Die Stadt Kanazawa ist die Hauptstadt der Präfektur Ishikawa, gelegen entlang der Küste des Japanischen Meeres. Von Tokio aus kann man die Stadt direkt mit dem Shinkansen in etwa zweieinhalb Stunden erreichen, was sie zu einem immer beliebteren Ausflugsziel macht. Auch ich habe Kanazawa in den letzten Jahren bereits vier Mal besucht und mich sehr in die Stadt verliebt. Deshalb möchte ich euch hier eine Möglichkeit zeigen, wie ihr zwei Tage vor Ort verbringen könnt.
Tag 1: Natur, Historie und Geishas
Kanazawa wird nicht umsonst als kleines Kyoto von Japan bezeichnet. Die Burgstadt mit über 400 Jahren Geschichte ist vor allem für ihre gut erhaltenen Viertel aus der Edo-Ära bekannt, was an unserem ersten Tag in Ishikawas Hauptstadt deutlich wird.
Kenrokuen-Garten
Unseren ersten Tag in Kanazawa starten wir direkt mit dem Hauptaugenmerk der Stadt, dem Kenrokuen-Garten 兼六園. Der Garten zählt zu den drei schönsten Gärten Japans und war einst der äußere Garten der Burg Kanazawa, die vom Maeda-Klan beherrscht wurde. Der Bau des Landschaftsgartens begann 1676 und hat sich über die Jahrhunderte weiter entwickelt. 1874 wurde er für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und bietet seitdem zu jeder Jahreszeit andere Highlights, seien es Pflaumen- und Kirschblüten im Frühling, rotes Laub im Herbst oder mit Schnee bedeckte Pinienbäume im Winter. Wahrzeichen des 11,4 Hektar großen Gartens und beliebtes Fotoobjekt ist die über zwei Meter hohe Kotojitoro Laterne, die einzigartig auf einem Ständer mit zwei Füßen am Rande des großen Teiches steht. Aber es gibt noch jede Menge andere schöne Ecke im Garten zu entdecken.
Kenroku-en
tourist attraction- 1 Kenrokumachi, Kanazawa, Ishikawa 920-0936, Japan
- ★★★★☆
Burg Kanazawa
Vom Katsurazaka-Gate des Kenrokuen-Gartens gelangt ihr direkt zur Steinbrücke, die euch in den weitläufigen Burgpark führt. Die Burg Kanazawa 金沢城 wurde 1583 vom Maeda-Klan erbaut und war über Jahrhunderte bis zum Ende der Edo-Zeit (1603-1868) Sitz des mächtigen Klans. Viele der originalen Bauwerke fielen Feuern und Naturkatastrophen zum Opfer. Eines der noch existierenden Gebäude, welches auf das Jahr 1788 zurückdatiert ist, ist das Ishikawa-mon-Tor, durch welches wir den Park betreten haben.
Noch immer läuft ein großes Restaurationsprojekt, bei dem die Bestandteile der Burg nach und nach mit ursprünglichen Bautechniken wieder errichtet werden sollen. Im wieder aufgebauten langen Lagerhaus Gojukken Nagaya befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte der Burg, aber vor allem lohnt sich ein Blick hinein, um die traditionellen Handwerkstechniken und Materialien zu sehen.
Bei einem Spaziergang durch den Park kommen wir zum Gyokuseninmaru-Garten, der 2015 rekonstruiert wurde und frei zugänglich ist. Der Garten läd zu einer kleinen Pause ein, bei der man den Anblick des Grüns genießen kann.
Kanazawa Castle
point of interest- 1-1 Marunouchi, Kanazawa, Ishikawa 920-0937, Japan
- ★★★★☆
Oyama-Schrein und Omicho-Markt
Vom Garten aus ist es nur ein kurzer Weg zum Oyama-Schrein 尾山神社, welcher dem ersten Oberhaupt des Maeda-Klans gewidmet ist. Ursprünglich wurde er 1599 auf dem Berg Utatsu errichtet, aber später an seinen jetzigen Standort versetzt. Vor allem bekannt ist dieser Schrein für sein einzigartiges Tor, welches von einem niederländischen Architekten mit Elementen aus europäischen und asiatischen Religionen gestaltet wurde. So findet ihr unter anderem Buntglasfenster im Turm wieder. Als Wahrzeichen des Schreins befindet sich das Tor auch auf den Ema-Wunschtafeln oder dem Goshuin-Stempel wieder.
Oyama Shrine
place of worship- 11-1 Oyamamachi, Kanazawa, Ishikawa 920-0918, Japan
- ★★★★☆
Etwas die Straße entlang liegt der Omicho-Markt 近江町市場, Kanazawas ältester Markt für frische Waren. In den überdachten Straßen befinden sich etwa 200 Geschäfte, für frischen Fisch, Gemüse, Obst, Sake und mehr. Vor allem am Morgen und zur Mittagszeit ist hier viel los, wenn Einheimische und Touristen sich Restaurants zum Essen aussuchen, wo es regionale Meeresfrüchte gibt.
