Skip to main content

Man könnte sagen, dass die japanische Gesellschaft dem Wechsel der Jahreszeiten regelrecht verfallen ist. Vom Shintoismus und Buddhismus, den Hauptreligionen Japans, über die tiefe Verbundenheit mit der Natur bis hin zum starken zeitgenössischen Produktmarketing, folgt das Land Jahr für Jahr einem strengen saisonalen Kalender. Dass die Japaner daher die Meister für saisonale Produkte sind, ist nicht wirklich verwunderlich.

Wenn ihr das Glück habt, alle Jahreszeiten einmal in Japan zu erleben, dann werdet ihr auch feststellen, dass jeder Monat seinen eigenen Charakter besitzt und mit diesem unterschiedliche Speisen und Feste verbunden sind. Wenn ihr nun herausfinden möchtet, welche saisonalen Produkte ihr in Japan genießen könnt, dann solltet ihr weiterlesen.

Saisonales Essen in Japan

Essen spiegelt die Kultur eines jeden Landes wider, und Japan hat die Verkörperung dieses Gefühls der saisonalen Speisen durch seine Küche perfektioniert. Zwar hatte vor dem Zeitalter der Globalisierung jedes Land seine spezifischen saisonalen Zutaten, da man nur zu einer bestimmten Jahreszeit bestimmte Lebensmittel bekommen konnte, doch auch heute noch hat Japan die Idee bewahrt und zelebriert bestimmte Lebensmittel zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr.

In Japan genießt man die Vorzüge der modernen Welt und kann unabhängig von der Jahreszeit viele verschiedene Lebensmittel kaufen. Dabei wird die Saisonalität in vielerlei Hinsicht betont. In jeder Saison wird für verschiedene Produkte geworben. Saisonale Produkte, die nur zu einer bestimmten Zeit erhältlich sind, werden verkauft und in den Cafés werden spezielle Menüs passend zu den saisonalen Themen kreiert. Wer in Japan lebt, weiß, dass Äpfel und Pflaumen den Winter repräsentieren, Erdbeeren und Kirschen den Frühling, Pfirsiche, Wassermelonen und Minzschokolade den Sommer, und Kürbisse, Pilze und Süßkartoffeln den Herbst.

All diese saisonalen Speisen stehen in direktem Zusammenhang mit der Kaiseki-Küche. Bei diesen exquisiten und ganz im japanischen Stil gehaltenen Gerichte werden häufig lokale und saisonale Zutaten verwendet. Im modernen Japan findet man dieses Konzept der Saisonalität aber auch bei großen Ketten wie Starbucks, die perfekt mit der japanischen Kultur verschmolzen sind: Jeden Monat bringt das Unternehmen ein saisonales Getränk auf den Markt, das nach Saisonende nicht mehr erhältlich ist.

Saisonale Feste in Japan

Es ist kein Geheimnis, dass jedes Land seine Feste feiert und die Menschen Zeit damit verbringen, sich vorzubereiten und darüber nachzudenken, bevor sie stattfinden. Aber glaubt mir, Japan ist darin ein Meister. Nachdem ich eine Weile in Japan gelebt hatte, wurde mir klar, dass der strenge japanische Jahreszeitenkalender keine Lücken zwischen den Festen kennt.

Winter: Ein Mix aus traditionellen und neuen Feierlichkeiten

Das Jahr beginnt mit der Neujahrsfeier, einer Mischung aus traditionellen Zeremonien wie den Schreingebeten und modernen Zeremonien wie den Fukubukuros, günstigen Überraschungstüten, die in zahlreichen Geschäften erhältlich sind. Natürlich gibt es Neujahrsdekorationen bereits seit Anfang Dezember im Angebot, zeitgleich mit Weihnachten. Dabei ist wichtig zu wissen: Kauft all eure Neujahrsprodukte direkt zu Beginn des Jahres, um sie nicht zu verpassen, wie es mir passiert ist. Ich war Mitte Februar von meinem Heimaturlaub nach Japan zurückgekehrt und alle Hasen-Produkte für das Jahr 2023 waren bereits ausverkauft.

Von diesem Zeitpunkt an, bereiteten sich Geschäfte bereits auf Setsubun vor, ein japanisches Fest zur Vertreibung der Dämonen, die uns umgeben. Ihr werdet Dämonendekorationen in Supermärkten finden, während es zeitgleich Schokolade und Geschenke für Valentinstag zu kaufen gibt.

