Tsunamis in Japan sind tief in der Geschichte und im kollektiven Bewusstsein des Landes verankert. Das Wort Tsunami 津波 setzt sich aus den japanischen Schriftzeichen für Hafen 津 und Welle 波 zusammen. Dass dieser Begriff heute weltweit verwendet wird, zeigt, wie prägend Tsunamis in Japan für das Verständnis dieser zerstörerischen Naturgewalt waren.
Als eines der am stärksten betroffenen Länder hat Japan immer wieder erlebt, welche verheerenden Auswirkungen Tsunamis haben können. Besonders die größte Tragödie der jüngeren Geschichte, das Tohoku-Erdbeben und der daraus folgende Tsunami aus dem Jahr 2011, ist auch Jahre später noch fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Die Ereignisse machten deutlich, dass selbst umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nicht immer ausreichen, wenn die Kräfte der Natur ihre ganze Macht entfalten. Tsunamis in Japan stehen somit nicht nur für eine Naturkatastrophe, sondern auch für die ständige Auseinandersetzung des Landes mit Risiko, Vorsorge und den Grenzen menschlicher Kontrolle.
Wie häufig sind Tsunamis in Japan und wie entstehen sie?
Japan liegt an den Schnittstellen mehrerer tektonischer Platten, die sich entlang des gesamten Archipels erstrecken, wodurch Erdbeben an der Tagesordnung sind. Die fortwährenden Plattenbewegungen sorgen für eine hohe seismische Aktivität, aus der in regelmäßigen Abständen auch zahlreiche Tsunamis entstehen.
Rund 80 Prozent der seit Beginn des 20. Jahrhunderts registrierten Tsunamis sind auf Erdbeben zurückzuführen und machen somit die überwiegende Mehrheit aus. Sie können jedoch auch durch Erdrutsche, vulkanische Aktivitäten, bestimmte atmosphärische Phänomene (auch „Meteotsunami“ genannt) oder sogar durch einen Asteroiden oder Kometen, dessen Weg zu nahe am Meer entlangführt, erzeugt werden.
Was macht man im Falle eines Tsunamis in Japan?
Nach einem spürbaren Erdbeben ist es besonders wichtig, schnell zuverlässige Informationen einzuholen. Unabhängig davon, wie schwach das Zittern erscheint, sollten Sie umgehend lokale Medien prüfen, da diese meist zeitnah über eine mögliche Tsunami-Warnung in Japan informieren.
Auch die Website der Japan Meteorological Agency bietet Echtzeitinformationen in englischer Sprache zu Erdbeben– und Tsunami-Risiken. Bei erhöhter Gefahr sollten folgende Empfehlungen befolgt werden:
- Sucht euch den höchstmöglichen Standort. Priorisiert nach einer Tsunami-Warnung höher gelegene Gebiete. Manchmal kann die Höhe der Wellen die Vorhersagen überschreiten und sogar einige Orte, die ursprünglich als Schutzorte markiert waren, können sich als falsch erweisen.
- Vermeidet die Nutzung von Privatfahrzeugen. Man könnte denken, dass es am sichersten ist, mit dem Auto schnell aus der Gefahrenzone zu kommen, aber in Wirklichkeit ist dies kontraproduktiv. Es besteht die reale Möglichkeit, in einen Stau zu geraten und von einer Welle erfasst zu werden.
- Haltet euch von Flüssen fern. Die Gefahr beschränkt sich nicht nur auf Küstengebiete, auch Flüsse sind von starken Überschwemmungen bedroht. Es ist auch ratsam, sich von ihnen fernzuhalten, besonders wenn ihr euch in der Nähe eines schnell fließenden Flusses befindet.
- Sobald ihr euch im Evakuierungsgebiet befindet, bleibt dort. Das Risiko ist nach der ersten Welle nicht vorbei. Manchmal gibt es innerhalb von Minuten oder sogar Stunden mehrere Wellen, die höher sein können als die ersten Wellen. Sobald ihr die Evakuierungszone erreicht habt, bleibt am besten dort und verlasst sie nicht, bis die Tsunami-Warnung offiziell beendet ist.
Weitere Informationen darüber, was während eines Tsunamis in Japan zu tun ist, eine Liste fremdsprachiger Apps und Websites und wie ihr die nächste Notunterkunft findet, findet ihr in unserem Artikel über Hilfe bei Naturkatastrophen in Japan.