Omicho Market
point of interest- 50 Kamiomicho, Kanazawa, Ishikawa 920-0905, Japan
- ★★★★☆
Higashi Chaya mit Geisha-Abend
Mit Bus oder Taxi machen wir uns nun auf den Weg in das wohl bekannteste der drei Geisha-Viertel von Kanazawa: Higashi Chaya 東茶屋街. Die zentrale Straße des Teehausbezirkes fühlt sich mit den traditionellen hölzernen Häusern wie ein Sprung zurück in die Vergangenheit an. In vielen der Gebäuden befinden sich heutzutage Cafés, kleine Geschäfte und Restaurants, durch die man schlendern und die Atmosphäre genießen kann. In den kleinen Gassen kann man sich wunderbar verlieren.
Zwei der traditionellen Teehäuser sind der Öffentlichkeit zugänglich. Zum einen das Kaikaro 懐華樓, welches in der unteren Etage ein Café und einen kleinen Shop beinhaltet und in der oberen Etage Einblicke in die Gasträume des Teehauses ermöglicht. Das zweite ist das Shima-Teehaus 志摩, welches vollständig in ein Museum umgewandelt wurde und unter anderem Instrumente und Gegenstände, die Geishas nutzen, ausstellt.
Wenn das Timing eurer Reise passt, könnt ihr euren ersten Tag in Kanazawa mit einem Geisha-Abend ausklingen lassen. Unter anderem bietet das Teehaus Kaikaro im Frühjahr und im Herbst sogenannte Geisha Evenings an, die ab 14.000 Yen pro Person ein amüsantes Abendprogramm mit englischsprachiger Begleitung durch Lady Baba, der Besitzerin des Teehauses, bieten.
Higashi Chaya District (Eastern Teahouse District)
tourist attraction- 1 Chome Higashiyama, Kanazawa, Ishikawa 920-0831, Japan
- ★★★★☆
Tag 2: Reise in die Zeit der Samurai und des Goldes
Der nächste Tag unserer Reise durch Kanazawa ist der Samurai-Geschichte der Stadt gewidmet sowie einem ganz besonderen – goldenen – Highlight.
Nagamachi Samurai District
Wandern wir an unserem zweiten Tag in Kanazawa zurück in die Zeit der Samurai mit einem Besuch des ehemaligen Samurai-Distrikes Nagamachi 長町. Die Gegend hat noch immer einen altertümlichen Charm mit seinen gepflasterten Wegen, den alten Häusern und dem kleinen Kanal entlang der Straße. Ein Teil der Häuser sind heutzutage Museen, so wie das Nomura-ke 野村家, die Residenz der wohlhabenden Samurai-Familie Nomura, die der Maeda-Familie diente. Es wurde aufwendig restauriert und hat auch einen wunderschönen Garten zu bieten.
Nagamachi District
tourist attraction- 1 Chome-3-12-2 Nagamachi, Kanazawa, Ishikawa 920-0865, Japan
- ★★★★☆
Gold Workshop & goldenes Essen
Kanazawa ist übrigens auch bekannt für Blattgold und es gibt im Zentrum der Stadt einiges zum Thema zu entdecken. Zum einen gibt es das Yasue-Blattgoldmuseum, das 1974 gegründet wurde, um das Erbe des Goldschläger- und Blattgoldhandwerks für zukünftige Generationen zu bewahren. Das Museum veranschaulicht den Herstellungsprozess und hat einige goldenen Ausstellungsstücke.
Doch viel aufregender ist es, selbst mit Blattgold aktiv zu werden, was bei einem Blattgold-Workshop möglich ist. Wir machen Stop bei Kanazawa Katani, wo man verschiedene Gegenstände mit Blattgold selbst verzieren kann. Eine spannende Aktivität mit englischsprachiger Unterstützung und ein tolles persönliches Souvenir, das Erinnerungen an den Besuch in Kanazawa birgt.
Und wenn ihr danach immer noch Lust habt, mehr Gold zu entdecken: wie wäre es mit einer Runde Blattgold zum Essen? Ob auf Eiscreme, Takoyaki-Oktobusbällchen oder kaltem Matcha-Kakigoori, die Optionen für einen goldenen Snack sind in Kanazawa groß.
