlichkeit des Ladens und der therapeutischen Wirkung der Konzentration auf das Bemalen des Papiers, war der Besuch von Takashiba Dekoyashiki der perfekte Abschied vom schönen Tohoku.
Anreise nach Tohoku
Tohoku ist gut an das JR East-Schienennetz angebunden, einschließlich einer ausgedehnten Linie des Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszugs, welcher von Tohoku den ganzen Weg nach oben bis nach Aomori führt. Es gibt auch JR East Zugpässe für Besucher, die ihre Reisen auf das Tohoku-Gebiet konzentrieren möchten und die landesweite Abdeckung, welche der JR Rail Pass bietet, möglicherweise nicht benötigen. Für die in diesem Artikel aufgeführten kleineren Städte und Gemeinden wäre die Anmietung eines Autos die idealere Option, obwohl in bestimmten Fällen auch öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.
Tohoku ist eine Gegend voller Wunder. Bisher haben mir meine fünf Reisen in die Region nur erlaubt, an der Oberfläche zu kratzen und ich kann es kaum erwarten, bis ich auf meiner nächsten Reise mehr erkunden kann. Tohoku bietet das Beste aus zwei Welten – die traditionelle Seite Japans, welche Besucher in ihren exquisiten Unterkünften, heißen Quellen und kulturellen Exkursionen willkommen heißt und die modernen Erlebnisse, welche von den jungen Einheimischen entworfen wurden, die Tohokus jahrhundertealte Praktiken, Handwerke und das kulinarisches Erbe in die Zukunft tragen.
Gesponsert von der Tohoku Tourism Promotion Organization.
Artikelfoto von der Präfektur Yamagata.
Übersetzung von Claudia.