Frühling: Eine beispiellose Blumenzeit

Gleich nach diesem romantischen Fest ist es Zeit für die Hinamatsuri-Dekorationen (Puppentag), mit denen wir den Frühling begrüßen. Nicht zu vergessen auch mit dem White Day, einem weiteren Tag für Liebende und quasi dem zweiten Valentinstag, an dem die Männer Frauen Schokolade schenken. Gleichzeitig bringt diese Jahreszeit viele Blumenveranstaltungen mit sich, insbesondere die Sakura-Saison. Von Februar bis April könnt ihr eine große Anzahl an Sakura-Produkten erwerben. Für alle, die diese Blumen lieben, kann die Frühjahrszeit ein wahres Paradies sein… oder ein Albtraum für euren Geldbeutel. Die Frühlingsfeierlichkeiten enden mit dem Kodomo no Hi, dem Fest der Jungen, das mit zahlreichen Produkten rund um die Koinobori, die Karpfen-Flaggen, einhergeht.

Sommer: Feuerwerke und Sonnenblumen

Nach der Regenzeit mit Cafés voller Hortensien-inspirierten Menüs und weiteren Annehmlichkeiten, ist es Zeit für Produkte gegen Hitze, Sommerfeste und Feuerwerke. Spätestens jetzt solltet ihr euch einen Yukata zulegen und die vielen Feste besuchen, oder ihr holt euch Gadgets und Kleidungsstücke, die euch den japanischen Sommer überleben lassen.

Herbst: Die zwei großen Ereignisse in Japan

So überraschend es auch erscheinen mag, beginnt bereits ab September der Verkauf verschiedener Halloween-Produkte, die in den Geschäften erhältlich sind. Halloween gehört zu den beliebtesten Festen in Japan, und besonders in Tokio kann man zwei Monate lang gruselige Dekorationen, Kürbisse und Kostüme genießen. Das Kuriose daran ist: Wer in der letzten Oktoberwoche und der ersten Novemberwoche in Japan ist, kann ein merkwürdiges Phänomen beobachten. Bereits am 1. November verschwindet alles, was mit Halloween zu tun hat und wird praktisch über Nacht durch Weihnachtsdekorationen ersetzt. Und diese Jahreszeit dauert ebenfalls zwei Monate und fällt zufällig mit dem japanischen Neujahr zusammen. Dann beginnt der Kreis von neuem!

Einzigartige saisonale Produkte in Japan

Doch bei diesem komplexen Marketingsystem geht es nicht nur um die Feiertage, sondern auch um alle weiteren Produkte, die damit in Zusammenhang stehen. Japan hat für alles saisonale Produkte im Angebot, und zu den kuriosesten gehören unter anderem die Goshuin. Wer diese Welt einmal betreten hat, kommt nicht mehr davon los. Das ganze Jahr über kann man in Tempeln und Schreinen wunderschöne Stempel erwerben. Aber, was für euch eventuell neu ist, ist, dass manche davon saisonal sind und nicht überall verkauft werden. Es ist wie ein Rallyespiel, da jeder Tempel oder Schrein selbst entscheidet, ob er ein saisonales Goshuin herausbringen möchte. Wenn euch das Sammeln dieser zu anspruchsvoll ist, könnt ihr auch saisonale Postkarten kaufen. Zu jeder Jahreszeit gibt es wunderschöne und kunstvolle Postkarten in unterschiedlichen Formen und Farbe. Und wenn ihr die saisonalen Themen auch auf euren Körper verewigen möchtet, wie wäre es dann mit saisonalen Nägeln? Viele Nagelstudios in Japan bieten hübsche Designs mit Blumen und saisonalen Themen an.

Gründe für Japans zahlreiche saisonale Produkte

Auch wenn es viele Gründe dafür geben könnte, war die Saisonalität in der japanischen Gesellschaft einfach schon immer wichtig. Wer Japan zu verschiedenen Jahreszeiten besucht hat, wird feststellen, dass die Jahreszeiten sich deutlich voneinander unterscheiden. Dies ist eng mit dem Shintoismus verbunden, einer Religion, die sich auf die Zyklen der Erde konzentriert und die den landwirtschaftlichen Zyklus beeinflussen. Die Bedeutung saisonaler Produkte begann mit zahlreichen Festen, die diesen Veränderungen gewidmet waren, künstlerischen Ausdrucksformen, die den Wechsel der Jahreszeiten widerspiegeln, und lokalen Gerichten mit saisonalen Produkten, bis sie schließlich an die moderne Zeit angepasst wurden.

Nachdem ihr mehr über die verschiedenen Produkte gelernt habt, die ihr je nach Jahreszeit kaufen könnt, könnt ihr eure Reise nun auch nach euren Wünschen planen. Und falls ihr bereits in Japan wart und noch einmal wiederkommen möchtet, aber befürchtet, immer wieder dasselbe zu sehen, vergesst die verschiedenen Saisons nicht. Denn jede Jahreszeit bietet euch die Möglichkeit, Japan von einer völlig anderen Seite kennenzulernen.

Übersetzung von Yvonne Tanaka.

Maria Peñascal

Maria Peñascal

When I was young, I kept dreaming of the Land of the Rising Sun. So, one day, I decided to move to Japan to experience the country firsthand. Currently, I live between Spain and Japan, and I'm willing to share its culture through my writing and photography.