Kanazawa Yasue Gold Leaf Museum
museum- 1 Chome-3-10 Higashiyama, Kanazawa, Ishikawa 920-0831, Japan
- ★★★★☆
Erkundung der Museumsgegend
Gestärkt mit Gold im Magen machen wir uns nun auf, um ein paar der zahlreichen Museen in Kanazawa zu erkunden. Diese liegen recht zentral in einem Bereich und sind somit einfach zu erreichen. Das wohl berühmteste Museum der Stadt ist das Museum für zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts 金沢21世紀美術館. Bekannt ist das moderne Kunstmuseum vor allem für den Fotospot der Installation „The Swimming Pool“ von Leandro Erlich. Aber es gibt auch noch weitere dauerhafte und wechselnde Ausstellungsstücke, welche die Besucher begeistern.
Kanazawa 21st Century Museum of Contemporary Art
museum- 1 Chome-2-1 Hirosaka, Kanazawa, Ishikawa 920-8509, Japan
- ★★★☆☆
Direkt neben der modernen Kunst finden wir das kleine aber feine Kanazawa Noh Museum 金沢能楽美術館, welches sich der regionalen Kultur des Noh-Theaterspiels widmet. Neben einer Miniaturbühne mit Beschreibungen gibt es historische Kostüme und Masken zu sehen, und Besucher können auch selbst einmal in ein Noh-Kostüm schlüpfen.
Kanazawa Noh Museum
tourist attraction- 1 Chome-2-25 Hirosaka, Kanazawa, Ishikawa 920-0962, Japan
- ★★★★☆
Ein weiteres der vielen Museen ist das D.T. Suzuki Museum 鈴木大拙館, welches sich dem Leben und Arbeiten des buddhistischen Philosophen Daisetz Teitaro Suzuki (1870–1966) widmet. Es wurde 2011 in Suzukis Geburtsviertel eröffnet und ermöglicht es Besuchern mit Schriften von Suzuki mehr über sein Leben und seine Philosophie zu erfahren. Ein Teil des Museums ist ein großer Raum mit Öffnungen an allen vier Seiten, der sich bis in den Wasserspiegelgarten erstreckt. Hier gibt es Sitzgelegenheiten, auf denen man Zeit zum Meditieren und Nachdenken mit Blick auf das Wasser findet.
D.T. Suzuki Museum
museum- 3 Chome-4-20 Hondamachi, Kanazawa, Ishikawa 920-0964, Japan
- ★★★★☆
Einkaufen am Bahnhof
Zum Abschluss unserer Reise schauen wir uns noch einmal am Bahnhof Kanazawa um (wenn ihr das noch nicht bei eurer Ankunft getan habt). Der Bahnhof ist vor allem bekannt für seine Architekur und das mächtige Holztor am Osteingang. Der japanische Architekt Ryuzo Shirae gestaltete den Bahnhof, der 2005 massiven Renovierungsarbeiten unterzogen wurde. Der Anblick ist sowohl bei Tag als auch bei Nacht beeindruckend.
Im Inneren des Bahnhofsgebäudes befindet sich eine Touristeninformation sowie zahlreiche Geschäfte, wie natürlich auch Souvenirshops mit Andenken und regionalen Produkten aus Kanazawa und der Umgebung. Hier können wir also noch einmal Einkaufen gehen, bevor wir weiter reisen.
Kanazawa Station
train station- Japan, 〒920-0858 Ishikawa, Kanazawa, Kinoshinbomachi, 1番1号
- ★★★★☆
Anreise und Fortbewegung in Kanazawa
Am einfachsten ist Kanazawa von Tokio aus mit dem JR-Hokuriku-Shinkansen erreichbar. Die Fahrt dauert ca. zweieinhalb Stunden und kostet etwa 14.000 Yen und wird vom Japan Rail Pass abgedeckt. Wenn ihr aus der Kansai-Region kommt, könnt ihr ab Osaka Station den Expresszug Thunderbird nutzen und dann im Bahnhof Tsuruga in den JR-Hokuriku-Shinkansen nach Kanazawa umsteigen. Die Fahrt dauert auch hier ca. zweieinhalb Stunden und kostet etwa 10.000 Yen. Als günstige Alternative gibt es auch Fernbusse, die zwar eine längere Fahrtzeit haben, aber weniger kosten.
In Kanazawa selbst empfiehlt sich die Fortbewegung mit dem Bus. Hierfür können Touristen den Kanazawa Loop Bus nutzen, der die beliebtesten Ziele der Stadt umkreist. Einzelfahrten kosten 210 Yen, es gibt aber auch einen Tagespass für 800 Yen, der zusätzliche Rabatte enthält. Die meisten Attraktionen der Stadt liegen allerdings auch sehr zentral, weshalb man vieles erlaufen kann.
Damit enden unsere zwei Tage in Kanazawa. Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit – und habt gemerkt, dass zwei Tage hier nicht genug sind, um alle Ecken dieser wunderschönen Stadt zu entdecken. Auch ich möchte bald wieder nach Kanazawa zurückkehren.