Welche sind die größten Tsunamis in Japans Geschichte und welchen Schaden haben sie angerichtet?
Die Bewertung von Tsunami- und Erdbebenereignissen im Laufe der japanischen Geschichte ist komplex. Da moderne Messinstrumente erst seit relativ kurzer Zeit existieren, müssen sich Experten für die Klassifizierung von Erdbeben vor 1890 auf verschiedene Quellen stützen. Sie vergleichen dokumentierte Auswirkungen auf Land, Gebäude und Menschen und ziehen zudem Rückschlüsse durch den Vergleich mit neueren Katastrophen.
Da diese Informationen auf Beobachtungen und Schätzungen basieren, können die Daten zu älteren Erdbeben und Tsunamis in Japan je nach Quelle variieren. Die angegebenen Zahlen dienen daher nur als grobe Orientierung und spiegeln das ungefähre Ausmaß dieser historischen Naturkatastrophen wider.
Laut den welthistorischen Aufzeichnungen in der Datenbank der amerikanischen Agentur NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), sind die fünf schlimmsten Tsunamis, die in der Geschichte Japans aufgetreten sind, folgende:
- 15. Juni 1896: Der Tsunami an der Sanriku-Küste und dem dazugehörigen Gebiet der Präfektur Iwate, ist der Verheerendste in der Geschichte in Bezug auf die Zahl der Toten, die auf rund 27.000 geschätzt wird, mit mehr als 9.000 Verletzten und 11.000 zerstörten Häusern. Der Tsunami ereignete sich nach einem starken Erdbeben der Stärke 8,3 und erzeugte bis zu 38,2 Meter hohe Wellen.
- 11. März 2011: Der größte Tsunami der jüngeren Geschichte, der die Küste der Region Tohoku vollständig erschütterte und nach Tschernobyl die größte Nuklearkrise der Geschichte auslöste. Es folgte das stärkste jemals in Japan gemessene Erdbeben mit einer Stärke von 9,1. Die Höhe der Wellen erreichte fast das Vierfache der damaligen Schätzungen mit 39,2 Metern. Mehr als 18.000 Menschen kamen ums Leben, mehr als 6.000 wurden verletzt und mehr als 120.000 Gebäude wurden zerstört.
- 21. Mai 1792: Der Tsunami an der Küste von Shimabara in der Präfektur Nagasaki. Nach einer Saison vulkanischer Aktivitäten auf dem Berg Unzen verursachte eine Reihe von Erschütterungen große Erdrutsche im Ariake-See, die wiederum Wellen erzeugten, die mindestens einmal die 55 Meter überstiegen. Die Katastrophe führte zu 15.000 Toten, mehr als 700 Verletzten und der Zerstörung von 6.200 Gebäuden.
- 24. April 1771: Der große Yaeyama-Tsunami in der heutigen Präfektur Okinawa. Ein Erdbeben der Stärke 7,4 auf den Yaeyama-Inseln erzeugte Wellen, die eine Höhe von 85 Metern erreichten, mehr als 13.000 Menschen das Leben kosteten und etwa 3.200 Häuser auf dem Archipel zerstörten.
- 30. Dezember 1703: Das Genroku-Erdbeben mit anschließendem Tsunami an der Südostküste der Kanto-Region. Nach einem Erdbeben der Stärke 8,2 erlitten die Küsten der Präfekturen Kanagawa und Shizuoka Wellen von mehr als 11 Metern, was zu mehr als 5.000 Todesopfern und dem Verlust von mehr als 20.000 Gebäuden führte.
Glücklicherweise hat Japans lange Erfahrung mit Naturkatastrophen dazu geführt, dass das Land eine der fortschrittlichsten Präventionskulturen weltweit entwickelt hat. Erdbebenschutzbestimmungen, Evakuierungspläne, regelmäßige Übungen und modernste Überwachungstechnologien sind heute fester Bestandteil des Alltags. In den letzten zwanzig Jahren trafen mehr als 30 Tsunamis die japanische Küste, ohne – mit Ausnahme der Tragödie von 2011 – Opfer zu fordern. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Erinnerung an schwere Erdbeben in Japan zu konkreten Fortschritten im Bereich der Tsunami-Sicherheit und des Risikomanagements geführt hat.
Titelbild: Die große Welle vor Kanagawa von Wikimedia Commons
Übersetzt von Yvonne Tanaka im Jahr 2022. Update 2025.
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